Kommentar zur Kulturpolitik Kommentar zur Kulturpolitik: Untere Liga
An Kritik hat es nicht gefehlt in den Gastbeiträgen, die zuletzt in dieser Zeitung zum Thema „Sparziel Kultur?“ erschienen sind. Aber auch nicht an Verständnis für die klamme Finanzlage Sachsen-Anhalts. Kulturinteressierte sind keineswegs weltfremd.
Wie aber wird es künftig bestellt sein um die Kultur im Lande? Der zuständige Fachminister, Stephan Dorgerloh von der SPD, kann mit frommen Spar-Botschaften und Durchhalteparolen die Armut nicht einmal kaschieren. Und die Stimmung bei den Künstlern, namentlich bei den Theaterleuten, ist schlecht.
Dabei soll der Blick doch nach vorn gehen, was angesichts der Vorgeschichte allerdings schwer fällt. Da war vom Landtag ein Kulturkonvent installiert worden, der nach harten, aber guten Diskussionen standfeste Ergebnisse eingefahren hat. Auch im Hinblick auf unausweichliche Strukturveränderungen bei den Bühnen des Landes.
Nur blieben die Empfehlungen eben Empfehlungen, die Landesregierung hat anders entschieden. Man wird den Kulturetat nicht nur nicht erhöhen, sondern Diät empfehlen statt Brot zu reichen. Und es gibt keine Zeitschiene, wie der Konvent sie empfahl, das Kind soll vielmehr mit dem Bade ausgeschüttet werden. Das ist nachhaltiges Handeln der anderen Art.
Die Theater in Halle und Dessau-Roßlau werden an dieser magersüchtigen Politik vielleicht nicht zugrunde gehen, aber irreparablen Schaden davontragen. Und ob Eisleben in der gewollten Fusion mit dem Nordharzer Städtebundtheater eine Zukunft hat, wird vom Geschick derer abhängen, die das im Detail auszuhandeln haben. Was viele Menschen aber zu Recht ärgert, ist die Arroganz der Macht, mit der sich Politik über den Sachverstand breiter Publikumsschichten hinwegsetzt. Hier gibt es noch weniger Mut als Geld. Und gar keine Fantasie.
Versucht man, sich das Szenario auszumalen, so wird Sachsen-Anhalt über kurz oder lang ein Land sein, das in der Hauptsache mit ein paar repräsentativen Museen und Geschichtsorten auffällt: Das Landesmuseum für Vorgeschichte an erster Stelle, dazu die Lutherstätten, das Bauhaus, die Franckeschen Stiftungen, das Händel-Haus und die Moritzburg in Halle.
Die Theaterkost hingegen wird magerer. Bleibt Dessau-Roßlau nur die Oper, Halle allein das Schauspiel? Auf diesen Notstand läuft es doch offenbar hinaus. Und gibt es vielleicht nur noch ein Ballett für alle großen Häuser? Damit könnte man sich vielleicht sogar anfreunden, wenn es denn eine Kompagnie wäre, die Aufsehen zu erregen vermag.
Bei alledem wird man den Kultusminister freilich nicht aus seinem Wort entlassen können: Kultur sei mehr als nur ein weicher Standortfaktor. Schön gesagt. Und mit Konsequenzen, im Guten oder im Bösen.
Einstweilen muss man Letzteres befürchten. Wie es aussieht, wird Sachsen-Anhalts Kultur demnächst in einer unteren Liga spielen. Immer mehr Menschen werden abwandern, anderen wird die Lust vergehen, sich hier anzusiedeln. Wer dieses Schreckens-Szenario nicht will, muss etwas dagegen tun. Auch mit Geld. Mit Mut. Und mit Fantasie.
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