Motorbootrennen in Dessau Motorbootrennen in Dessau: Familienbande auf der Elbe
Dessau/MZ. - Welcher der beiden Söhne der bessere Fahrer ist? "Als Vater", sagt Manfred Schulze, "legt man sich da nicht fest." Und egal, wer nun auf das Wasser geht, Schulzes Gefühle am Ufer sind immer die gleichen. "Ein bisschen Angst und ein bisschen Stolz fahren mit." Seit 20 Jahren.
Damals, 1986, beendete der Roßlauer Manfred Schulze eine der schillerndsten Motorbootkarrieren der DDR. Drei Meistertitel, die Berufung in die Nationalmannschaft, zahlreiche WM- und EM-Teilnahmen standen am Ende zu Buche. Immer mit dabei: Schulzes Söhne Frank und Andreas. "Die beiden sind praktisch auf den Rennplätzen aufgewachsen", erinnert sich der heute 62-Jährige. Dass sie eines Tages selbst ins Cockpit klettern würden, war programmiert.
"Eigentlich hat es mir meine Mutter zuerst verboten", erinnert sich Frank Schulze, der drei Jahre älter als Bruder Andreas ist. Doch gegen die Widerstände stieg Frank 1988 in das Boot seines Vaters und fuhr sofort Erfolge ein. 1993 beförderten die ihn in die 500er Klasse. "Frank hat sich sofort Respekt verschafft", erinnert sich der Vater. Die Krönung erfolgte im Jahr 1999: Frank Schulze wurde in Berlin-Grünau Weltmeister und durfte wenig später für ein Rennen sogar ein Formel-Eins-Boot steuern.
Zu diesem Zeitpunkt hatte auch Bruder Andreas in der Formel R-1000 Karriere gemacht. Zwei Mal deutscher Meister 1995 und 1996, ein Jahr später Champion in Europa. Der deutsche Motorbootrennsport schien fest in der Hand der Schulze-Dynastie. Doch der Zenit war erreicht. Frank Schulzes Team zerfiel, hinzu kamen Probleme mit dem Motorenhersteller, Ende 2002 musste er vorläufig Abstand nehmen vom Wasser. Andreas Schulze fuhr zwar weiter. Sein Betätigungsfeld liegt längst aber auch außerhalb der Rennstrecke. Als Chef des MBC Elbe Dessau organisiert er jedes Jahr das Motorbootrennen an der Dessauer Elbe. Unterstützt wird er dabei von seinem Vater, der den Startbereich leitet, sowie Veranstaltungsleiter und Onkel Wolfgang Schulze. "Natürlich wünscht man sich ein tolles Event und einen Sieg", meint Andreas Schulze. Sollte das klappen, schließt sich der Familienkreis. Die Zielflagge in Dessau schwenkt Bruder Frank.