Hambüchen statt Fahrig Fabian Hambüchen statt Matthias Fahrig: Olympia-Traum für den Hallenser geplatzt

Frankfurt (Main) - Es muss ein ganz mieses Gefühl sein. Wohl auch deshalb ging Matthias Fahrig am Sonntag nicht ans Telefon. Da hat der Turner vom SV Halle nun geackert und gekämpft, bis zuletzt hat er an seine Chance geglaubt. Und dann steht er doch nicht auf der Vorschlagsliste seines Verbandes für Rio, die an den Deutschen Olympischen Sportbund zur Absegnung eingereicht wird.
Neben vier Mehrkämpfern hat Chefcoach Andreas Hirsch als fünften Mann für seine Olympia-Riege Superstar Fabian Hambüchen den Vorzug gegeben. Der Ex-Weltmeister turnt zwar - wie Fahrig - aufgrund diverser Wehwehchen keine sechs Geräte mehr. Doch an seinen zwei stärksten, an Reck und Boden, ist der Wetzlaer nach wie vor für eine Medaille gut. Das hat er bei der zweiten Olympia-Qualifikation am Samstag in Frankfurt (Main) mit Nachdruck bewiesen.
Hambüchen gewinnt Boden-Duell
Matthias Fahrig offenbar nicht. Zwar war er am Sprungtisch wieder einmal klar der Beste. Doch ausgerechnet am Boden verkauften sich zwei noch besser als der Europameister an diesem Gerät von 2010. Und einer davon war eben Hambüchen. „Fabian hat durch Können überzeugt“, bestätigte Hirsch, dass der jahrelange Vorturner der schwarz-rot-goldenen Riege auf den Punkt topfit ist.
Und Fahrig nicht? Der Hallenser zeigte zwar die schwierigste Bodenübung von allen, doch er hat „nicht alles umsetzen können. Er ist zweimal außerhalb der Mattenbegrenzung gelandet“, sagt Hirsch. So hat Fahrig selbst ihm sozusagen die Entscheidung abgenommen.
Das Ziel von Hirsch für Rio ist klar definiert. Er will mit seinen Männern in das Teamfinale einziehen. Das wird angesichts der starken Konkurrenz nur dann möglich sein, wenn die Fehlerquote ganz gering gehalten wird. Zuverlässigkeit und Konstanz stehen also ganz oben im Anforderungskatalog von Hirsch.
Die Teilnahme an der Olympia-Qualifikation war für Matthias Fahrig überhaupt erst durch seine schnelle Genesung möglich. Weil ihm jemand im November mit dem Bierglas eins überzog, musste er wegen eines doppelten Kieferbruchs lange pausieren. Damit startete Fahrig seinen Versuch, sich für seine zweiten Olympischen Spiele zu qualifizieren, von vornherein unter erschwerten Voraussetzungen. 2004 war der Hallenser schon einmal in Athen bei Olympia dabei. Sein größter Erfolg: EM-Gold 2010 mit dem Team und am Boden.
Wohl auch deshalb hat Hambüchen den Zuschlag erhalten. Fahrig erlaubte sich auf dem Weg nach Rio zu viele Patzer. So ist beispielsweise in der ersten Qualifikationsrunde einiges schief gelaufen. Und ihm fällt nun auch auf die Füße, dass er sich an anderen Geräten nicht als Alternative anbietet. 10,975 Punkte am Pauschenpferd lassen nicht nur bei Hirsch die Alarmglocken schrillen, ebenso die 12,10 am Reck. Ringe hat Fahrig wegen Schulterproblemen ganz abgemeldet - ebenso wie Hambüchen übrigens. Einzig am Barren war Fahrig mit seinen 14,25 Zählern noch vorn mit dabei.
Dass seine Auswahlkollegen am Boden Boden gut gemacht haben, spielt bei Fahrigs Nicht-Nominierung sicher ebenfalls eine Rolle.
Fahrigs Schwäche ausgerechnet an den schwächsten Geräten der deutschen Turner ist wohl auch der Grund, warum Hirsch den Sportsoldaten nicht mal mehr mit in die weitere Rio-Vorbereitung nimmt. Noch am gestrigen Sonntag fuhr der Coach mit seinen fünf Olympiakandidaten plus dem Ersatzturner plus zwei Reserve-Reservisten nach Hannover zu einem ersten Trainingseinheit. Am Montag erfolgt dann die Einkleidung dort in der Bundeswehrkaserne, von wo es weiter Richtung Kienbaum zum nächsten Trainingslager geht.
Noch kein Karriere-Ende
Und was macht Fahrig? Mit seinen 30 Jahren zählt der Schützling von Trainer Uwe Ronneburg ohnehin zu den ältesten in der Auswahl. Verleitet ihn der Frust dazu, alles hinzuschmeißen? Zumindest darüber gab er via Facebook eine Antwort. „Und nein ich gebe übrigens nicht auf... Dafür liebe ich diese Sportart, die Unterstützung die Fans, die Wettkämpfe einfach zu sehr! Ganz nach dem Motto heute wird die Welt nicht untergehen, denn es ist schon morgen in Australien.“ Und schließlich wartet mit der EM im April in Bukarest die nächste Meisterschaft. (mz)