Fußball-Bundesliga Letzte Hoffnung Pokalfinale für den VfB: „Vieles retten“
Stuttgart liefert sich mit Union ein historisches Duell, steht am Ende aber wieder ohne Sieg da. Findet die in der Liga enttäuschende Saison im Pokal-Endspiel noch ein versöhnliches Ende?

Berlin - Am Ende hängt für den VfB Stuttgart womöglich alles an einem Spiel. „Wir wissen, durch den Pokalsieg können wir vieles retten. Das wird nach der Bundesliga das Ziel sein“, sagte Nationalstürmer Deniz Undav und blickte nach dem wilden 4:4 bei Union Berlin schon mal voraus.
Mit einem Triumph gegen Drittligist Arminia Bielefeld am 24. Mai im Berliner Olympiastadion hätte der Vizemeister der Vorsaison nicht nur einen Titel vorzuweisen, sondern würde sich mit der letzten Chance auch noch für die Europa League qualifizieren. Die Fallhöhe ist groß – gelingt kein Pokalsieg, droht statt einer rauschenden Partynacht ein ernüchterndes Saisonfazit.
Vom Europakurs zum Formtief
Denn in der Liga werden die Schwaben kaum noch auf einen Europapokalrang springen können. „So lange wir eine kleine Chance haben, werden wir es versuchen. Aber natürlich wissen wir, dass es schwer wird“, sagte Angreifer Undav, der in Köpenick mal wieder eine Startelf-Chance bekam, sein erstes Liga-Tor seit drei Monaten erzielte und noch eine Vorlage beisteuerte.
Nach der Hinrunde lag der VfB mit nur einem Punkt Rückstand auf die Champions-League-Plätze noch klar auf Europa-Kurs. Doch nach nur einem Sieg aus den vergangenen neun Ligaspielen müssten die Schwaben jetzt in vier Partien sechs Punkte auf die internationalen Plätze aufholen. „In dieser Saison lief vieles gegen uns. Vieles davon haben wir selbst verschuldet“, sagte Undav.
Auch in Berlin zeigte sich der VfB wankelmütig. Früh lagen die Schwaben 2:0 hinten, kamen dann aber stark zurück gegen eine Berliner Mannschaft, die Führungen in dieser Saison nur gegen den VfB aus der Hand gab.
Rekord-Halbzeit mit bitterem Beigeschmack
„Das war eine großartige Reaktion der Mannschaft“, sagte Trainer Sebastian Hoeneß. „Grundsätzlich zeigen wir immer wieder sehr vielversprechende Ansätze, müssen jedoch stets einige Rückschläge wegstecken.“ So auch in Berlin. Als Hoeneß die Spielkontrolle bei seinem Team sah, landete ein Schuss von Leopold Querfeld aus 34 Metern im Stuttgarter Netz.
Und auch das 4:3 durch Treffer von Jeff Chabot (43. Minute) und Chris Führich (45.+1) brachten die Schwaben nicht in die Pause. Kein Team in der Bundesliga hat in dieser Saison nach Führungen noch mehr Punkte abgegeben.
4:4 zur Halbzeit, so viele Tore wie nie zuvor in einer ersten Halbzeit eines Spiels der Bundesliga. Ein Spektakel, aber auch eine vertane Chance. „Es war ein packendes Fußballspiel und ein Geschenk für viele Fußballfans – für uns wäre es jedoch das schönste Geschenk gewesen, wenn wir auswärts die drei Punkte mitgenommen hätten“, sagte Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth.
Die Schwaben waren die spielbestimmende Mannschaft. Die starken Standards der Berliner, nicht gerade eine Geheimwaffe, verteidigten sie aber abenteuerlich. Drei der vier Berliner Tore fielen so. „Da müssen wir uns körperlich anders wehren“, sagte Hoeneß.
Kein Rhythmus - kein Pokal?
Mut machte aber, dass einige Sorgenkinder in der Offensive ansteigende Form zeigten. Undav war in den vergangenen Wochen nur die Nummer drei hinter
Ermedin Demirovic und dem in Berlin gesperrten Nick Woltemade. In Köpenick gelang ihm ein Befreiungsschlag. „Jetzt haben wir drei Stürmer, die treffen“, sagte der 28-Jährige. „Das ist natürlich gut für den Trainer.“ Auch Edeltechniker Enzo Millot und Flügelspieler Führich konnten überzeugen.
Die letzten Spiele in der Liga sollen nun auch dazu dienen, „mit frischem Wind ins Finale zu gehen“, sagte Undav. Denn ein Selbstläufer wird das Endspiel sicher nicht. Bielefeld hat zuletzt nicht nur Titelverteidiger Leverkusen aus dem Pokal geworfen, sondern reiht auch in der dritten Liga Sieg an Sieg.
Umso wichtiger, dass auch der VfB einen Rhythmus aufbaut. „Du willst nicht ins Finale gehen mit zwei, drei Niederlagen. Deswegen ist es für uns wichtig, solche Spiele wie heute nicht zu verlieren. Solche kämpferischen Spiele“, sagte Undav.