1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Hans Herrmann: Hans Herrmann: «Rasender Konditor» wird 75 Jahre

EIL

Hans Herrmann Hans Herrmann: «Rasender Konditor» wird 75 Jahre

Von Elmar Dreher 20.02.2003, 16:28
Ein Archivbild vom 09.08.1953 zeigt den Stuttgarter Porsche-Werksfahrer Hans Herrmann im Fahrerlager beim Bergrennen auf dem Schauinsland, wo er in der Klasse bis 1500 Kubikzentimeter Deutscher Meister wurde (8:01,30 Stunden - Durchschnittsgeschwindigkeit 89,9 km/h). Der Allround-Rennfahrer wird am 23.02.2003 75 Jahre alt (Foto: dpa).
Ein Archivbild vom 09.08.1953 zeigt den Stuttgarter Porsche-Werksfahrer Hans Herrmann im Fahrerlager beim Bergrennen auf dem Schauinsland, wo er in der Klasse bis 1500 Kubikzentimeter Deutscher Meister wurde (8:01,30 Stunden - Durchschnittsgeschwindigkeit 89,9 km/h). Der Allround-Rennfahrer wird am 23.02.2003 75 Jahre alt (Foto: dpa). dpa

Stuttgart/dpa. - Als «rasender Konditor» backte Hans Herrmann immer große Brötchen. Doch der Rennfahrer «aus Leib und Seele» hat sich nie mit dem Spitznamen anfreunden können, da er den erlernten Beruf nie ausgeübt hat. «Diese Ausbildung zögerte nur die Einberufung zum Militär hinaus», verriet der aus einer Stuttgarter Gastronomenfamilie stammende Schwabe. «Schon mit 20 Jahren habe ich als Fuhrunternehmer gearbeitet.»

Autos und Motoren sind noch heute seine Welt. Noch immer leitet der am Sonntag seinen 75. Geburtstag feiernde rüstige Renn-Renter seine eigene Firma für Autotechnik in Sindelfingen-Maichingen. «Ich bin fit und voll im Geschäft», sagte er der dpa. «Ich hab' noch immer das Sagen und kann mir das auch nicht anders vorstellen.»

Auf eine Spritzfahrt in seinem geliebten Silberpfeil muss Herrmann an seinem Festtag verzichten. Obwohl der gesellige Geschäftsmann gerne in ähnlich großer Runde wie bei seinem 70. gefeiert hätte, zieht er sich seiner Frau zu Liebe ins Schweizer Wallis zurück. Bei der großen Jubiläumsveranstaltung «100 Jahre Solitude Rennen» Ende Juli sticht Herrmann aber auf dem alten Kurs mit der geliebten Aluminiumkiste in die Kurven. «Ganz klar, da sitz' ich im Silberpfeil W 196, mit dem Juan Manuel Fangio Weltmeister wurde.»

Der Rennbazillus hatte Herrmann schon als Knirps erfasst. «Motorsport hat für mich alles bedeutet. Das war schon als kleiner Bub mein Traumberuf», erzählte er. Sein Debüt mit 24 endete aber in einem Fiasko. Der Neuling verfuhr sich bei der Hessischen Winterfahrt hoffnungslos. «Da wusste ich, Rallyes sind nichts für mich.»

Herrmanns Aufstieg begann, als ihn Porsche 1953 als Werksfahrer verpflichtete. «Ich hatte immer Sau-Glück», sagte er. Durch seine Klassensiege bei den Klassikern Mille Miglia und Le Mans wurde Alfred Neubauer auf den Jungspund aufmerksam. Der legendäre Mercedes- Rennleiter nahm Herrmann beim Comeback der Silberpfeile 1954 in sein Formel-1-Team auf. Er schloss seine erste Grand-Prix-Saison nach einem dritten Platz in der Schweiz und einem vierten Rang in Italien als Gesamtsechster ab.

In 18 Jahren Motorsport fuhr der Allrounder bei Bergrennen bis zur Formel 1 alles, was vier Räder hatte: Neben seinen Hausmarken Porsche und Mercedes auch Abarth, Borgward, BRM, Ferrari, Lotus, Lola Cooper oder Maserati. Bei 100 Langstreckenrennen feierte Herrmann 22 Siege. Drei Mal wurde er deutscher Rennsportmeister. Zu seinen schönsten Erfolgen zählt er den Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans 1970 im Porsche 917: «Es war für Porsche und für mich der erste Gesamtsieg bei diesem Langstrecken-Klassiker», strich er die besondere Bedeutung dieses zugleich letzten Renneinsatzes heraus.