Handball-DHB-Pokal Handball-DHB-Pokal : Durchschnittsalter der Leipzigerinnen: 16,9!

Naumburg/Leipzig - Da treffen die Handballfrauen des HC Burgenland in der ersten Runde des DHB-Pokals auf den sechsfachen Deutschen Meister HC Leipzig, und trotzdem rechnet sich der gastgebende Viertligist durchaus Chancen aufs Weiterkommen aus. Wie kann das sein? Sind die Verantwortlichen um HCB-Trainer Steffen Baumgart und Clubpräsident Uwe Gering größenwahnsinnig geworden?
Mitnichten. Die Erklärung ist simpel: Zwar reist der Gast mit einem großen Namen und einer langen Tradition an, aber nach der Insolvenz der HCL Bundesliga GmbH hatten die Leipzigerinnen keine Lizenz mehr für das Oberhaus erhalten. Alle Leistungsträger verließen den Club, und nun muss eben das Juniorteam, das wie bisher in der 3. Liga auf Punktejagd geht, die Kastanien aus dem Feuer holen.
„Eigentlich hat sich für uns in der täglichen Arbeit nicht viel geändert“, sagt Leipzigs Trainer Max Berthold. „Wir hätten auch so mit dem aktuellen Kader in der 3. Liga gespielt. Aber nun sind wir plötzlich nicht mehr die zweite Mannschaft, die Talente für das Bundesliga-Team entwickeln soll, sondern stehen voll im Fokus.“ Dies bekamen die Talente aus der Messestadt beim ersten öffentlichen Training nach der Sommerpause gleich zu spüren: 150 bis 200 Zuschauer waren da gekommen. „Das ist natürlich eine ganz neue Erfahrung für die Mädchen. Sie sind zwar top ausgebildet, aber wie sie jetzt im Frauenbereich mit der gewachsenen Aufmerksamkeit zurechtkommen werden, bleibt abzuwarten“, so Berthold, der zuvor Co-Trainer von Norman Rentsch in der Bundesliga gewesen ist und jetzt das aktuelle HCL-Team zusammen mit Marion Mendel betreut.
Unfassbar niedrig ist das Durchschnittsalter der Leipzigerinnen: 16,9 Jahre! Im 18-köpfigen Kader stehen Spielerinnen, die Deutscher B-Jugend-Meister und jüngst U-17-Europameister geworden sind. Parallel zur 3. Liga spielt das HCL-Team noch in der A-Jugend-Bundesliga. Dort ist, laut Berthold, das Erreichen des Final Four das erklärte Ziel. In der dritthöchsten Frauen-Spielklasse sei eine Prognose dagegen kaum möglich. „Im Vergleich zum Vorjahr werden wir bis auf zwei Ausnahmen eine komplett andere Gegnerschaft haben. Hinzu kommt, wie erwähnt, die Ungewissheit, ob und wie schnell die Mädchen im Frauenbereich ankommen werden“, blickt Max Berthold voraus. Zu den Chancen seines Teams im DHB-Pokalspiel am Sonntag ab 16.30 Uhr im Naumburger Euroville befragt, sagt der HCL-Coach: „Kommen wir weiter, würde ich mich sehr freuen. Scheiden wir aus, wäre das auch kein Beinbruch. Den Pokal würden wir sicher ohnehin nicht holen.“
Bertholds Trainerkollege vom HC Burgenland, Steffen Baumgart, schiebt die Favoritenrolle ganz klar den Leipzigerinnen zu: „Wir trainieren zweimal pro Woche, der Gegner zehnmal, weil er ja auch noch die Möglichkeiten des Sportgymnasiums nutzen kann. Die HCL-Mädchen sind technisch wahnsinnig gut ausgebildet und können über 60 Minuten sehr hohes Tempo gehen. Da werden wir nur eine Chance habe, wenn wir alles abrufen können und unsere Erfahrung in die Waagschale werfen.“ Erfahrung, die zum Beispiel Jurate Kiskyte - eine ehemalige litauische Nationalspielerin, die wie Vivien Walzel und Thea Schwarz vom Drittligisten SC Markranstädt zu den Burgenländerinnen gekommen ist - mitbringt. Kiskyte war bereits Torschützenkönigin in der 2. und 3. Liga.
Eine mögliche Verlängerung in dieser Pokalpartie hält Baumgart für eher unwahrscheinlich. „Ich denke, dass sich vorher eine der beiden Mannschaften durchsetzen wird. Wer sich weniger technische Fehler leistet, wird gewinnen“, glaubt der HCB-Coach.
Vor dem Spiel gegen Leipzig werden die Burgenland-Männer für ihren zweiten Platz in der Mitteldeutschen Oberliga mit Silbermedaillen geehrt. Außerdem erhalten die HCB-Spieler Kenny Dober und Neuzugang Hendrik Taube (er kam vom Weißenfelser HV) die Torjägerkanone der Oberliga beziehungsweise Sachsen-Anhalt-Liga.
›› Eintrittskarten für das DHB-Pokalspiel gibt es für acht, ermäßigt fünf Euro am Sonntag an der Tageskasse im Naumburger „Euroville“.