Volleyball-Bundesliga Neue Rivalen: Berlin und Lüneburg vor heißer Finalserie
Zum ersten Mal seit 2012 treffen die Berliner Volleyballer im Finale nicht auf Friedrichshafen. Der Rivale aus Lüneburg hat den Rekordmeister schon zweimal mächtig geärgert. Die Emotionen kochen hoch.

Berlin/Lüneburg - Erstmals seit 28 Jahren könnte der deutsche Volleyball-Meister nicht Berlin oder Friedrichshafen heißen. Und vor dem Duell mit dem Rekordmeister aus der Hauptstadt heizt der Final-Neuling aus Lüneburg die Stimmung noch an.
„Der Fernsehturm wackelt“, sagte SVG-Geschäftsführer Andreas Bahlburg der „Süddeutschen Zeitung“. Und: „Wenn wir die Schale holen, brennt ganz Lüneburg.“ Die Niedersachsen haben sich in dieser Spielzeit auf dem Papier zu einem Angstgegner für den Serienmeister entwickelt.
Auf die forschen Ansagen vom Rivalen reagierte Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand nach außen hin betont gelassen. „Wir begrüßen sehr diese Euphorie, die da bei unserem Gegner herrscht“, sagte der 72-Jährige der dpa vor Beginn der Finalserie um die Volleyball-Meisterschaft am Sonntag in der Max-Schmeling-Halle (16.00 Uhr). Mehr gebe es zu dem Thema nicht zu sagen.
Doch die Hauptstädter dürften nicht nur darauf brennen, den neunten Meistertitel in Serie zu holen, sondern auch zu zeigen, wer wirklich die Nummer eins in Volleyball-Deutschland ist.
Volleys haben noch eine Rechnung offen
In der Champions League warfen die „Lüne-Hünen“ den Favoriten aus Berlin Ende Februar in der K.o.-Runde raus. Zehn Tage später gab es in der Liga eine weitere Niederlage für den erfolgsverwöhnten Hauptstadtclub. „Wir werden jetzt eine andere BR-Volleys-Mannschaft erleben als zuletzt gegen Lüneburg“, ist sich Niroomand sicher.
Dass die Niederlagen gegen die Niedersachsen die Volleys mental noch immer belasten, glaubt er nicht. „Es ist eher umgekehrt. Alle Spieler freuen sich, weil sie noch eine Rechnung offen haben“, sagt er. „Was bisher war, lässt sich nicht ändern, aber wir haben daraus unsere Lehren gezogen“, ergänzt Trainer Joel Banks. In der Serie im Modus Best-of-five wollen die Berliner das nationale Triple aus Ligacup, Pokalsieg und Meisterschaft vollenden.
Kein „Kindergeburtstag“ in Lüneburg
Die Atmosphäre dürfte hitzig werden, insbesondere in Lüneburg. Beim Ligaspiel kam es zuletzt zu einem kleinen Eklat. Berlins Ausnahme-Diagonalangreifer Jake Hanes war beim Versuch, einen Ball zu retten, mit einem Helfer am Anschreibetisch kollidiert. Ihm wurde Rücksichtslosigkeit unterstellt. Er war fortan heftigen Anfeindungen aus den Zuschauerreihen ausgesetzt. Wenig später sah er Gelb-Rot wegen Meckerns.
„Die Zuschauer in Lüneburg verhalten sich nicht gerade wie auf einem Kindergeburtstag“, nahm Niroomand seinen Spieler in Schutz, räumte aber auch ein, dass dieser sich besser unter Kontrolle haben müsse. „Seine Karambolage neben dem Spielfeld war sicher keine Absicht, schon gar nicht bei den beengten Verhältnissen in der Halle dort.“
SVG-Trainer Stefan Hübner wollte den Vorfall nicht überbewerten. „Wenn das Spiel vorbei ist, ist es vorbei. Für uns ist das abgehakt“, sagte er. Hanes sei ein supernetter Typ, der sich auf dem Feld im Grenzbereich bewege. „Es ist auch nicht hilfreich, wenn da Leute auf der Tribüne etwas hinterherrufen. Man muss den Sportler schützen und ihn nicht bestimmten Dingen mehr aussetzen.“
Duell der Gegensätze
Schon jetzt haben es die Lüneburger mit ihrem Halbfinalsieg gegen Friedrichshafen geschafft, das ewige Duell des deutschen Volleyballs zu durchbrechen. Zum letzten Mal standen sich 2012 nicht Berlin und Friedrichshafen im Finale gegenüber. Erstmals seit 1997 könnte es einen anderen Meister geben.
Es ist ein Duell der Gegensätze: Auf der einen Seite der Seriensieger aus der Millionen-Stadt mit dem höchsten Zuschauerschnitt in Europa. Auf der anderen Seite die Lüneburger (knapp 80.000 Einwohner), die sich mit kontinuierlicher Arbeit von der zweiten Liga in eine neue Halle und die nationale Spitze gemausert haben.
„In den letzten Wochen laufe ich mit einem Dauergrinsen durchs Dorf und sage zu meiner Frau: Pieks mich mal“, sagte Bahlburg der „SZ“. „Aber wir sind noch nicht am Ende des Weges. Das einzig Wahre ist die Schale oder der Pott.“
Trotz aller Rivalität ist der gegenseitige Respekt groß. Eine emotionale und enge Finalserie kann am Ende nur gut für den deutschen Volleyball sein. Niroomand sieht das ähnlich: „Sport ohne Emotionen - das geht nicht. Aber alles sollte in vernünftigem Rahmen bleiben.“