Stanley Ratifo beim HFC Stanley Ratifo beim HFC: Der aus dem Nichts kam
Halle (Saale) - Man hörte es förmlich knallen. Im Abschlusstraining des Halleschen FC am Freitagvormittag ging Torhüter Lukas Königshofer etwas zu ambitioniert in einen Zweikampf und säbelte, ohne böse Absicht, den heranstürmenden Stanley Ratifo samt Ball um. Trainer Sven Köhler pfiff das Trainingsspielchen sofort ab, der Physiotherapeut kümmerte sich umgehend um den am Boden liegenden 19-jährigen Ratifo. Wenig später stand der aber schon wieder auf den Beinen und ackerte gleich um den nächsten Ball.
Ammendorf, Greifswald, Halle
Eine Verletzung des Mittelfeldspieler wäre auch das Letzte gewesen, das dem HFC vor dem Spiel bei Hansa Rostock am Sonnabend noch gefehlt hätte. Die Personaldecke in der Offensive ist nach den Ausfällen von Sören Bertram, Tony Schmidt und Selim Aydemir sowieso schon dünn.
Ratifo fuhr am Freitag mit nach Rostock, ein Einsatz beim Derby der Ostklubs ist nicht ausgeschlossen. Für Ratifo wäre das ein weiterer Schritt einer rasanten Entwicklung in den letzten Wochen. Einen ersten Kurzeinsatz bekam er im Heimspiel gegen Borussia Dortmund II, im Landespokal am Mittwoch durfte er über 90 Minuten ran. Ratifo spielte sich aus dem Nichts ins Rampenlicht. Denn bis vor kurzem kannten ihn nur Insider.
Beim Drittligisten ist der gebürtige Hallenser allerdings bei weitem kein Unbekannter. Schon vor ein paar Jahren, Ratifo spielt noch bei Verbandsligist BSV Ammendorf, streckte der HFC seine Fühler nach ihm aus und wollte den Techniker zu den A-Junioren locken, die damals noch in der Bundesliga spielten. Aber der Deutsch-Mosambikaner lehnte ab. „Das ging mir ein bisschen zu schnell. Ich wollte erst einmal Erfahrungen sammeln“, erinnert er sich. Doch die Verbandsliga war ihm zu wenig, neue, höhere Aufgaben sollten es sein. Ratifo ging aus Ammendorf weg - zu Pommern Greifswald in die Oberliga. „Das Jahr war wichtig für mich. Ich habe höherklassig gespielt und mich weiterentwickelt“, sagt er im Rückblick.
Sehnsucht nach der Familie
Trotzdem: Die Sehnsucht nach der alten Heimat war irgendwann größer. „Ich wollte zurück zu meiner Familie“, so Ratifo. Vor ein paar Monaten bot sich die Gelegenheit, als sich die Saison dem Ende zuneigte. Die Zeit war reif. Ratifo kam zurück und fragte bei der zweiten Mannschaft des HFC und Trainer Mario Nickeleit an. Dort stieß das Anliegen auf offene Ohren. „Es war ja nicht so, dass wir ihn nicht immer weiter unter Beobachtung hatten“, sagt Nickeleit. „Wir wollten ihn schon damals, weil wir wussten, was er kann.“ Als es im Sommer darum ging, eine neue Mannschaft für die U23 zusammenzustellen und es für Ratifo in Greifswald nicht mehr so lief, schlug der HFC zu und holte ihn wieder zurück nach Halle.
Die Fähigkeiten des 19-Jährigen blieben auch Sven Köhler von der ersten Mannschaft nicht lange verborgen. Köhler ließ Ratifo mittrainieren. „Wir arbeiten zusammen und haben entschieden, dass Stanley die Fähigkeiten hat, auch in der Ersten zu spielen“, sagt Nickeleit.
Trainer warnt
Doch er hebt gleich den Zeigefinger vor übertriebenen Erwartungen. „Man hat es oft gesehen, dass einer mit viel Vorschusslorbeer angekündigt wurde und dann zwei Wochen keinen Ball mehr traf. Ich bin bei Stanley richtig guter Dinge, dass aus ihm noch mal etwas werden kann. Aber man darf nicht vergessen: Er ist noch Spieler in der U23 und muss sich langsam entwickeln“, so Nickeleit. Ratifo hat erst einmal Rostock im Blick. „Ob ich spiele, entscheidet der Trainer. Ich bin dazu bereit“, sagt er.
(mz)