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Sören Bertram Sören Bertram: So kämpft der Ex-Spieler vom Halleschen FC für sein Aue-Debüt

Von Daniel George 01.07.2016, 00:00
Bei der Arbeit: Sören Bertram bei der Wassergymnastik in der Rehaklinik .
Bei der Arbeit: Sören Bertram bei der Wassergymnastik in der Rehaklinik . Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Die Pause zwischen den Einheiten kommt Sören Bertram sehr gelegen. Schnell organisiert sich der Fußball-Profi ein Salami-Brötchen und macht es sich auf der Terrasse der Rehaflex-Klinik bequem. In dem Moment, als sich Bertram zurücklehnt, schnauft er durch. Eine Viertelstunde bleibt ihm bis zur Krankengymnastik noch. Die Übungen im Wasser hat er gerade geschafft. „Ganz ehrlich“, sagt der 25-Jährige mit seinem typisch verschmitzten Lächeln, „dass es so anstrengend wird, hätte ich nicht gedacht.“

Der Zettel auf dem Tisch vor ihm verrät: Sören Bertram hat einen straffen Zeitplan. Lymphdrainage, Nordic Walking, Übungen im Wasser und auf dem Land. Bis zu sechs Stunden jeden Tag. Der Offensivspieler meint: „Ich würde gerade viel lieber eine knallharte Vorbereitung auf dem Rasen mitmachen.“

Sören Bertram war gerade einmal dreieinhalb Jahre alt, als er bei seinem Heimatverein Teutonia Uelzen das erste Mal gegen einen Ball trat. Danach ging es ziemlich schnell steil bergauf. Als Elfjähriger schloss er sich dem FC St. Pauli an und drei Jahre später dessen großen Lokalrivalen Hamburger SV. Von hier aus schaffte er es auch in die Nachwuchs-Auswahlteams des DFB.

Im November 2009 durfte er erstmals auf der Ersatzbank der HSV-Profis Platz nehmen. Am 2. Dezember 2009 gab er sein Debüt in der Gruppenphase der Europa League beim 2:0 gegen Rapid Wien. Sein Bundesliga-Debüt bestritt er am 17. April 2010 beim 0:1 gegen Mainz 05. Danach folgten ein Jahr FC Augsburg, ein Jahr HSV-Amateure und ein Jahr VfL Bochum, ehe er im Sommer 2013 zum Halleschen FC kam, wo er nach einem weiteren Jahr Ausleihe 2014 einen Zweijahresvertrag unterschrieb. Keb

Trainer Dotchev und Doc Bartels kennen sich

Doch Sören Bertram jammert nicht. Sein Schicksal ist schließlich schon zweieinhalb Monate alt. Zeit genug, um klar zu werden im Kopf. Damals trug er noch das Trikot des Halleschen FC. Gegen den Chemnitzer FC zog er sich einen Kreuzbandriss zu. Eine vier Zentimeter lange Narbe auf dem linken Knie erinnert ihn daran. Für immer. „Ich muss positiv bleiben“, weiß Bertram. Und: „Das fällt mir auch nicht schwer. Ich weiß, worauf ich hinarbeite.“

Auf den ersten Auftritt im neuen Trikot. Das erstrahlt künftig lila und nicht mehr rot und weiß. Und es ist zweitklassig. Nach drei Jahren hat Sören Bertram den Halleschen FC verlassen, einen Vertrag bis 2019 beim Zweitliga-Aufsteiger Erzgebirge Aue unterschrieben. „Sie haben mir sofort nach der Verletzung signalisiert, dass sie trotzdem auf mich setzen“, erzählt Bertram. Und ein Name fällt immer wieder, meist in Verbindung mit Wörtern wie Zuspruch oder Vertrauen: Pavel Dotchev. „Der Trainer lässt mir alle Zeit der Welt, bis alles wieder in Ordnung ist.“

Der Auer Aufstiegscoach ist auch ein Grund, warum der Ex-HFC-Kicker seine Reha in der Saalestadt und nicht im Erzgebirge absolviert. Dotchev und HFC-Mannschaftsarzt Thomas Bartels kennen sich gut. „Sie haben früher in Paderborn zusammengearbeitet, deshalb weiß der Trainer, dass ich beim Doc in sehr guten Händen bin.“ In der Rückrunde möchte Sören Bertram wieder auf dem Platz stehen, die Vorbereitung mitmachen, „das ist mein Ziel“, sagt er. „Ich muss mich Schritt für Schritt wieder auf das Level kämpfen, auf dem meine neuen Mitspieler schon sind.“

Bertram erwartet ein „eingeschworener Haufen“ im Erzgebirge. „Wenn du da in die Kabine kommst, spürst du sofort, warum diese Mannschaft aufgestiegen ist“, erzählt er. „Der Zusammenhalt ist riesengroß.“ Beim Trainingsauftakt vor zwei Wochen war der Offensivmann dabei, genau wie beim Test gegen Meuselwitz (16:0). Das Bewegen seines flotten Audis ist trotz des angeschlagenen Knies kein Problem. „Ich habe ja Automatik.“ Bertram grinst.

Zuschauer in Halle, Aue und Cottbus

Bei all der Schinderei in der Rehaklinik versichert der Verletzte auch: „Das schlaucht zwar alles ohne Ende und nach sechs Stunden falle ich zu Hause platt auf meine Couch. Aber es macht trotzdem Spaß.“ Wochenlang war sein Knie komplett stillgelegt. Jetzt kann er es wieder bewegen. Muskeln bilden sich langsam. „Das stabilisiert sich alles nach und nach wieder.“ Es geht voran.

Geduld ist dennoch gefragt. Sören Bertram wird sich in den kommenden Monaten noch mit der Zuschauerrolle abfinden müssen. Ziele hat er schon: Jedes Heimspiel im Erzgebirgsstadion wird er besuchen. „Wenn es passt, werde ich mit Sicherheit auch ab und zu im Erdgas Sportpark sein.„ Und was denkt er über die Entwicklung bei seinem alten Klub? “Die Mannschaft muss sich neu finden. Das wird spannend sein. Das kann in beide Richtungen gehen. In jedem Fall wünsche ich dem HFC einen besseren Start als in den letzten Jahren. Das wird wichtig sein.“

Auf seinem Zuschauer-Plan steht außerdem noch Cottbus. Neben seinen EX-HFC-Teamkollegen Tim Kruse und Marcel Baude spielt beim Drittliga-Absteiger neuerdings nämlich sein bester Kumpel: Mit Keeper Alexander Meyer hat sich Bertram in der Jugendabteilung des HSV sieben Jahre lang ein Zimmer geteilt.

Nun wohnt Sören Bertram mit Freundin Felicia noch in Halle. Eine neue Bleibe im Erzgebirge muss erst noch gefunden werden. Das hat aber Zeit. Erst die Reha, dann der Umzug. Kürzlich gönnte sich das Paar einen Urlaub - auch wenn der anders ausfiel als geplant.

„Eigentlich wollten wir in die Karibik nach Curacao“, erzählt Sören Bertram von seinen Plänen vor der Verletzung, „aber es sind wegen der Reha dann doch nur vier Tage an der Ostsee geworden.“ Und da ist es wieder, sein verschmitztes Lächeln. Bertram meint: „Das war ein Regenerations-Urlaub.“ (mz)