Interview Michael Schädlich: So plant der HFC-Präsident den Aufstieg in die 2. Bundesliga

Halle (Saale) - Beim Halleschen FC herrscht in diesen Wochen Aufbruchstimmung. Das Team des Drittligisten begeistert mit erfrischend dynamischem Spiel. Was sich noch nicht so recht im Punkte-Ertrag widerspiegelt, weil im Angriff die Durchschlagskraft fehlt. Trotzdem besteht vor dem Samstags-Spiel gegen den FSV Zwickau Kontakt zu den Aufstiegsrängen.
Auch das Umfeld ist von Euphorie erfasst. Gleichzeitig allerdings stellen die Stadt und die großen Sponsoren Stadtwerke, Saalesparkasse und Papenburg zwei Forderungen: zum einen mehr Transparenz, was die Geldflüsse betrifft. Sie wollen wissen, wofür ihre Zuschüsse verwendet werden. Außerdem wird ein neues Marketingkonzept erwartet. „Es gibt viele Sponsoren, die ihre Sponsoringleistung erhöhen möchten. Sie fordern ein schlüssiges Konzept, eine kritische Überprüfung der Satzung. Das Konzept liegt von Seiten des HFC noch nicht vor“, sagt Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand.
In jenem Strategieplan soll der HFC aufschlüsseln, mit welchen Marketing-Aktivitäten er dazu beiträgt, weitere Einnahmen zu generieren. Damit es nicht heißt, der Klub halte nur die Hand auf. Über die Situation beim HFC und über die Gemengelage mit den Geldgebern sprach die MZ mit Präsident Michael Schädlich (62).
Auf welchem Weg befindet sich der Hallesche FC sportlich?
Schädlich: Wir kämpfen darum, uns in den nächsten zwei, drei Jahren in der Spitze der dritten Liga zu etablieren. Wenn das eher gelingt, wäre es natürlich prima. Ich würde gern so schnell wie möglich in Liga zwei gegen meinen Lieblingsklub 1860 München spielen.
Inwieweit sind die Sponsoren in die Vorstellungen eingeweiht?
Schädlich: Sie wissen Bescheid über unsere Spielphilosophie, sie wissen, nach welchen spielerischen und charakterlichen Kriterien die Mannschaft zusammengestellt ist, sogar welche Durchschnittsgröße die Mannschaft haben soll, damit sie Erfolg haben und unsere Pläne umsetzen kann.
Was sagen Sie zu Forderungen nach einem Marketingkonzept?
Schädlich: Ich bin doch einig mit den Sponsoren, wenn sie fragen: Was bekomme ich als Gegenleistung für mein Geld? Zunächst hat immer die sportliche Entwicklung oberste Priorität. Jetzt gehen wir an die Professionalisierung des Marketings. Es reicht nicht mehr, nur Werbebanden im Stadion zu verkaufen. Aber um dort weiter voranzukommen, um über das Marketing vielleicht auch via Internet neue Einnahmefelder zu erschließen, muss ich erst investieren.
Wo vor allem?
Schädlich: Wir bräuchten mehr Personal, unsere dünn besetzte Geschäftsstelle arbeitet am Limit. Um beispielsweise den verständlichen Wünschen der Sponsoren besser gerecht werden zu können, dass sie noch mehr mit der Marke HFC arbeiten können, müssten wir zum Beispiel einen Eventmanager einstellen. Der kostet vielleicht 50 000 Euro Gehalt. Wenn mir jemand dafür zweckgebunden diese Summe gibt, würde ich sie liebend gern nehmen. Fest steht: Der Experte müsste sein Gehalt doppelt und dreifach wieder einspielen. Die Anschubfinanzierung aber können wir derzeit kaum leisten.
Was passiert also?
