Mord aus DDR-Zeiten Mord im Vogtland an Heike Wunderlich nach 30 Jahren wohl aufgeklärt
Dresden - Es war der 9. April 1987, als das Drama geschah: Heike Wunderlich aus dem Vogtland in Sachsen besuchte eine Freundin. Sie ist mit dem Moped unterwegs zurück nach Hause, als sie abends auf ihren Mörder trifft. Am nächsten Morgen findet ein Soldat ihre Leiche neben dem Moped an der heutigen Bundesstraße 173 in einem Wald. Die junge Frau ist vergewaltigt und dann erdrosselt worden. Personalausweis, Schlüsselbund mit silberfarbener Schmuckkette sowie ein schwarzer Ledergürtel fehlten.
Zwei Jahre sucht die Polizei
29 Jahre ist das jetzt her, ein Mord aus einer anderen Zeit als das Vogtland noch DDR war. Das letzte ungeklärte große Verbrechen im ehemaligen Bezirk Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz. Zwei Jahre nach der Tat war die Mord-Akte zunächst ergebnislos geschlossen worden. Später hatte die Polizei mit einem Gentest nach dem Mörder gefahndet. Sie hat die Sache nie ruhen lassen und sich immer wieder damit beschäftigt.
Nun ist das Verbrechen, fast eine Generation später, aufgeklärt. „Das ist ein bemerkenswerter Ermittlungserfolg. Er zeigt, was moderne Technik und Analysemethoden inzwischen leisten können“, meinte Innenminister Markus Ulbig (CDU).
Ein „Treffer“ gefunden
Die Polizei hat einen Verdächtigen festgenommen, einen 60 Jahre alten Mann aus Gera, wie die Staatsanwaltschaft in Zwickau mitteilte. Bei erneuten DNA-Untersuchungen mit „modernsten kriminaltechnischen Methoden“ war das Landeskriminalamt Sachsen auf eine bislang unbekannte Spur gestoßen, hieß es. Ein absoluter Glücksfall, so LKA-Sprecher Tom Bernhardt.
LKA-Experten hatten die Spur extrahiert und in die DNA-Datei eingestellt, wo der 60-Jährige bereits wegen anderer Straftaten gespeichert war. Dann machte es Klick, der Computer meldete einen „Treffer“. Der Mann wurde verhaftet und musste wegen gesundheitlicher Probleme nach der Festnahme in das Leipziger Gefängnis-Krankenhaus gebracht werden.
Beim Landeskriminalamt freut man sich über den Treffer. Möglich wurde er, weil sich in den vergangenen Jahren die Methoden der DNA-Analyse immer weiter verfeinert haben. Solch eine retrograde Klärung eines Verbrechens komme selten vor, sagte Sprecher Bernhardt. Bundesweit werde bestenfalls ein Fall pro Jahr in ähnlicher Weise gelöst, was schlicht daran liege, dass bei soweit zurückliegenden Verbrechen häufig verwertbare DNA-Spuren fehlten. Was damals gesichert wurde, sei oft verunreinigt.
Früher habe man für Abgleiche lebendige DNA - frisches Blut oder eine Haarwurzel - benötigt. „Inzwischen reicht theoretisch ein getrockneter Spuckefleck, den man auf einem Hemd hatte.“
Die neue Technik holt die Täter ein
So selten, wie man aber annehmen möchte, sind derart später Ermittlungserfolge auch wieder nicht. Es gab immer wieder spektakuläre Treffer: 2011 klärte die Polizei in Bad Segeberg in Schleswig-Holstein einen Mord an einer Schwesternschülerin aus dem Jahr 1984. In Niedersachsen fasste die Polizei zwölf Jahre nach der Tat den Vergewaltiger einer Schülerin. Im April 2011 war ein 65-Jähriger Mann verhaftet worden, der zwischen 1969 und 1984 im Raum Hamburg fünf Morde begangen hatte.
Und 2013, 43 Jahre nach der Tat, löste der Flensburger Kriminalbeamte Frank Reisch den ältesten nicht aufgeklärten Mordfall seiner Behörde. Er ermittelte den Mörder einer jungen Verkäuferin, die am 6. Januar 1970 unweit ihres Elternhauses in Flensburg sexuell missbraucht, ausgeraubt und brutal umgebracht wurde. Der Mörder konnte aber nicht mehr belangt werden: Der Mann war ein Jahr zuvor gestorben. (mit dpa)