EM-Finale EM-Finale Portugal gegen Frankreich: Cristiano Ronaldo muss unter Tränen vom Platz

Cristiano Ronaldo warf sich auf den Rasen, das Gesicht schmerzverzerrt, er weinte. Der dreimalige Weltfußballer hatte die historische Chance auf den EM-Titel mit Portugal vor Augen, doch schon in der 25. Minute war das Endspiel gegen Frankreich für ihn vorbei. Eine Knie-Verletzung, die er kurz nach dem Anpfiff im Zweikampf mit dem hart einsteigenden Dimitri Payet erlitt, beendete Ronaldos Auftritt im Stade de France vorzeitig. Der, der sich für den Besten seiner Zeit hält, wurde auf einer Trage vom Feld gebracht. Ohne ihren Anführer, der seinen EM-Rekord auf 21 Spiele ausbaute, wirkten die Portugiesen im Anschluss schockiert.
Schon als Ronaldo nach Payets Foul (8.) über den Rasen humpelte, fragten sein Sturmpartner Nani, Bayern-Neuzugang Renato Sanches und all die anderen unentwegt besorgt nach. Kurz darauf sank „CR7“ zum ersten Mal auf den Platz, doch die kurze Behandlungspause und ein dicker Verband am Knie halfen nichts. „Es würde mir so viel bedeuten, endlich etwas mit Portugal zu gewinnen“, hatte der 31-Jährige vor dem Endspiel von St. Denis gesagt: „Ich habe ansonsten alles gewonnen. Ganz Portugal glaubt daran. Und ich glaube auch daran, dass Portugal am Sonntag zum ersten Mal einen wichtigen Titel gewinnt.“ Mit drei Toren und drei Vorlagen hatte er im Turnierverlauf geglänzt - auf das Finale hatte er keinen Einfluss.
Dass es nicht Ronaldo war, der das Spiel entschied, löste in den sozialen Netzwerken sofort heftige Emotionen aus. „Schrecklich, Cris so vom Platz gehen zu sehen“, twitterte Gareth Bale, beim Champions-League-Sieger Real Madrid Teamkollege und im EM-Halbfinale mit Wales Gegner von Ronaldo: „Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes.“
Selfie mit Christiano Ronaldo
Die, die Ronaldo für seine vermeintliche Arroganz verachten, freuten sich im gleichen Moment für Frankreich. Der Portugiese hatte auch während der EM wieder polarisiert - wobei die Zahl seiner Kritiker geringer wurde. Ronaldo, der immer und wo er kann lamentiert, zeigte in Frankreich Mitgefühl mit den Verlierern (Bale!). Die Fans, die im aufregendsten Moment ihres Lebens auf den Platz gerannt waren, um ein Selfie mit ihrem Superstar zu ergattern, nahm der 31-Jährige in den Arm. Und er lächelte in die Kamera. „Cristiano kann noch sechs, sieben oder zehn Jahre spielen“, hatte Portugals Trainer Fernando Santos erst am Samstag gesagt - sein Zitat war am Sonntag sofort der Hoffnungsschimmer der Ronaldo-Anhänger: „Ich bin sicher, das Finale wird nicht sein letztes Spiel sein.“
Sein letztes Saisonspiel im Trikot von Real war ähnlich dramatisch zu Ende gegangen. Geplagt von einer Oberschenkel-Verletzung schleppte sich Ronaldo im Mailänder Endspiel der Königsklasse gegen Atlético Madrid über den Rasen. Doch als es drauf ankam, im Elfmeterschießen, trat Ronaldo zum entscheidenden Schuss an - und er setzte den Schlusspunkt zum 5:3. Im EM-Finale blieb ihm ähnlich Entscheidendes verwehrt. (sid)