Schädlich: Wir entscheiden uns aktuell, vorrangig in das Sportliche zu investieren. Das alles ist wie eine Besteigung des Mount Everest. Wir klettern auf dem Weg zur Spitze von Basislager zu Basislager. Wenn ich meine Werbeausgaben, die bei etwa fünf Prozent des Gesamtetats liegen - bei etwa 300.000 Euro -, aufstocke, ist beispielsweise der Trainer nicht nur glücklich. Um die Erlöse steigern und eventuell überregionale Sponsoren auf uns aufmerksam machen zu können, muss natürlich die sportliche Entwicklung stetig aufwärts gehen.
Es gibt Kritik, dass vom dreiköpfigen, einst rein ehrenamtlichen Präsidium inzwischen Vizepräsident Jörg Sitte und Manager Ralph Kühne hauptamtlich beim Klub beschäftigt sind. Wurden da gut bezahlte Posten zugeschoben?
Schädlich: Neid kann doch nicht der Maßstab der Vereinsentwicklung sein. Die Management-Aufgaben sind so umfangreich geworden, dass sie nicht mehr ehrenamtlich zu bewältigen sind. Ich habe Ralph Kühne dazu gedrängt, den Job hauptamtlich zu machen. Es war eine Notwendigkeit. Genauso die Einstellung von Jörg Sitte für unseren Marketing-Bereich. Glauben Sie mir: Er, wie auch Ralph Kühne, verdient bei uns weniger als in seinem alten Job. Außerdem kennt der Verwaltungsrat alle Zahlen genau, das Gehaltsgefüge in der Mannschaft, im Trainerstab, bei allen Angestellten. Entsprechende Verträge wurden vorgelegt, diskutiert und abgesegnet.
Was verdienen die Spieler des HFC?
Schädlich: Das Top-Niveau liegt zwischen acht- und neuntausend Euro Monatsgehalt. In Spitzen, wenn etwa eine Pokalprämie dazukommt, kann das Gehalt in einem Monat schon mal fünfstellig werden. Aber nur bei den wenigsten unserer Spieler.
Angenommen, der HFC befindet sich im Winter in unmittelbarer Nähe der Aufstiegsränge, wird dann personell noch nachgelegt, um offensiv die zweite Liga in Angriff zu nehmen?
Schädlich: Wir wollen uns die Optionen offenhalten, um im Januar auf dem Transfermarkt reagieren zu können, um vielleicht die Durchschlagskraft der Offensive weiter zu steigern.
Wäre Geld dafür da?
Schädlich: So traurig die schwere Knieverletzung von Vincent-Louis Stenzel ist: Er wird dadurch zwischenzeitlich nicht mehr vom Verein, sondern von der Berufsgenossenschaft bezahlt. Das Geld bleibt uns also. Außerdem ist es nicht ausgeschlossen, dass wir uns im Winter von Spielern trennen, die die Erwartungen nicht erfüllt haben. Mit der Wohnungsgenossenschaft GWG haben wir gerade einen neuen Sponsor gewonnen, und wenn am 25. Oktober im DFB-Pokal gegen den HSV noch eine Sensation gelingen könnte… ja.
…dann wäre der HFC finanziell fit für die zweite Liga?
Schädlich: Ja. Wir haben in der letzten Saison das Lizenzierungsverfahren für die zweite Liga durchlaufen. Wenn wir dann in der zweiten Liga durch die TV-Gelder fünf Millionen Euro mehr hätten, könnten wir zum Beispiel dreieinhalb Millionen in die Mannschaft stecken und 1,5 Millionen Euro dafür ausgeben, die Strukturen anzupassen. Dieses Geld ginge in den Nachwuchs - und ins Marketing.
Im Dezember stehen bei der Mitgliederversammlung Wahlen an. Machen Sie als Präsident weiter?
Schädlich: Das bisherige Präsidium tritt wieder an. Wenn wir kein Grundvertrauen spüren würden, würden wir uns nicht zur Wahl stellen. Wenn es einen Gegenkandidat geben würde, der könnte mit seinen Inhalten überzeugen und würde er gewählt, würde ich das akzeptieren. Das ist Demokratie. Aber fest steht: Ob als Präsident oder nicht: Dieser Verein wird mich bis ins Grab begleiten. (mz)