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Hallescher FC  Hallescher FC : Braydon Manu: Vom Kult-Kicker zum Bankdrücker

Von Christoph Karpe 14.12.2017, 09:04
Mit seinem Schuss ins Paderborner Tor wurde Braydon Manu am ersten Spieltag der Liebling der HFC-Fans. Inzwischen ist es ruhig um ihn geworden.
Mit seinem Schuss ins Paderborner Tor wurde Braydon Manu am ersten Spieltag der Liebling der HFC-Fans. Inzwischen ist es ruhig um ihn geworden. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Braydon Manu trottet vom Trainingsplatz und blickt unter seiner schwarzen Wollmütze etwas missmutig drein. „Nein“, sagt er schief lächelnd, „reden möchte ich nicht.“ Ihm ist gerade nicht danach.

Was soll er auch sagen? Dass er nicht gerade zufrieden ist mit seiner Rolle, weil er kaum noch zum Einsatz kommt? Da würde er sich nur den Mund verbrennen und Unmut schüren. Also, das hat er in einer Halbserie dritte Liga gelernt, ist Schweigen an mancher Stelle besser.

Braydon Manu: Der perfekte Einstand beim HFC

Zu Saisonbeginn war das noch anders. Als alles neu war, als er statt auf Dorf-Fußballplätzen rings um Braunschweig wie in Eichede oder Drochtersen plötzlich auf der Profi-Bühne stand. Und das auch noch zunächst im hellen Licht. Wie nach dem ersten Saisonspiel. Gegen den SC Paderborn hatte der kleine Wirbelwind in der 84. Minute die grandiose Aufholjagd des Halleschen FC gekrönt und das 4:4 markiert - nach 1:4-Rückstand. Vom Trainer intuitiv ins Spiel geworfen.

Hernach redete Manu, als Held des Tages vor sämtliche Mikrofone gezerrt, im emotionalen Überschwang frei heraus. Der 20-Jährige stieg auch wegen seiner verbalen Unbekümmertheit zum Liebling der Fans auf. Alle waren fasziniert - von einigen erfrischenden Aktionen und einem Tor. Manu solle unbedingt immer spielen, so die schnelle Meinung.

Braydon Manu: Nicht überall kommt seine offen Art gut an

Jetzt gibt es am Freitag das Rückspiel beim aktuellen Spitzenreiter - und Braydon Manu ist mittlerweile um zahlreiche Anhänger ärmer und um einige Erfahrungen reicher. Zum Stammspieler hat er es nämlich nicht geschafft. In der Mannschafts-Hierarchie rutschte er keineswegs auf. Die älteren Mitspieler haben ihn längst mit direkten Hinweisen, sich doch bitte ganz bescheiden zurückzunehmen, ziemlich rigoros reglementiert.

Manu, der in der Hinrunde noch durch eine Rotsperre - Kopfstoß im Jena-Spiel - und ein weiteres Tor - jenes zum 2:1-Sieg in Bremen - auffiel, ist gerade ein wenig in der Versenkung verschwunden.

Braydon Manu: Die nächste Chance gegen Paderborn

Was Trainer Rico Schmitt für völlig normal im Entwicklungsprozess des einstigen Regionalliga-Kickers von Braunschweigs Zweiter sieht. „Braydon kommt immerhin auf zwölf Drittliga-Einsätze. Das ist doch gar nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass er zwischendurch auch noch verletzt war. Ich glaube in Braunschweig haben ihm das viele nach seinem Wechsel zu uns gar nicht so zugetraut“, meint der Coach. Zwei Mal kickte Manu über 90 Minuten, sonst wurde er eingewechselt. In der Hoffnung, der Joker könne wie gegen Paderborn oder Bremen stechen.

Tat er aber nicht. „Er merkt die Robustheit der Gegenspieler, muss lernen, sich zu behaupten“, sagt der Trainer über den wendigen Dribbler. Und auch wenn Braydon Manu gerade in einem kleinen Tief steckt, ist für Schmitt eine Entwicklung erkennbar. „Er lernt, wie sich die Fußball-Welt dreht. Das Wichtigste ist, dass er sich seine zwei größten Stärken, seine Frische und seine Dynamik behält“, sagt Schmitt. Gelänge dies, könne der junge Mann „ein zweiter Marvin Ajani werden“. Der war ebenfalls als zuvor unterschätzter Viertliga-Kicker kometenhaft aufgestiegen - und hatte lange geglänzt.

Manu wird mit im Bus nach Paderborn sitzen und am Freitag auf der Bank ein Einwechsel-Zeichen des Trainers erwarten. Vielleicht gibt ihm Schmitt eine Chance. Denn beim Gegner wird der Zwei-Punkte-Räuber aus der Erstauflage noch bestens in Erinnerung sein. Dort wird er für gefährlicher gehalten als gerade in Halle.

(mz)