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Einschätzung zum Transfer Christian Tiffert zum HFC: Warum der verlorene Sohn ein guter Griff ist

Von Benjamin Binkle 28.01.2019, 14:10
Christian Tiffert kommt nach 20 Jahren zurück zum HFC. Am Montag war er bei Dr. Thomas Bartels, dem Mannschaftsarzt des HFC, zum Medizincheck.
Christian Tiffert kommt nach 20 Jahren zurück zum HFC. Am Montag war er bei Dr. Thomas Bartels, dem Mannschaftsarzt des HFC, zum Medizincheck. Holger John / VIADATA

Halle (Saale) - Drei Kandidaten hatte der Hallesche FC als Winter-Zugang im Blick, am Ende fiel die Wahl auf Christian Tiffert. Ein gebürtiger Hallenser also für den HFC – das klingt romantisch. Doch als Tiffert den HFC 1998 nach der U17 verließ, stieg der Klub gerade aus der Oberliga Nordost ab und der Erdgas Sportpark war in seiner aktuellen Form noch nicht einmal geplant.

Die Rückhol-Aktion des „verlorenen Sohns“ wird bei der Auswahl des Zugangs ohnehin nur eine Nebenrolle gespielt haben bei den HFC-Verantwortlichen. Abseits davon gibt es gute Gründe zu glauben, dass dem HFC ein guter Griff gelungen ist.

Sportlich mag die beste Zeit des ehemaligen deutschen Junioren-Nationalspielers schon einige Jahre zurück liegen. Mit dem VfB Stuttgart spielte er in der Champions League, mit Duisburg und Kaiserslautern jahrelang in der Bundesliga. Als junger Kerl stand er sogar auf dem Sprung in die Nationalmannschaft.

Tiffert spielte öfter in der zweiten Liga als der gesamte HFC-Kader

Nach mehr als 450 Pflichtspielen im Profifußball in drei verschiedenen Ländern ist er allemal noch gut genug für die 3. Liga. Zum Vergleich: Tiffert spielte häufiger in der 2. Bundesliga als der komplette restliche HFC-Kader zusammen. Und Tiffert steht voll im Saft, hat in Aue zwar wenig gespielt, aber voll trainiert.

Weil er zuletzt in Aue nicht mehr zum Stammpersonal zählte, aber noch immer heiß auf fußball ist, hat sich die Chance für den HFC überhaupt erst ergeben. Halle zögerte nicht lange – ein klares Zeichen der Vereinsführung. Zum einen konnte der HFC einen namhaften Spieler vom Wechsel in die 3. Liga überzeugen und für sein Projekt gewinnen. Zum anderen geht das Signal an Fans und Konkurrenz raus: Der HFC glaubt an seine Chance im Aufstiegsrennen und untermauert dies auch mit Transfers.

Sportlich passt die Personalie auch. In der Defensive kann Tiffert den verletzten Sebastian Mai gut ersetzen: Der Routinier kann die Dreierkette organisieren oder im defensiven Mittelfeld das Spiel lenken. Dass der HFC Tiffert nicht einmal zwingend als Stammspieler braucht, spricht für das aktuelle Team. Aktuell gibt es kaum Grund für Trainer Torsten Ziegner, etwas zu ändern. Falls er das doch mal tun muss, steht Tiffert bereit.

Denn Tiffert gibt er dem HFC-Kader mehr Qualität in der Tiefe, die in der Rückrunde dringend benötigt wird: Verletzungen, Sperren und Formkrisen werden kommen, die Personaldecke beim HFC ist spätestens seit dem Mai-Ausfall dünn. Und mit Tiffert in der Defensive kann sich Bentley Baxter Bahn wieder mehr auf die Offensive konzentrieren: Nicht nur sein Traumtor gegen Köln zeigt, wie wichtig er dort ist.

Christian Tiffert: Ein erfahrener Mann für den HFC

Der größte Gewinn für den HFC beim Tiffert-Transfer ist aber dessen geballte Erfahrung. Er stieg ab und auf, spielte in Übersee und wurde in Österreich Meister. Er wurde aussortiert und wieder begnadigt, erlebte Höhen und Tiefen. Es gibt im Fußball kaum etwas, das Christian Tiffert noch nicht mitgemacht hat.

Für Erzgebirge war er bis zum Sommer Leistungsträger und ein wesentlicher Faktor des regelmäßigen Klassenerhalts der Sachsen. In Duisburg war Tiffert Vize-Kapitän, in Kaiserslautern gehörte er zum Mannschaftsrat. Auch in Aue hält Vereinsboss Helge Leonhardt große Stücke auf dem Menschen Christian Tiffert.

Das aktuell sehr junge Team hat nun einen Führungsspieler mehr – auf dem Platz, aber auch in der Kabine. Denn nicht bloß auf Tifferts fußballerische Qualitäten wird es ankommen, wenn Halle tatsächlich bis zum Ende um den Aufstieg mitspielt. Wo der ein oder andere Youngster im heißen Saisonfinale vielleicht nervös wird, hilft Tiffert seine lange Profikarriere. Etwas, das sich nicht trainieren lässt, aber den Unterschied ausmachen kann.

In Deutschlands dritter Liga spielte Tiffert übrigens erst eine Saison: 2015/16 mit Erzgebirge Aue. Am Saisonende stand der Aufstieg. (mz)