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HFC-Präsident im Interview Hallescher FC: Jens Rauschenbach, der neue HFC-Präsident, im Interview

07.02.2019, 08:34
Jens Rauschenbach ist der neue starke Mann beim Halleschen FC.
Jens Rauschenbach ist der neue starke Mann beim Halleschen FC. imago sportfotodienst

Halle (Saale) - Jens Rauschenbach ist seit der Mitgliederwahl am Sonntag der neue Präsident von Fußball-Drittligist Hallescher FC. Christoph Karpe sprach mit dem 49-jährigen Wirtschaftsprüfer über Finanzen, Ziele und Visionen des Vereins.

Herr Rauschenbach gab es nach ihrer Wahl via Smartphone mehr Glückwünsche oder mehr Beileidsbekundungen?

Jens Rauschenbach: Ich habe wirklich sehr viele Nachrichten erhalten - und ausschließlich zustimmende. Manche mit „ich wünsche viel Glück“ oder auch „hoffe, Du hast starke Nerven“.

Ist Ihre Frau glücklich, dass Sie nun der Chef des HFC sind?

Sagen wir es so: Sie ist nicht vollends begeistert, aber sie trägt es mit und unterstützt mich.

Ist entschieden, wer sich im neuen Vorstand um welchen Bereich kümmert?

Vizepräsident Jürgen Fox wird sich wie bisher um Personal und Arbeitsverträge sowie den Nachwuchs kümmern. Steffen Kluges Bereiche sind Fan-Belange, Mitglieder-Organisation und -Gewinnung sowie soziale Projekte etwa in Kitas und Schulen. Oliver Kühr hat alles rings um den Spielbetrieb, die Sicherheit und die Betreuung des Baus des neuen Nachwuchsleistungszentrums auf dem Tisch. Und Lutz Preußler ist derjenige, der den Kontakt zu den regionalen Sponsoren pflegt, die Geschäftsstelle unterstützt und Veranstaltungen steuert.

Und was bleibt für Sie?

Die Finanzen, ein Teil des Marketings und Öffentlichkeitsarbeit.

Was ist jetzt die vordringlichste Aufgabe?

Wir sind - um bis Ende des Monats die Lizenzunterlagen erstellen zu können - auf der Zielgerade bei den Sponsorengesprächen. Sozusagen auf der Tingeltour. Der DFB verlangt schließlich alle Verträge mit Unterschriften zur Einsicht, wenn das Volumen über 50.000 Euro liegt. Wir beantragen die Lizenz sowohl für die dritte als auch die zweite Liga.

Mit welchen Etats?

Bei einem Verbleib in der dritten Liga wollen wir den Etat Stück für Stück erhöhen. In einem ersten Schritt planen wir mit 6,8 Millionen Euro statt wie in dieser Saison mit 6,4 Millionen Euro für den Gesamtverein. Wenn wir am DFB-Pokal teilnehmen oder noch zusätzliche Sponsoren gewinnen, kann der Etat auch noch weiter steigen. Für die zweite Liga werden wir ein Budget zur Verfügung stellen können, das etwa im Bereich der Aufsteiger der vergangenen Jahre liegt. (bei etwa 15 Millionen Euro, Anm. d. Red.)

Sollen dabei Großsponsoren helfen? Gibt es Gespräche?

Unsere Basis sind regionale Partner. Daran wird sich nichts ändern. Es gibt Interesse von überregionalen Sponsoren, sich bei einem Aufstieg beim HFC zu engagieren. Aber eines steht auch fest: Wir wollen und werden uns nicht von einem Sponsor oder einem Mäzen abhängig machen.

Wie sieht die Kaderplanung aus?

Es gibt derzeit Gespräche mit aktuellen Spielern, die wir an uns binden wollen, um ihre Verträge langfristig zu verlängern. Ich denke, bei Stürmer Mathias Fetsch können wir noch diese Woche Vollzug melden, dass er bleibt. Weitere Namen werden wir verkünden, wenn die Verträge unterschrieben sind.

Vor zwei Jahren, als der HFC ebenfalls eine Aufstiegschance hatte, wurde ein Aufstiegsprämie in Höhe von etwa 200.000 Euro ausgehandelt. Wie hoch ist die für diese Saison?

