29. Juni 2009 29. Juni 2009: Deutschland ist U 21-Europameister

Malmö/dpa. - Die deutschen U 21-Fußballer haben das schwedischeMittsommer-Märchen wahr gemacht und mit packendem Powerfußball ihren ersten EM-Titel gefeiert. Mit der besten Turnierleistung bezwang die wie entfesselt aufspielende Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch am Montag die favorisierten Engländer verdient mit 4:0 (1:0). Der Leverkusener Gonzalo Castro (23. Minute), der überragende Bremer Spielmacher Mesut Özil mit einem Freistoß aus 35 Metern (48.) und Zweitliga-Stürmer Sandro Wagner (79./84.) ließen die DFB-Spitze mit Präsident Theo Zwanziger und Bundestrainer Joachim Löw auf derTribüne jubeln. Dank des überzeugenden Erfolges im New Stadium vonMalmö machten die Nachwuchs-Stars nach den EM-Titeln von U 17 und U19 das Junioren-Triple für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) perfekt.
Schon nach dem vorentscheidenden 2:0 durch Özil, bei dessenFreistoß Englands Torwart Scott Loach eine unglückliche Figur abgab,stürmten die Spieler auf ihren scheidenden Coach zu und begruben daseinstige «Kopfballungeheuer» unter sich. Der 58-Jährige kehrt nachseiner vollbrachten Titel-Mission zur U 20 zurück und wird von RainerAdrion beerbt. Der sonst so besonnene und ruhige Hrubesch dirigierteseine Elf von der ersten bis zur letzten Minute lautstark von derBank - und reckte um kurz nach halb elf stolz, erleichtert underledigt die Arme in den schwedischen Abend-Himmel über Malmö.
«Jetzt haben wir uns eine schöne Feier verdient», sagte der starkeDortmunder Mats Hummels, während seine Teamkollegen auf dem Rasen imKreis um Hrubesch herum tanzten. Die große Feier jedoch hatte schonvor dem Schlusspfiff begonnen. In den letzten Sekunden der Partiebespritzten die Ersatzspieler ihren Coach mit Wasser. «Wir haben dasumgesetzt, was der Trainer gesagt hat», sagte Özil, der von der UEFAzum «Spieler des Spiels» gewählt wurde. Die neuen Europameisterbedankten sich mit einem riesigen Transparent beim Publikum.
Im zweiten Turnier-Duell mit den Engländern hatte Hrubescherstmals die taktische Formation verändert. Statt des 4-4-2 setzteHrubesch auf ein 4-1-4-1 mit dem Duisburger Wagner als einzigerSpitze und Hummels als «Sechs». Als dritter Neuer im Vergleich zumglücklichen Halbfinal-Sieg gegen Italien kehrte der zuletzt verletzteKapitän Sami Khedira vom VfB Stuttgart zurück.
Auch wenn die Engländer in den ersten Minuten mehr Ballbesitz unddurch Arsenal-Angreifer Theo Walcott auch die erste Chance (3.)hatten, erwies sich die neue taktische Ausrichtung als klugerSchachzug. Defensiv standen die Deutschen sicher - und der erstegeniale Spielzug fand in der verdienten Führung seine Vollendung.Einen feinen Pass von Özil lupfte Castro über Loach hinweg ins Netz.Loach vertrat den gesperrten Joe Hart, der im Halbfinale gegenSchweden im Elfmeterschießen zum zweiten Mal Gelb gesehen hatte.
In einer höchst unterhaltsamen und flotten ersten Halbzeit hattenÖzil (15./43.) und dessen Bremer Vereinskamerad Sebastian Boenisch(35.) weitere Tormöglichkeiten - auf der anderen Seite wurde der bisdato überragende und hochgelobte Schalker Schlussmann Manuel Neuerkaum geprüft. Ein Schuss von James Milner (26.) ging knapp vorbei.
Das Team von Trainer Stuart Pearce hatte personell mit derbritischen B-Elf aus dem Vorrunden-Spiel wenig gemein - nur zweiSpieler vom 1:1 standen in der Startformation. Spielerisch hattedagegen die Hrubesch-Elf wenig gemein mit dem damaligen Auftritt. Inihren roten Trikots ging die «Heimmannschaft» aggressiv und bissig zuWerke - und überstand auch nach dem Wechsel noch zwei brenzligeSituationen. Lee Cattermole traf die Latte (58.), Adam Johnson (61.)scheiterte per Hacke an Neuer. Mit zwei Treffern kurz vor Schlussschließlich machte Wagner die gelungene Revanche für das verloreneEM-Finale 1982 gegen die «Three Lions» perfekt.