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Baden-Württemberg Baden-Württemberg: Die vergessenen Wurzeln der Hohenzollern

Von Arno Schütze 22.07.2005, 09:00
Thront majestätisch auf einem vorgelagerten Berg der Schwäbischen Alb: die Hohenzollernburg nahe Hechingen. (Foto: dpa)
Thront majestätisch auf einem vorgelagerten Berg der Schwäbischen Alb: die Hohenzollernburg nahe Hechingen. (Foto: dpa) dpa

Hechingen/dpa. - Bei Nebel im Tal scheint das Schloss imHimmel zu schweben: Aus samtigen Wolken stechen funkelnde Türme undZinnen hervor. Die Burg Hohenzollern thront majestätisch auf einemvorgelagerten Berg der Schwäbischen Alb nahe Hechingen. Im Innerenwarten prunkvolle Räume, Schatzkammern und Geheimgänge. Ein Besuchdort oder im wenige Kilometer entfernten HohenzollernschlossSigmaringen ist aber immer auch ein spannender Trip in die langeGeschichte einer der bedeutendsten Herrscherfamilien Deutschlands.

Die letzten deutschen Kaiser gehörten zu den Hohenzollern. DieBurg in Hechingen ist der Stammsitz ihres Geschlechts. Wie einerriesigen Zeichnung in der Stammbaumhalle zu entnehmen ist, teiltesich die Adelsfamilie im 15. Jahrhundert in eine schwäbische und einefränkische Linie, letzterer fiel die Herrschaft über Brandenburg zu.Dort krönten sich die Hohenzollern 1701 zu Königen, ab 1871 waren sieauch deutsche Kaiser. Ihre schwäbischen Wurzeln vergaßen sie, bis diebeiden eigenständig gebliebenen hohenzollerischen Fürstentümer imSüdwesten 1849 an Preußen fielen.

Die märchenhafte Burg Hohenzollern sieht mit ihren wehrhaftenMauern und der schroffen Verspieltheit ihrer Giebel und Erker aus,als stamme sie aus dem tiefen Mittelalter. Tatsächlich habenArchitekten sie erst vor rund 150 Jahren entworfen. Die Vorgängerwaren im Krieg zerstört oder mangels Pflege zur Ruine geworden. Ab1850 bauten die Preussen ihren Stammsitz wieder auf und trugen dortauch Kunst und Kitsch zusammen. Neben den üblichen Herrscherporträts,Ritterrüstungen und goldüberladenen Trinkhörnern, ist in der Burgaber auch die schwer Edelstein beladene echte Krone der letztenPreußen zu sehen.

Mittlerweile hat sich die Burg zum Besuchermagnet entwickelt.«Rund 350 000 Menschen kommen jedes Jahr», sagt Touristenführer DirkHörmann. Zu den Höhepunkten eines Rundgangs gehören der neogotischeGrafensaal mit seinen kirchähnlichen Säulen und den schweren Lüsternsowie das holzgetäfelte Markgrafenzimmer. «Für Kinder ist besondersder erst kürzlich entdeckte Geheimgang ein spannendes Abenteuer»,sagt Hörmann. Der stamme schon aus dem Mittelalter, als von der Burgaus noch Raubritter in die Umgebung zogen.

Das Schloss Sigmaringen liegt in einer nicht minder reizvollenLandschaft wie die Hechinger Burg, wenn auch nicht so hoch. Von einemJurafelsen im Donautal blicken Besucher auf die Stadt, hinter dersich der Naturpark Obere Donau mit seinen Radfahr-, Wander- undKanumöglichkeiten erstreckt.

Das Gesicht der Festung auf dem Fels, die schon von den Römerngenutzt wurde, hat sich im Verlauf der Jahrhunderte und zahlreichenBesitzerwechsel stark verändert. Die mittelalterlichen Bauten derStaufer machten bis auf Reste für Renaissancebauten Platz. Späterkamen neogotische und historistische Elemente dazu. In den prächtigenSälen findet sich ein Sammelsurium wertvoller Möbel,Porzellangegenstände und Gemälde sowie eine der größtenWaffensammlungen Europas.

Besucher können den Prunk nicht nur anschauen, sondern selbst fürein paar Augenblicke wie ein Fürst leben. «Bei den Themenführung"Prunk, Putz, Puder, Pastete, Poker und Paradies" können dieTeilnehmer in den Gemächern auf den echten Möbeln Platz nehmen undbekommen in der Schlossküche zubereitete Häppchen und Sekt gereicht»,erklärt Führer Heiner Brod. Auch Gegenstände und Kleidungsstückedürfen sie mit den Händen betasten. Bei anderen Rundgängen geht es umFrauen oder Kammerdiener im Schloss sowie Adel und Arbeiter. «Kinderkönnen mit Nase, Ohren und Händen auf Spurensuche gehen.»

Zeugnis der langen Tradition der bedeutendsten Herrscherfamilie Deutschlands - der Ahnensaal im Schloss der Hohenzollern in Sigmaringen. (Foto: dpa)
Zeugnis der langen Tradition der bedeutendsten Herrscherfamilie Deutschlands - der Ahnensaal im Schloss der Hohenzollern in Sigmaringen. (Foto: dpa)
Arno Schütze