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Formkrise sorgt für Rätselraten Hallescher FC: Was beim HFC Sorgen und Hoffnung macht

Von Christoph Lesk 12.11.2019, 08:14
HFC-Trainer Torsten Ziegner muss sich etwas einfallen lassen, um seine Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen.
HFC-Trainer Torsten Ziegner muss sich etwas einfallen lassen, um seine Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen. www.imago-images.de

Halle (Saale) - Überlegen musste Torsten Ziegner nicht, um diesen Entschluss zu fassen: „Wir müssen ein paar Dinge ändern. Sonst werden wir in zwei und auch drei Wochen verlieren“, sagte der Trainer des Halleschen FC nach der 0:1-Niederlage in der dritten Fußball-Liga gegen 1860 München. Aus den vergangenen sieben Spielen holte der einstige Tabellenführer nur einen Sieg, verlor zuletzt zwei Partien und rutschte so aus den Aufstiegsrängen. Die MZ nennt Thesen für die Mini-Krise und sagt, warum es bald wieder laufen könnte.

Ist die Mannschaft doch nicht so gut wie gedacht?

Der HFC hat weiterhin das Zeug dazu, um den Aufstieg mitzuspielen. Dafür waren die Auftritte in der Vergangenheit phasenweise zu gut, um nun die Klasse des Teams in Frage zu stellen. Das Fußballspielen hat die Mannschaft nicht verlernt. Das Problem ist der Kopf.

„Seit dem 3:3-Nackenschlag vom Meppen-Spiel sind wir zu verkopft, machen uns zu viele Gedanken“, meinte Kapitän Jan Washausen. Im Spiel gegen die Emsländer mussten sich die Rot-Weißen trotz 2:0-Führung und Überzahl mit einem Punkt zufriedengeben. Jeder Spieler habe den Willen, „alles richtig zu machen. Aber dadurch, dass sich jeder zu viele Gedanken macht, funktioniert es nicht“, so der 31-Jährige.

Ist der HFC noch ein Spitzenteam?

Geht es nach Ziegner, ist die Lage klar: „Aktuell gehören wir nicht dazu. Wir können mit der Erwartungshaltung nicht umgehen“, sagte er nun. „Wenn wir so weitermachen, werden wir am Ende Achter. Wenn das der Anspruch der Mannschaft ist, ist das okay“, so der 42-Jährige, der versucht, seine Mannschaft mit der Ansage zu kitzeln. Er fügte an: „Aber wenn wir einen höheren Anspruch haben, ist das zu wenig, was wir tun. Das müssen die Jungs kapieren.“

Welche Rolle spielen einzelne Personalien?

Auffällig ist, dass es mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Sebastian Mai bergab ging. Der Abwehrchef, Antreiber und Organisator verpasste die jüngsten fünf Partien wegen einer Innenbanddehnung im Knie. Nur eine davon wurde gewonnen. Ein Ausfall, den das Team nicht ansatzweise auffangen kann. Stürmer Terrence Boyd äußerte nach dem Spiel gegen 1860 den Wunsch, der Blondschopf möge schnellstmöglich auf den Platz zurückkehren. „Wir brauchen ihn.“

Apropos Boyd: Er ist für Ziegner „ein gutes Beispiel“ für die aktuelle Misere der Saalestädter. „In den ersten zwei Monaten hat er nur dafür gearbeitet, Tore zu erzielen und vorzubereiten, um genau dieses Standing in der Liga zu bekommen, das er nun hat.“ Aber seit es heißt, der HFC sei dank ihm ein Spitzenteam, sei das Engagement gesunken.

Fehlen dem Team weitere Führungsspieler?

Ja, das wird immer deutlicher. Das hat auch Ziegner erkannt, der die erfahrenen Profis nun in die Pflicht nimmt. „Wenn wir wieder die Qualität auf den Platz bringen wollen, um vorn dazuzugehören, erwarte ich mehr Verantwortung von den Erfahrenen, die glauben, Führungsspieler zu sein.“

Namen nannte er in der Öffentlichkeit natürlich keine. Gemeint sind jedoch Spieler wie Baxter Bahn, Jan Washausen und Björn Jopek, die bereits seit Sommer 2018 in Halle und lang genug in der dritten Liga dabei sind. Dem Trainer geht es dabei um Führungsqualitäten auf und neben dem Platz.

Trainiert die Mannschaft nicht richtig?

Defizite im Training sind nicht zu erkennen. Körperlich ist die Mannschaft fit. „Was die Jungs unter der Woche im Training abliefern, das ist hervorragend. Die knallen sich rein, bereiten sich akribisch auf den Spieltag vor“, lobte Ziegner. Das Problem: „Das Wichtigste ist, das auf den Platz zu bringen. Das schaffen wir aktuell nicht.“ Weil manche Spieler - eben auch Jopek und Bahn - überspielt wirken.

Was sollte Torsten Ziegner nun tun?

Er ist nicht nur als Trainer, sondern weit mehr als Psychologe gefordert. Die Ursachenforschung ist beinahe abgeschlossen, jetzt geht es an mentale Stellschrauben. „Es geht um die Qualität, richtige Entscheidungen zu treffen und mit Situationen umzugehen.“ Seine Schützlinge müssten Lehren ziehen, um die „Hürden zu überspringen mit einer anderen Art und Weise als beim letzten Mal, als wir die Hürde gerissen haben“.

Klingt kryptisch. Heißt: „Gut in die Saison zu starten haben schon viele geschafft. Aber sich dauerhaft da oben zu behaupten, das ist Qualität. Und wir werden sehen, ob wir die haben.“ Das wird sich schon am kommenden Spieltag in der nächsten Woche am Freitagabend beim Spiel in Jena zeigen. Der HFC muss beim Tabellenletzten gewinnen und danach möglichst auch daheim gegen Tabellenführer Duisburg. Diese zwei Spiele werden entscheiden, in welche Richtung es geht.

Was macht Hoffnung, dass es bald besser läuft?

Auch in der vergangenen Spielzeit hatte der HFC einen Durchhänger. Vom 22. Spieltag bis zum 31. Spieltag gelangen lediglich zwei Siege. Aus drei Punkten Vorsprung auf Platz vier wurden fünf Zähler Rückstand auf Relegationsplatz drei. Der Weg Richtung zweite Bundesliga war versperrt.

Dennoch kämpfte sich die Mannschaft aus dem Tief heraus, holte noch sechs Siege aus den verbliebenen acht Partien. Der HFC ist zu einer ähnlichen Serie auch jetzt in der Lage. Da das Team im Kern zusammengeblieben ist, wissen die Spieler, wie schwierige Phasen zu meistern sind. Fest steht: Der HFC hat - das wurde in dieser Saison bewiesen - die Qualität, um in der Tabelle (ganz) oben zu stehen.

(mz)