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Nachruf Nachruf: «Holdi» war einer der Besten auf dem Feld

Von Hans-Peter Berth 27.04.2001, 16:12

Dessau/MZ. - Werner "Holdi" Welzel lebt nicht mehr. Vorigen Sonnabend starb er 77-jährig im Städtischen Klinikum Dessau an einer schweren Lungenentzündung und an Bronchitis. Voraus ging über Jahre hinweg eine heimtückische, heutzutage noch unheilbare Krankheit. Die Kraft war zu Ende. In Dessaus Sportgeschichte wird sein Name Bestand haben. Der Name ist sogar in den Statistiken des Fußballbundes verewigt: "Holdi" Welzel stand in jener Schillerpark-Elf, die den 1949 erstmals ausgespielten FDGB-Pokal gewann. Er bestritt 1952 in Bukarest das zweite Länderspiel der DDR-Nationalmannschaft mit und trug ein halbes Jahr nach dem Rumänienspiel als Kapitän der B-Nationalelf zum ersten DDR-Länderspiel-Sieg bei.

Später machte sich "Holdi" Welzel auch als Trainer einen Namen. Was er für ein Talent war, kommt daran zum Ausdruck, dass Werner Welzel noch blutjung, noch nicht einmal 17 Jahre alt war, als er in der legendären Männermannschaft von Dessau 05 debütierte. Der schlanke, quirlige, technisch begnadete Stürmer mit dem lockigen, schwarzen Haar stieg bald zum Stammspieler und Publikumsliebling auf. Das war für ihn, als er 1932 als neunjähriger Stift sich dem Schillerpark-Verein angeschlossen hatte, wohl noch ein ganz kühner Kindheitstraum gewesen. Werners viel älterer Bruder Reinhold - Holdi genannt - hatte ihn einst zum Sportplatz mitgenommen. Fortan war Werner der "kleine Holdi". Jäh unterbrochen wurde sein sportlicher Aufstieg nach dem Gewinn der Gauliga-Meisterschaft 1942/43 und der Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft - Werner Welzel musste in den Krieg. Das Inferno überstand er zumindest körperlich unbeschadet, zudem hatte er das Glück, nach nur vierwöchiger amerikanischer Gefangenschaft nach Hause entlassen zu werden. "Holdi" Welzel konnte wieder seinem geliebten Sport nachgehen und war abermals erfolgreich. So schoss er in den ersten 13 Oberliga-Spielen der Saison 1952/53 ebenso viele Tore und führte als Mannschaftskapitän Motor Dessau mit sagenhaften 25:1 Punkten an die Tabellenspitze. Doch dieser Euphorie folgten bittere Zeiten.

Ausgangspunkt waren eine von außen geführte Kampagne gegen den Erfolgstrainer Willi Braun und die Differenzen der Mannschaft mit dem Nachfolgetrainer Walter Fritzsch. "Holdi" Welzel hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg, wurde daraufhin mit fünf anderen Mannschaftskameraden von Funktionären für ein halbes Jahr gesperrt und geradezu vom Schillerpark-Sportplatz verdammt. Welzel ging nach Leipzig, begann dort ein Trainerstudium und spielte "nebenbei" bei Vorwärts Berlin, wurde dann Assistenztrainer beim SC Rotation Leipzig. 1957 ließ er sich als Spieler reaktivieren und kickte bis 1960 bei Wissenschaft Halle und nach dem Zusammenschluss beim SC Halle - in der Saa lestadt deshalb, weil er an der dortigen Uni ein Sportlehrerstudium aufnahm.

Als fast 37-Jähriger beendete Welzel seine Oberligalaufbahn. Anschließend folgten übergangslos Trainerstationen bei Chemie Halle (1960-1962), Motor Dessau (1962-1966), HFC (1966-1974), Chemie Wolfen (1974-1982) sowie Motor Dessau (1982-1987). In Halle trainierte er die Fußballgrößen Bernd Bransch und Klaus Urbanczyk, in Wolfen den heutigen Bundesligastar Renè Tretschok. Natürlich freute es "Holdi" Welzel besonders, dass Sohn Rainer Fußballer und Sportlehrer wurde. Rainer ging als einziges Kind aus der 53 Jahre bestehenden Ehe hervor. Ehefrau Hildegard Welzel, das kann, ja muss hier gesagt werden, stand ihrem Mann in all den schweren Jahren seiner Krankheit rührend und aufopfernd zur Seite. Das sei ganz einfach ihre Pflicht gewesen, verwies sie. Pflicht der Dessauer Sportlerfamilie ist es, "Holdi" Welzel nicht zu vergessen.