Drei Trainer, Fast-Abstieg und DFB-Zoff HFC-Saison 2019/20 in 3. Liga: Spitzenreiter, Fast-Abstieg, drei Trainer und Corona-Streit mit DFB
Halle (Saale) - Auf Tabellenplatz 15, mit 46 Punkten und 64:66 Toren beendet der Hallesche FC die Drittliga-Spielzeit 2019/20. Es war eine ganz spezielle Saison für den HFC, gleich aus mehreren Gründen.
Der Aufstiegsaspirant stürzte binnen vier Monaten von der Tabellenspitze auf einen Abstiegsrang ab, verschliss zwei Trainer und lieferte sich währed der historischen Corona-Zwangspause einen monatelangen öffentlichen Streit mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Am Ende ging alles noch einmal glimpflich aus, der Abstieg wurde am 37. Spieltag verhindert. Die ereignisreiche Saison 2019/20 im Zeitraffer.
Juli 2019
„Nur zusammen – hoch hinaus“ – der Hallesche FC hat seinen Slogan extra angepasst, um die neuen Ansprüche an der Saale zu untermauern. Nach dem in der Vorsaison nur knapp verpassten Aufstieg geht der HFC mit Trainer Torsten Ziegner und einem in der Breite verbesserten Kader als Aufstiegsaspirant in die Saison. Der Auftakt beim KFC Uerdingen wird allerdings unglücklich mit 0:1 verloren.
September 2019
Am achten Spieltag gwinnt der HFC eindrucksvoll mit 3:2 bei Zweitliga-Abteiger FC Ingolstadt und übernimmt mit 18 Punkten die Tabellenspitze. Es war bereits der sechste Saisonsieg für die starke Ziegner-Elf - Start-Rekord für Halle!
Oktober 2019
Der Höhepunkt der Saison: Mit 4:0 deklassiert der HFC Waldhof Mannheim und übernimmt die Tabellenspitze nach dem zwölften Spieltag. 24 Punkte, 25:10 Tore – Halle ist das Maß aller Dinge. Und wohl niemand in der Liga ahnt, dass dem Höhenflug ein schlimmer Absturz folgen wird.
November 2019
Mit dem 0:1 im Sachsen-Anhalt-Derby gegen den 1. FC Magdeburg fängt alles an. Halle präsentiert sich schwach und erntet für die lasche Einstellung viel Kritik aus dem eigenen Fanlager. Auch das folgende Spiel geht recht wehrlos mit 0:1 gegen 1860 München verloren. Zwar scheint der HFC mit Siegen ein schwaches Carl Zeiss Jena und den Tabellenführer MSV Duisburg die Kurve zu bekommen, doch entpuppen sich die Erfolge schnell als Strohfeuer.
Dezember 2019
Mit einem 1:1 gegen Uerdingen rettete sich der HFC in die Winterpause. Ziegner und sein Team wirken angeschlagen, das 2:5 gegen den damaligen Tabellen-14. Würzburger Kickers offenbart große Probleme in Defensive und Spielsystem. Halle geht als Tabellensechster ins neue Jahr, hat aber nach wie vor Kontakt zur Spitze.
Januar 2020
Der HFC wertet die durchwachsene Hinrunde aus und ist guter Dinge, die Probleme in den Griff zu bekommen. Die Vereinsbosse untermauern die Ansprüche noch einmal personell, Ziegner darf sich über gleich drei Verstärkungen freuen: Marcel Hilßner, Anthony Syhre und Janek Sternberg stoßen zum Kader. Trotzdem setzt es gleich Niederlagen gegen Rostock und Viktoria Köln.
Februar 2020
Wer im Januar noch eine Trendwende hoffte, verlor spätestens im Februar den Glauben an den HFC. Im freien Fall stürzte der Klub ab: Ein blamables Aus im Landespokal gegen Halberstadt, 0:3 in Chemnitz, 1:6 bei Bayern II, 3:5 gegen Unterhaching. Die vogelwilden Auftritte konnte auch der sonst so smarte Ziegner nicht mehr erklären. Nach dem Bayern-Debakel rettete die Mannschaft ihm mit einem Treuebekenntnis bei der Klub-Führung noch den Job. Das verlorene „Endspiel“ gegen Haching war dann aber zu viel: Ziegner, der große Hoffnungsträger in Halle, wurde am 24. Februar entlassen, Ismail Atalan wurde der Nachfolger.
März bis Mai 2020
Bevor Atalan richtig loslegen konnte, kam Corona: Die Pandemie stoppte den Spielbetrieb im März und zettelte unter den 20 Vereinen und dem DFB einen heftigen, zumeist öffentlich ausgetragenen Streit über Fortsetzung oder Abbruch der Saison an.
Der HFC schickte seine Profis in die Kurzarbeit, schwang sich zum Anführer der Abbruch-Befürworter auf und bot den DFB-Bossen lange mutig die Stirn. Am Ende drückte der mächtige Verband aber seine Pläne gegen alle Kritik und Bedenken durch und verordnete einen Re-Start mit Geisterspielen ab dem 30. Mai. Der HFC gehörte zu den Vereinen, die wegen der Pandemie-Verordnungen in Sachsen-Anhalt kaum Zeit zur Vorbereitung hatten und ging mit einem klaren Wettbewerbsnachteil in den Rest der Saison.
Anfang Juni 2020
Ein 2:4 in Münster, dann das 1:5-Debakel beim FSV Zwickau: Der HFC zog am 8. Juni die Notbremse und feuerte Atalan. Es waren Chaos-Tage in Halle. Atalan hatte zuvor noch Torjäger Terrence Boyd und Marcel Hilßner suspendiert, der Verein machte die Maßnahme umgehend rückgängig. Aus seinen fünf Partien hatte Atalan nur einen Punkt geholt, er verließ Halle glück- und sieglos. Florian Schnorrenberg wurde als Retter angeheuert, Halle war inzwischen bis auf Abstiegsrang 17 durchgereicht worden, das Team lag moralisch und fußballerisch am Boden.
Ende Juni 2020
Aber der Trainerwechsel wirkte Wunder: Auf Anhieb stoppte Schnorrenberg den freien Fall des Klubs, fuhr gegen Mannheim und Meppen gleich mal sechs Punkte ein und verlor bis zum Ende der Saison nur eine Partie. Er stabilisierte die Defensive, ließ einfachen Fußball spielen und brachte das Team wieder zum Funktionieren. Und auch Boyd traf endlich wieder und wurde so zu einem der Gesichter des späten Aufschwungs.
Juli 2020
Das 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern war für den Halleschen FC ein klarer Sieg: Am 37. Spieltag war der Klassenerhalt in der 3. Liga rechnerisch perfekt. Schnorrenbergs Vertrag verlängerte sich damit automatisch, der HFC kam in einer denkwürdigen und kuriosen Saison noch einmal mit einem blauen Auge davon. (mz/bbi)