Jubiläum Jubiläum: Zugabfahrt beendet Endspiel
Ballenstedt/MZ. - Acht Jahre nach der Gründung des Deutschen Fußballbundes in Leipzig kam es ab 1908 auch im Bereich Harzgau zum regionalen Spielbetrieb. Mannschaften wie Quedlinburg und Thale (1904 gegründet) oder Opperode (1906) gehörten ebenso dazu wie der 1908 gegründete Fußballclub Askania unter Vorsitz von Bertold Mauß. Dem Hause Anhalt verpflichtet waren die Farben schwarz-gelb - bis heute als Markenzeichen.
Vereinsvorsitzender Günter Hellmann warf zur Festveranstaltung, zu der viele der ehemaligen und aktuellen Spieler, Trainer und Funktionäre geladen waren, noch einmal einen umfangreichen Blick in die Geschichte des Vereins, die auch in einer Festschrift unter der Regie von Bernd Kamla verewigt wurde. Er berichtete von anfänglich 26 Mitgliedern, aus denen hundert Jahre später 166 geworden sind, aber auch von Konkurrenz in der eigenen Stadt, die mit dem SV 1921 Ballenstedt entstand, in dem Werner Kamla, der spätere Fußballchef, seine aktive Zeit begann.
Nach einer Pause im Krieg wurde 1946 mit der FDJ-Sportgemeinschaft ein Neuanfang gestartet. 1947 nahm die Mannschaft wieder an Punktspielen teil, was ein Jahr später mit dem Sieg im Kreis Ballenstedt und dem Aufstieg in die Bezirksklasse endete. Die Trikots dafür entstanden aus Fallschirmseide, "von Müttern nach Maß genäht", wie sich der damalige Spieler Horst Bothe, heute in München lebend, erinnerte. Weil viele bei der Bahn arbeiteten, starteten die Fußballer ab 1951 als Lok Ballenstedt auch im Wettbewerb der Eisenbahner-Teams und kamen sogar bis ins Endspiel in Cottbus. Doch letztlich verloren sie nicht aus sportlicher Sicht: Nach dem 2:2 nach 90 Minuten mussten die Spieler wegen der Abfahrt des Zuges auf die Verlängerung verzichten.
Zwei Jahre später wurde der Großverein Einheit Ballenstedt mit dem Vorsitzenden Günter Krüger und Werner Kamla als Fußballchef gegründet. Nun in rot-rot oder weiß-rot wurde das Niveau im Kreis mitbestimmt und auch mehrfach der Sprung in die Bezirksklasse geschafft. Markenzeichen bis heute ist die gute Nachwuchsarbeit. Das Aushängeschild des Vereins, der früher Bundesliga-Profi Marco Gebhardt (Eintracht Frankfurt, Energie Cottbus), heute bei Drittligist Union Berlin unter Vertrag, kam persönlich an die Stätte der ersten Sporen auf dem Rasen zurück. Ab 1983 war Klaus Schönemann bis 1990 der Abteilungsleiter Fußball, in den letzten Jahren in der BSG Einheit / Kraftverkehr.
Noch 1990 wurde der FSV Askania wiedergegründet, anfangs mit Michael Bobka als Vorsitzendem. Sein Erbe trat 1992 Günter Hellmann an. 1991 gelang mit Platz vier in der Bezirksklasse das beste Ergebnis, mit dem viel zu früh verstorbenen Mike Rosentreter als Torschützenkönig unter Trainergespann Johannes Nettling und Karsten Knauth. Auch Mädchen- und später eine Frauenmannschaft gab es zwischenzeitlich. Einige, wie Manuela Eichler in Thale, sind heute noch aktiv. Ein anderer nicht mehr: Horst Bollmann zog sich nach über tausend Spielen als Schiedsrichter im Vorjahr zurück. Die Höhen und Tiefen in den Platzierungen bescherten den Askanen, die 2007 der letzte Meister des Kreises Quedlinburg geworden waren, ausgerechnet im Jubiläumsjahr den Abstieg aus der Landesklasse. "Wir sind aber so gefestigt", erklärte der Abteilungsleiter Karsten Knauth, "dass uns das nicht umwirft" und blieb damit auch dem Motto des Vereinsliedes treu, "Aber eins, das bleibt bestehen - die Askania wird nie untergehen."