Alltag der Olympiasieger Gold ist das eine, Geld das andere
Deutschlands Triathlon-Olympiasieger treten wieder an. Diesmal im kleineren Rahmen. Doch was treibt sie an? Wie viel Geld ist ihnen wichtig?
Hannover - 33 Tage nach ihrem Triumph in Paris stehen sie wieder am Start, drei der Goldmedaillengewinner im Triathlon. Geschwommen wird diesmal nicht in der Seine vor Tausenden von Zuschauern. Diesmal stehen die deutschen Meisterschaften an über die Sprintdistanz. Alltag sozusagen. Hannover statt Frankreichs Hauptstadt.
Das Gesicht des Olympasiegs
Auch Laura Lindeman wird dabei sein. Ihr Zieleinlauf war das wohl prägendste Bild des packenden Rennens der Mixed-Staffel mit Tim Hellwig als erster Starter, Lisa Tertsch, Lasse Lührs, der in Hannover verletzt fehlen wird und eben Lindemann. „Im Nachhinein fällt es mir schon auf, was das für einen Unterschied macht“, sagt die 28-Jährige in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur über die Konstellation mit ihr als Schlussläuferin: „Aber wir haben natürlich das so geplant, wie es am erfolgreichsten ist.“
Und Lindemann ist dafür bekannt, was sie auf der Pont Alexandre III so eindrucksvoll zeigte: Sprinten auf den letzten Metern. Es war der Sprint zum Gold, dem ersten in dieser Sportart, die seit Jahren vor allem auf den langen Distanzen boomt und auch in Deutschland immer weiter inklusive Liveübertragungen im TV wächst - seit dem Olympiasieg von Jan Frodeno 2008.
Wie das Sportörderprogramm funktioniert
Einer, der später die Langdistanz und den Triathlon prägte wie nur sehr wenige. Frodeno verstand es aber auch, nach dem Umstieg auf die längeren Strecken seinen Beruf zu einem zu machen, der ihm ein gutes Einkommen bescherte. Der Olympiasieg war dabei stets auch ein Argument. „Ich denke, dass das es eine gute Verhandlungsbasis ist“, sagt Lindemann mit Blick die das Paris-Gold und Sponsoren.
Sie sind der eine Teil des Einkommens, hinzu kommen Preisgelder und die Sportförderung. Darunter fallen alle Bundeskaderathletinnen und -athleten der olympischen Sportarten sowie ausgewählte Athletinnen und Athleten nicht-olympischer Sportarten, heißt es auf der Homepage der Deutschen Sporthilfe.
Sportler wie das Gold-Quartett von Paris fallen unter die Kategorie Top Team. Ein Platz unter den Top acht bei einer WM oder Olympia sind dafür erforderlich oder eine vergleichbare Leistung. Die monatliche Förderung betrage 800 Euro bzw. 400 Euro für Inhaber von Sportförderstellen, heißt es. Hinzu kommen für Studenten das Deutsche Bank Sport-Stipendium mit 300 Euro pro Monat oder für Auszubildende bis zu 300 Euro. Wer noch in die Schule oder auf ein Internat geht, bekommt zusätzlich 100 Euro im Monat.
Unterschied zwischen Deutschland und Amerika
Sie könne bei dem Trainingsaufwand mit drei Sportarten nicht nebenbei studieren oder gar arbeiten, sagte Lindemann. „Triathlon ist eine Ausnahme. Es ist sehr, sehr zeitintensiv, aber andere Nationen kriegen es auch gut hin“, betonte die gebürtige Berlinerin.
Gold-Kollegin Lisa Tertsch, die lange in den USA lebte, erklärte dazu in einem Interview der „Frankfurter Rundschau“: „Sport und Studium lassen sich dort viel besser vereinen. Wer es in Deutschland bis zum Ende der Schulzeit in den Leistungssport schafft – was ja auch nicht selbstverständlich ist -, muss sich häufig für eine Sache entscheiden. Ich bin deshalb in die USA gegangen, weil ich beides machen wollte.“ Allerdings sei dort der Druck höher.
Dabei träumen Sportlerinnen wie Lindemann oder Tertsch, ja gar nicht von Reichtum oder Luxus. „Es geht darum, dass man sich sorgenfrei auf seinen Sport konzentrieren kann“, betont Lindemann. Finanziell abgesichert zu sein, erst recht in einer Phase, in der man sich auf große Wettkämpfe vorbereite.
Lührs: Geld ist nicht unser Antrieb
„Die Verhältnismäßigkeit ist natürlich nicht gewährleistet zwischen den Sportarten, aber das gibt es ja auch in den ganzen Berufen der Gesellschaft“, sagte der Präsident der Deutschen Triathlon-Union, Martin Engelhardt, der dpa. „Aber es ist eine Fehleinschätzung, zu glauben, wenn es jetzt 100.000 für einen Olympiasieg gäbe, dass damit das Problem gelöst wäre“, betonte er mit Blick auf die Diskussion um die Förderung von Athleten in Deutschland und das Abschneiden deutscher Teilnehmer bei den Spielen.
Die vier deutschen Olympiasieger von Paris würden ja nicht Triathlon machen, „um Geld zu verdienen, sondern die machen das aus Leidenschaft, aus Überzeugung, weil sie letztendlich für diese Sportart auch leben und weil sie natürlich in erster Linie Erfolg haben wollen“, sagte Engelhardt. Geld sei absolut nicht ihr Antrieb, pflichtete Lührs in einem Interview der „Frankfurter Rundschau“ bei: „Wenn die Prämie erhöht würde, hätten wir nicht auf einen Schlag mehr Olympiasieger.“