EM-Qualifikation EM-Qualifikation: DFB-Elf macht Schlappe gegen Tschechien wett
Hannover/Frankfurt/dpa. - «In der Offensive waren wir über weite Streckenbeweglich, agil und haben gute Kombinationen gehabt», freute sichBundestrainer Joachim Löw über die Rückkehr in die Erfolgsspur. DiePfiffe nach dem 0:3-Rückschlag gegen Tschechien sind vergessen,45 016 Zuschauer bejubelten in Hannover die Tore-Show von ClemensFritz (2.), Miroslav Klose (20.), Thomas Hitzlsperger (82.) undPodolski (53.).
«Das war eine kleine Wiedergutmachung für Tschechien», erklärteder 22-jährige Hauptdarsteller, der als Mittelfeld-Stürmer an allenvier Treffern beteiligt war. Ein Show-Training am Sonntag inFrankfurt musste der Münchner wegen einer Blessur am großen Zeh desrechten Fußes früher beenden. Miroslav Klose und Serdar Tasci fehltenwegen Knie-Problemen bei der öffentlichen Übungseinheit vor 31 000Fans ganz. Der bisherige Besucher-Trainingsrekord von 42 000 aus demMai 2006 wurde nicht verbessert.
«Lukas hat ein Klasse-Spiel gemacht», betonte sein großer FördererLöw und lobte die nahezu perfekte Umsetzung seiner Idee: Alszusätzliche Offensiv-Kraft zum Angriffs-Duo Miroslav Klose (jetzt mit36 Länderspiel-Toren allein auf Rang acht der ewigen Rangliste) undMario Gomez war Podolski der gefährlichste und beste Mann auf demPlatz. «Ich bin ein Typ, der gern den Ball am Fuß hat, der mehr mitTempo aus dem Mittelfeld kommt. Das kann man von der Position ganzgut», sagte der Münchner, der in der Nestwärme des DFB-Teams ganzanders aufblühen kann als beim FC Bayern.
«Ich bin froh, dass die Mannschaft den Fans gezeigt hat, was siekann. Bei der EM wird sie natürlich stärker gefordert, aber auch daswird sie packen», urteilte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Löwversprach für den Abschluss der EM-Qualifikation am Mittwoch denfinalen Angriff auf den Gruppensieg: «Ich erwarte, dass wir gegenWales gewinnen. Und wir haben gesehen, dass die Zyprer sehr gutenFußball spielen können. Ich bin überzeugt, dass sie gegen Tschechienzumindest einen Punkt machen.»
Wichtiger als der erste Platz in der Gruppe ist im Hinblick aufdie EM-Auslosung am 2. Dezember in Luzern aber die Punktausbeute. Miteinem «Dreier» gegen Wales würde sich Deutschland einen Platz imzweiten Lostopf sichern und damit nach dem gegenwärtigem Stand vorallem Angstgegner Italien in der Vorrunde aus dem Weg gehen. Löw willsich damit erst nach der Partie am Mittwoch beschäftigen, doch derAusblick auf die EM-Endrunde ist optimistisch.
Gegen Zypern fehlte nicht nur das komplette WM-Mittelfeld mitBallack, Frings, Schneider und Schweinsteiger, sondern insgesamt neunEM-Kandidaten. «Wir gehen davon aus, dass die Spieler zurückkommen,spätestens zur neuen Länderspiel-Saison - da gibt es einen heißenWettbewerb», bemerkte Löw. Ex-Bundestrainer Rudi Völler, der zusammenmit der DFB-Elf 2004 die letzte EM in den Sand gesetzt hatte, siehtden aktuellen Jahrgang schon auf dem Weg der Weltmeister-Mannschaftvon 1990, die damals über Jahre das Publikum verzückt hatte. Löwallerdings wies nach dem Zypern-Sieg auch auf Defizite hin: «Ichhätte mir gewünscht, dass wir in manchen Situationen noch mehrnachgesetzt und über längere Zeit das Tempo hochgehalten hätten.»Auch etliche Wackler in der Defensive waren nicht zu übersehen.
Die heiß diskutierte Torwart-Situation will Löw nichtüberbewerten. Gegen Zypern hatte Jens Lehmann trotz fehlenderSpielpraxis erneut ein klares Signal für seine «außergewöhnlicheKlasse» gesetzt. In den nächsten Tagen will der Bundestrainer dennochdas Gespräch mit seiner unumstrittenen Nummer 1 suchen: «Jens weiß,dass es nicht so einfach ist, jemanden beim Turnier zu bringen, deracht, neun Monate nicht gespielt hat.»
Für Aufregung im Frankfurter DFB-Quartier, wohin das Team noch inder Nacht gereist war, sorgten gewagte Interpretationen einer Szenenach 58 Minuten, wonach ein offensichtlich harmloses Kratzen vonLehmann mit dem Mittelfinger an der Schläfe als Fan-Beleidigungausgelegt werden könnte. «Ich weiß, dass er Respekt vor den Fanshat», erklärte DFB-Chef Zwanziger. Auch Lehmann wies jeden Verdachtklar zurück: «Ich habe in meinem Leben so etwas noch nicht gemacht.»
Am Sonntag stieß auch Kapitän Michael Ballack wie angekündigt zumDFB-Team. Der derzeit weiter um sein Comeback ringende Profi des FCChelsea wird mit Bundestrainer Löw über seinen Fitness-Zustand reden.Zugleich stehen Vorgespräche über die EM-Prämien mit DFB-Verantwortlichen an. Verbandssprecher Harald Stenger betonte aber,dass es keine konkreten Verhandlung vor dem Wales-Spiel gebenwürde «und schon gar keine Entscheidung». Dafür müsse DFB-PräsidentZwanziger mit am Tisch sitzen. Das sei nicht vorgesehen.