Die Dimension ist ähnlich mit einem kleinen Motivationszuschlag. Wir haben mit dem Mannschaftsrat im Trainingslager in Belek eine Vereinbarung getroffen. Das Team hat auch einen Verteilerschlüssel entwickelt. Bemerkenswert, dass alle im Fall der Fälle an der Prämie beteiligt werden, also auch die Wäschefrau, die Physios und alle anderen, die mit dem Team arbeiten. Das zeigt den tollen Charakter der Mannschaft.

Es gibt Vermutungen, dass Jens Rauschenbach noch gar nicht lange genug HFC-Mitglied ist, um überhaupt gewählt werden zu können. Die Wahl sei damit nichts rechtens. „Ich bin seit dem 1. Februar 2018 Mitglied des HFC“, sagt Jens Rauschenbach: „Im Übrigen enthält die von der Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit beschlossene Wahlordnung eine Übergangsvorschrift für die Mitglieder, die nach der alten Satzung eingetreten sind. Danach behalten sie das volle aktive und passive Wahlrecht.“ Damit setze der Verein mit dem Willen der Mitglieder den Grundsatz um, dass einmal erworbene Rechte nicht wieder aberkannt werden könnten. Die neue Satzung des HFC ist am 23. März 2018 mit dem Eintrag ins Vereinsregister in Kraft getreten.

Kann sich der Verein eine Aufstiegsprämie leisten? Wie steht es um die Finanzen?

Wir sind auf einem sehr guten Weg, dass der HFC bald saniert ist. Das Gute vorweg: Der Verein ist schuldenfrei. Allerdings haben wir ein negatives Eigenkapital, das wir abbauen wollen. Ende der vergangenen Spielzeit lagen wir da noch bei etwa 300.000 Euro und wollen dies bis Saisonende um weitere 100.000 Euro reduzieren. Natürlich ist es so, dass die dritte Liga keine großen Sprünge zulässt. Die Etats sind immer auf Kante genäht. Inzwischen gibt es vom DFB einen Financial-Fairplay-Topf, aus dem diejenigen belohnt werden, die solide wirtschaften. Wir sind zuversichtlich, dass es uns gelingt, Geld aus diesem Topf zu bekommen.

Gibt es Pläne, die Profiabteilung auszugliedern, wie es der FCM getan hat?

Ein Grundsatz steht für mich fest: Der HFC muss zu 100 Prozent den Mitgliedern gehören. Wir wollen keine Investoren und auch keine Anteile verkaufen. Ob es unter diesen Umständen irgendwann sinnvoll ist, über eine Ausgliederung zu diskutieren, entscheiden die Mitglieder.

Die Fans wünschen sich ein Vereinsheim, die sportliche Leitung möchte einen zweiten Rasenplatz am Stadion. Sind diese Projekte realisierbar?

Im Aufstiegsfall müssen wir beim zweiten Trainingsplatz schnellstmöglich handeln. Pläne für einen Platz auf dem Sportdreieck gab es ja schon, als das Stadion 2011 gebaut wurde. Sie sind damals an den Kosten gescheitert. Bleiben wir in Liga drei, sind die Ausgaben von etwa einer halben Million Euro für den HFC nicht auf einmal zu stemmen. Auch ein eigenes Vereinsheim, das ich grundsätzlich befürworte, können wir uns aktuell nicht leisten. Zumal solch eine Investition nicht zu Lasten der Profimannschaft gehen darf. Wir suchen aber in einem ersten Schritt eine Lokalität, wo sich die HFC-Familie regelmäßig treffen kann.

Wo spielt der HFC am Jahresende? Dritte oder zweite Liga?

Wenn es nach meinen Wünschen geht: Natürlich ganz klar in der zweiten Liga. Wir wollen die Aufstiegschance nutzen, das ist auch in der Mannschaft zu spüren. Wohl wissend, dass es keine Garantien gibt, dieses Ziel auch zu erreichen. Aber vor dieser Saison hätte uns jeder für verrückt erklärt, wenn wir gesagt hätten, dass wir aufsteigen wollen. Wir werden also nicht übermütig. Und wenn wir es nicht schaffen, greifen wir nächste Saison umso schwungvoller an. Wir wollen aufsteigen. Nicht nur aus finanziellen und sportlichen Gründen, sondern auch aus unserem Selbstverständnis heraus. Der HFC gehört in die zweite Liga. (mz)