Hallescher FC Hallescher FC: Das Gerüst der Mannschaft steht
Halle/MZ - Florian Brügmann hat schon in den vergangenen Wochen Wohnungsanzeigen durchpflügt. Er reiste sogar mehrfach nach Halle und zog von Besichtigung zu Besichtigung. Nicht unüblich für jemanden, der einen Umzug plant. Und doch ziemlich ungewöhnlich für einen Fußballer, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal einen Vertrag bei seinem neuen Verein unterschrieben hat. Ralph Kühne, den Manager des Halleschen FC, hat die Planungs-Akribie seines neuen Außenverteidigers jedenfalls ziemlich beeindruckt: „Ich war richtig erschrocken, als ich das hörte. Ich habe davon nicht mal etwas gewusst.“ Und dann fügt er den wichtigsten Satz an: „Solche Leute brauchen wir.“ Leute, die wissen, was sie wollen, die das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen.
Die Tinte unter dem Vertrag mit dem 22 Jahre alten Außenverteidiger vom Zweitligisten VfL Bochum war am Dienstag kaum getrocknet, da hatte Brügmann sein neues Domizil bereits bezogen. Am Mittwoch suchte er mit seiner Freundin Laura in Berlin nach der passenden Küche für sein neues Zuhause. „Zumindest schlafen kann ich dort schon, das reicht erstmal“, sagt er und lacht.
Die Vorfreude auf seine neue Aufgabe ist spürbar. Und dabei weiß Brügmann noch gar nichts von den nächsten guten Nachrichten aus der halleschen Kaderschmiede. Denn mit dem 23-jährigen Marcel Baude vom Chemnitzer FC hat der HFC inzwischen seinen sechsten Neuzugang verpflichtet. Einen nominellen rechten Mittelfeldspieler zwar, aber mit zahlreichen Einsätzen als Rechtsverteidiger. Kühne bestätigt, dass Baude als Kandidat für beide Positionen ins Team geholt wurde.
Kader für die Vorbereitung
Und das bedeutet: Der HFC hat eine Woche vor dem Trainingsauftakt erstmals ein vollständiges Gerüst in der Defensive parat. Die Flügel sind nun von Baude und Brügmann besetzt, in der Innenverteidigung warten Kristian Kojola und Marcel Franke. Mittelfristig kommen auch noch Patrick Mouaya und Pierre Becken wieder. Mouaya arbeitet zurzeit daran, nach seinem Schienbeinbruch wieder zu alter Form zurückzufinden.
Nimmt man noch die beiden Sechser im defensiven Mittelfeld - Kapitän Maik Wagefeld und Neuzugang Niklas Brandt - sowie die Torhüter Dominik Kisiel und Pierre Kleinheider hinzu, wird deutlich: Cheftrainer Sven Köhler hat das defensive Gerüst für seine Mannschaft weitgehend erstellt. „Die Zusammenstellung in der Defensive ist sicherlich noch nicht abgeschlossen“, relativiert Manager Kühne allerdings. „Ein, zwei Ideen haben wir noch im Kopf. Aber so werden wir erstmal die Vorbereitungszeit ab 13. Juni beginnen, das ist definitiv so.“
Summa summarum stehen dem HFC derzeit 16 Spieler zur Verfügung, zählt man Nils Pichinot und Anton Müller mit jeweils großen Fragezeichen dazu. Bis zu sieben weitere dürften noch folgen. Und alle Feldspieler, die bisher verpflichtet wurden, haben vielsagende Parallelen. Kühne über Brandt: „sehr dynamisch mit viel Potenzial“. Kühne über Baude: „dynamisch, schnell“. Kühne über Franke: „jung, schnell, modern“. Und über Brügmann sagte schon sein Jugendtrainer bei Hansa Rostock, Roland Kroos: „dribbelstark, mit einem sehr guten letzten Pass“. Der Mann muss es ja wissen: Seine Söhne Toni und Felix spielen am Donnerstag für Werder Bremen und Bayern München.
„Nur so funktioniert Fußball heute“
Jung, schnell und modern. Das soll der neue Stil des Halleschen FC werden, glaubt man den Aussagen von Kühne oder auch Präsident Michael Schädlich: „Nur so funktioniert Fußball heute.“ Und dieser neue Stil beginnt bereits im Spielaufbau, in der Defensive.
Zudem dürfte sich die Ausgangslage für den HFC, was künftige Verhandlungen angeht, stetig verbessern. Es gibt Stimmen, die nach den Insolvenzen und verweigerten Lizenzen der letzten Monate ein Ende der fetten Jahre in Liga drei prophezeien. „Was die Preise angeht, natürlich“, so Kühne. Momentan gebe es eben noch viele Spieler, die zum Beispiel bei Drittliga-Absteigern unter Vertrag stünden, aber ihr bisheriges Gehalt zum neuen Arbeitgeber „hinüber retten“ wollten. „Vielleicht finden sie jemanden, der dazu gewillt ist“, so Kühne. „Wir werden das nicht tun.“
Aber irgendwann, spätestens wenn kurz vor Ende der Transferperiode am 31. August noch ein Arbeitgeber gesucht wird, dann schlägt vielleicht die Stunde des Halleschen FC.