Gegnercheck FC Ingolstadt Wie der FC Ingolstadt Ralph Hasenhüttl und RB Leipzig schlagen will
Leipzig/Ingolstadt - Unter Trainer Maik Walpurgis hat Ingolstadt zurück zu den spielerischen und vor allem kämpferischen Wurzeln gefunden. Der Fußballehrer weiß als einer der wenigen in der Liga, wie man RB Leipzig schlagen kann. Andersherum kennt RB-Trainer Ralph Hasenhüttl den Gegner aus dem Effeff – ein spannendes Duell vor wohl ausverkauftem Stadion (Sa., 15.30 Uhr).
Der FC Ingolstadt im Porträt
Aktueller Bundesliga-Status
Ingolstadt steht derzeit dort, wo viele Fans und Experten den Klub bereits im vergangenen Jahr wähnten: auf dem letzten Tabellenplatz. Die Trauer darüber hält sich in Fußball-Deutschland in Grenzen. Während Ingolstadt im vergangenen Jahr mit der No-Name-Truppe von Trainer Ralph Hasenhüttl die Rolle des bissigen Underdogs perfekt interpretierte und sich viel Anerkennung verschaffte, hat sich der kleine Klub aktuell zur Grauen Maus der Liga schlechthin verwandelt.
Es ist nur schwerlich zu bestreiten, dass andere Klubs der Attraktivität der Liga zuträglicher wären als der 2004 gegründete FCI mit seinem 15.000 Zuschauer fassenden Stadion und überschaubarer Fanschar. Doch die Macher um Manager Thomas Linke, Geschäftsführer Harald Gärtner und Gründer und Vorstand Peter Jackwerth liefern kontinuierliche und überzeugende Arbeit ab.
Das Team
Der bekannteste Name im Team ist sicherlich der von Stürmer Lukas Hinterseer – allerdings nicht in erster Linie aufgrund seiner Tore, sondern wegen Onkel Hansi Hinterseer, von Beruf Schlagerstar. Sonst hat sich der FCI zwar mit acht neuen Spielern plus den von RB ausgeliehenen Anthony Jung verstärkt und dafür 7,5 Millionen Euro ausgegeben. Dennoch steht bei den Ingolstädtern noch immer ein besseres Zweitliga-Team auf dem Platz.
So will der Klub sich denn im Winter auch noch einmal verstärken. „Wir beobachten intensiv den Markt”, sagt Trainer Maik Walpurgis. Neuzugänge seien nicht ausgeschlossen, etwa auf der Innenverteidiger-Position. Zu unterschätzen sind die FCI-Kicker deswegen keineswegs. „Wir haben eine Mannschaft, die sehr professionell ist und die guten Trainings- und Spielleistungen unbedingt auch in Punkte umwandeln möchte”, sagt Walpurgis. „Wir sind nah dran, das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.”
Personalsituation
Ingolstadts neue Nummer eins Martin Hansen konnte zwar unter der Woche nicht voll trainieren, ist aber voraussichtlich am Wochenende dabei. Der australische Stürmer Mathew Leckie hat seine Bindehautentzündung ebenfalls auskuriert. Verzichten muss Walpurgis auf Abwehrspieler Romain Brégerie, der noch nicht wieder ins Training einsteigen konnte. Und auch Markus Suttner fehlt, der wegen fünf Gelber Karten gesperrt ist.
Der Trainer
Kein Trainer in der Fußball-Bundesliga kennt RB Leipzig so gut wie Maik Walpurgis. Der Nachfolger des glücklosen Markus Kauczinski hat mit den Sportfreunden Lotte und dem VfL Osnabrück bereits gegen Rasenballsport gespielt und die Leipziger dabei immer wieder in Bedrängnis gebracht. Sieht man einmal vom Skandal-Pokalspiel ab, als RB wegen eines Feuerzeugwurfs in Osnabrück am Grünen Tisch gewann, ist Walpurgis in Heimspielen gegen die Leipziger noch ungeschlagen.
Zudem saß der gebürtige Herforder während des Wintertrainingslagers von RB im türkischen Belek häufig auf der Tribüne und studierte die Trainingseinheiten von Ralf Rangnick. Und auch Ingolstadts Co-Trainer Michael Henke kennt RBL gut, weil er RB bereits zweimal bezwingen konnte. Walpurgis verriet, dass Henke „eine Schatztruhe mit einigen Siegen” zuhause habe, „da wird er nochmal reingreifen”. Walpurgis gilt übrigens auch als guter Motivator. „Seitdem ich hier bin”, sagte er, „habe ich einen total positiven Spirit in der Mannschaft gesehen.”
Art und Stil
Zwar spielen die Ingolstädter kein so aggressives Pressing wie einst unter Hasenhüttl, doch Walpurgis führt den Außenseiter wieder zurück zum Aggressiv-Fußball. So wird es interessant sein zu beobachten, ob es dem FCI gelingt, die Leipziger mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
Verhältnis zu RB Leipzig & Rangnick-Faktor
Zwischen RBL und FCI gibt es zahlreiche Verbindungen. Der erste Link führt natürlich über Ralph Hasenhüttl, der sich nach der erfolgreichen Zeit in Ingolstadt nach einem größeren Klub gesehnt und dem Werben von Ralf Rangnick nachgegeben hatte. Das Treffen der beiden in einem österreichischen Lokal ist legendär. Hasenhüttl verriet jetzt, dass ihn Rangnick nach einer Niederlage am 19. März bei Hertha BSC „rumgekriegt” hat. „Ich bekam das Gefühl, mit meiner damaligen Mannschaft eine Grenze erreicht zu haben”, sagte Hasenhüttl bei einem Kabinengespräch mit Fans in dieser Woche. „Diesen Zeitpunkt hat Ralf erwischt und mich überzeugt.“
Nach harten Verhandlungen zwischen FCI und RBL ließen die Bayern ihren Erfolgstrainer schließlich für 1,5 Millionen Euro Ablöse ziehen. Dass die Beziehungen zwischen beiden Klubs dennoch intakt sind, zeigt die Leihe von Anthony Jung im Sommer. Wenig gute Erinnerungen hat Ingolstadts Manager Thomas Linke an RB Leipzig. Der Ex-Nationalspieler war nur neuneinhalb Wochen in Sachsen im Amt. Übrigens: Ralf Rangnick schätzt den Trainer Maik Walpurgis – und umgekehrt. Vor besagtem Spiel in Osnabrück im DFB-Pokal 2015 bekundeten beide Fußballlehrer ihren Respekt füreinander. Rangnick ließ sogar durchblicken, dass er sich vorstellen könne, dass Walpurgis eines Tages für ihn als Trainer interessant sein könnte.
Aktuelle Stimmen
Maik Walpurgis: „Ich bin von unserer Mannschaft total überzeugt. Wenn wir einen sehr guten Tag haben, ist auch in so einem Spiel alles möglich.”
„RB Leipzig spielt Fußball-Lego, denn da baut alles aufeinander auf. Sie spielen mit Geschwindigkeit, Präzision und abgestimmten Lauf- und Passwegen.”