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Darren Stackhouse beim MBC Darren Stackhouse beim MBC: Assistenztrainer mit berühmtem Cousin Jerry

Von Daniel George 20.09.2015, 11:16
Darren Stackhouse arbeitet als Assistenztrainer beim MBC. Er ist der Cousin des ehemaligen NBA-Stars Jerry Stackhouse.
Darren Stackhouse arbeitet als Assistenztrainer beim MBC. Er ist der Cousin des ehemaligen NBA-Stars Jerry Stackhouse. Bösener/Imago Lizenz

Halle (Saale) - Es ist der Moment, in dem Darren Stackhouse einfach nur seine Arme weit ausbreitet. Es geht um seinen Cousin und dessen Leben. „So groß“ sei dessen Haus gewesen, erzählt Stackhouse und untermalt seine Erzählung eben mit dieser Geste. „Eine richtige Villa, wie ich sie vorher nur aus dem Fernsehen kannte.“

Mehr als 15 Jahre sind seit dem Besuch vergangen, die Begeisterung ist geblieben. So sehr, dass der 32 Jahre alte US-Amerikaner in einem halleschen Café noch gern darüber plaudert. Über seine Karriere als Basketball-Profi in Europa, über seinen neuen Job als Assistenztrainer beim Mitteldeutschen Basketball Club (MBC) - und eben über Begegnungen mit seinem Cousin: Jerry Stackhouse, dem ehemaligen Basketball-Superstar in der Profiliga NBA. Dort war er lange Jahre Teamkollege von Dirk Nowitzki, dem besten deutschen Basketballer aller Zeiten.

Plötzlich Millionär

Seit diesem Sommer arbeitet Darren Stackhouse beim Mitteldeutschen BC in Weißenfels. Doch der 32-Jährige lebt mit seiner Familie in Halle, wo er täglich Talente trainiert. Von der Saalestadt aus pendelt er, zum Bundesligisten MBC nach Weißenfels oder zum viertklassigen Kooperationspartner BSW Sixers nach Sandersdorf, dem er als Co-Trainer hilft. Weil seine Frau aus Leipzig stammt, „passt die Lage wunderbar“, erzählt der Vater zweier Kinder.

Stackhouse hat seine eigene Karriere im Basketball gemacht. Doch natürlich kommt das Gespräch fast automatisch auf seinen berühmten Nachnamen und seinen Cousin: „Darauf“, sagt er lächelnd, „werde ich wirklich oft angesprochen.“

Cousin galt als nächster Michael Jordan

Und er kann das verstehen. Als Darren Stackhouse noch nicht einmal zehn Jahre alt war, galt sein Cousin Jerry schließlich schon als der nächste Michael Jordan. Der schlaksige Teenager aus North Carolina sollte der beste Basketballer der Welt werden. Das passte, weil er an der gleichen Universität spielte wie Jordan. Und weil ihm ein ähnliches Talent nachgesagt wurde. „Seine Spiele wurden landesweit im Fernsehen übertragen. Die Leute waren sich sicher, dass er ein ganz Großer werden würde“, erinnert sich Darren Stackhouse.

Auch er saß oft vor dem Fernseher. Denn, das gibt er unumwunden zu, besonders nah standen sich die Cousins nie. Seine Mutter hat vier Schwestern und fünf Brüder, die wiederum haben viele Kinder. Eines davon heißt Jerry. „Der Name Stackhouse gehört zu einer großen Familie.“

Stolz auf seinen erfolgreichen Cousin

Je größer der Hype um seinen Cousin wurde, desto stolzer wurde trotzdem auch er. Jerry wuchs in North Carolina auf, Darren in der US-Hauptstadt Washington D.C. – 450 Kilometer, eine ordentliche Distanz. Doch als sein Cousin 1995 den Sprung in die nordamerikanische Profiliga NBA schaffte, jubelte Darren Stackhouse euphorisch. Er freute sich einfach. Ganz ohne Hintergedanken. Was zu dieser Zeit nicht selbstverständlich war, weil „Jerry plötzlich zum Millionär wurde. Da kamen auf einmal ganz viele entfernte Verwandte an und wollten auch etwas von dem Kuchen abhaben. Das war eine Drucksituation für ihn.“

