"Mentalitätsspieler" fehlt gegen Hertha RB Leipzig gegen Hertha: Warum der Ausfall von "Mentalitätsspieler" Sabitzer besonders schmerzt
Leipzig - Sonntag, 18 Uhr, empfängt RB Leipzig seinen letzten Hinrunden-Gegner in der Arena. Die Hertha aus Berlin schaut vorbei. Also gab es Freitag auch die letzte Pressekonferenz des Jahres mit Trainer Ralph Hasenhüttl, der das hätte zum Anlass nehmen können, um die erste Hälfte der zweiten Bundesliga-Spielzeit Revue passieren zu lassen.
Ist ja nicht wenig passiert in den Monaten seit dem Auftaktspiel auf Schalke, einem 0:2, dem eine Serie von Partien folgte, in denen RB neue Inhalte zu den alten packte. Vor allem die aus der Spielen in Pokal und Champions League sowie denen eines gepressten Liga-Spielplans. Es ist Weltmeisterschaft im kommenden Sommer, Mai muss alles zu Ende sein.
RB Leipzig: Einige Ausfälle vor dem letzten Pflichtspiel 2017
Aber zu früh für den Trainer. Der 50-Jährige referierte seiner Gewohnheit nach an erster Stelle seinen Personalstand: Emil Forsberg fällt weiter aus. „Wir haben es probiert, er kann aber noch nicht schmerzfrei schießen“. Marcel Sabitzer (Schulter) sowieso. Auch Dayot Upamecano, der Innenverteidiger fehlt Gelb-Rot-gesperrt.
Dafür meldeten sich Freitag Bernardo und Jean-Kévin Augustin nach Erkältung zuletzt wieder einsatzbereit. Das muss reichen für einen angestrebten Sieg gegen den Tabellen-Elften, der nach den Spielen unter der Woche einen Tag weniger Pause hatte als RB, und vor dem Hasenhüttl Respekt hat. „Aber nicht mehr als vor anderen Mannschaften.“
Also auch nicht mehr als vor Bremen, Hoffenheim, Besiktas Istanbul, Mainz und Wolfsburg. In alle diesen Partien fehlte Stammkraft Marcel Sabitzer, der sich beim 4:1 in Monaco verletzte. Seitdem hat RB nur noch ein Spiel gewonnen, das gegen Bremen 2:0. Die anderen gingen entweder Remis (Mainz, Wolfsburg) aus oder sie endeten mit einer Niederlage.
RB Leipzig: Marcel Sabitzer wird schmerzlich vermisst
Hasenhüttl wollte einen Zusammenhang zu Sabitzers Fehlen nicht verneinen, was natürlich von Bedeutung für das Hertha-Spiel ist. „Ich habe immer gesagt, einen sehr guten Spieler für eins, zwei Partien zu ersetzen, das muss jede Mannschaft können. Problematisch wird es, wenn so ein Spieler länger fehlt. Sein Fehlen tut uns schon weh, weil Sabi ein Mentalitätsspieler ist. Er ist einer, der die Ärmel hochkrempelt und voranmarschiert.“
Von der Sorte „agressive leader“, wie der frühere Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld Mark van Bommel bezeichnete, gibt es im RB-Kader nicht viele. Vielleicht noch Kapitän Willi Orban, auf jeden Fall Stefan Ilsanker und Yussuf Poulsen. Wer noch? Hasenhüttl sagte, „gegen Mentalität habe ich nie was einzuwenden und gern auch elf Spieler wie Sabi auf dem Platz“. Aber man dürfe nicht nur Häuptlinge haben, „es braucht auch Indianer.“
Die Balance muss allerdings stimmen, und die scheint bei RB zum Ende dieses turbulenten Jahres gerade nicht gegeben. Auch so eine Baustelle wie die acht Gegentore nach Standards oder die fünf produzierten Elfmeter. Hasenhüttl wollte das allerdings auch nicht zu hoch hängen. Wie immer, alles bei RB ist im Fluss und am Entstehen. „Wir sind gerade dabei, den einen oder anderen in diese Richtung zu entwickeln.“
RB Leipzig kann noch als Tabellen-Zweiter überwintern
Wen genau, wollte er natürlich nicht preisgeben. Als zu überspannt nimmt der Österreicher gerade die Wahrnehmung seines jungen Kaders wahr, um weitere Flächen für Kritik zu bieten. Der ist vor eineinhalb Jahren erst aufgestiegen, wurde auf Anhieb Zweiter, spielte Champions League, ist momentan Dritter, könnte aber bei günstigem Ausgang des 17. Spieltages als Zweiter auch in die Winterpause gehen.
Doch ist das wichtig? Irgendwas fürs Gefühl, die Zuversicht, das Selbstvertrauen, die kommenden zwei freien Wochen, ehe Hasenhüttl seinen Kader zur ebenso zweiwöchigen Vorbereitung auf die Rückrunde bittet?
Für Hasenhüttl ist der zweite Platz keine Selbstverständlichkeit
Nein! Hasenhüttl kam schließlich doch nicht umhin, die Hinrunde ins Visier zu nehmen und ihr eine Zusammenfassung zu entnehmen. Es war eine Kritik an den Erwartungen im Umfeld. „Wir müssen nicht Zweiter sein“, sagte er. „Ich muss nämlich nicht jede Woche vorgerechnet bekommen, wie weit wir hinter den Bayern zurück sind. Gerade interessiert mich das null, ob ich nach der Hinrunde Dritter, Fünfter oder Siebter bin.“
Vor allem, weil die Abstände so gering seien. „Ich finde es ganz gut, wenn der 2. Platz auch mal wieder als etwas Besonderes wahrgenommen wird. Ich habe den Eindruck, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, dass RB Leipzig Tabellenzweiter ist. So selbstverständlich ist das aber für mich nicht.“
(mz)