Wenn der Mitteldeutsche Basketball Club (MBC) am Montagabend in der halleschen Erdgas Sportarena gegen den BK Pardubice aus Tschechien antritt, wird auch ein neues Gesicht dabei sein: Gestern gab der Erstligist die Verpflichtung von Lance Jeter bekannt. Zeitgleich wurde Probespieler Lawrence Alexander wieder nach Hause geschickt. „Wir hatten in sechs Testspielen Gelegenheit zu sehen, ob er Einfluss auf unser Spiel nehmen kann“, sagte MBC-Coach Silvano Poropat nach der Trennung. „Das war jedoch nur in einem der Fall - das war zu wenig.“

Anstelle von Alexander gehört nun also Jeter zum Weißenfelser Aufgebot. „Lance ist ein erfahrener Spieler, der schon bewiesen hat, dass er in der Bundesliga bestehen kann“, sagt Poropat über den Neuzugang.

In der Saison 2012/2013 spielte der US-Amerikaner für Ulm in der höchsten deutschen Spielklasse und erreichte das Playoff-Halbfinale sowie das Pokalfinale. Für die Schwaben sammelte er in 42 Partien durchschnittlich 7,6 Punkte, 2,4 Vorlagen und 2,2 Rebounds pro Partie. Zuletzt war der Aufbauspieler in den Niederlanden aktiv, gewann dort den Pokalwettbewerb. „Er kann punkten, passen und rebounden“, sagt Silvano Poropat über Jeter.

Ob auch er seinen wohlhabenden Cousin nach Geld gefragt hat? „Nein“, antwortet Darren Stackhouse vehement. „Weil ich so nicht erzogen wurde, andere Menschen nach Geld zu fragen. Ich verdiene es mir selbst.“

Und das nun schon seit acht Jahren in Deutschland. Erst als Spieler - für Bielefeld, Berlin, Recklinghausen und Cottbus zum Beispiel, von der zweiten Bundesliga bis zur zweiten Regionalliga. Dann als Co-Trainer bei den Crailsheim Merlins, mit denen er 2014 in die höchste deutsche Spielklasse aufstieg. „Mein Nachname“, weiß Stackhouse, „hat mir in Deutschland viele Türen geöffnet.“

An der Seite von Nowitzki

Ob Manager, Trainer oder Mitspieler: Sie alle kannten die zehn Buchstaben auf seinem Rücken. Kein Wunder, spielte Jerry Stackhouse von 2004 bis 2009 doch an der Seite von Dirk Nowitzki bei den Dallas Mavericks. Zwar konnte der Aufbauspieler die unheimlichen Erwartungen aus Universitätszeiten nie erfüllen, seine 18 Jahre lange NBA-Karriere war dennoch eine stolze. Weshalb auch viele Verantwortliche deutscher Klubs hofften, mit der Verpflichtung seines Cousins einen großen Coup zu landen. Erwartungsdruck? „Eigentlich gar nicht“, meint Darren Stackhouse, „ich war immer ein ordentlicher Spieler, aber niemals ein Superstar. Das wussten die Leute.“

Und Jerry wusste, dass er einen Cousin hat, der über dem großen Teich seinen Lebensunterhalt mit Basketball verdient. Genau wie er, nur eben ein paar Nummern kleiner. „Wir haben immer zweimal im Jahr telefoniert. Viel mehr war nicht drin. Er ist so beschäftigt, so viele Menschen wollen etwas von ihm. Das ist manchmal schwer.“ Zumindest an Weihnachten nehmen sie sich aber immer ein paar Minuten füreinander Zeit.

Vielleicht gibt es bald noch mehr Redebedarf. Denn seit diesem Sommer folgt Jerry dem Beispiel seines acht Jahre jüngeren Cousins. Auch der ehemalige NBA-Profi arbeitet inzwischen als Assistenztrainer, bei den Toronto Raptors in der NBA. Darren Stackhouse konzentriert sich indes auf seine neue Aufgabe beim besten Basketball-Team Sachsen-Anhalts.

Und manchmal, wenn er gefragt wird, schwelgt er in Erinnerungen. Damals, als Jerry von 2002 bis 2004 bei den Washington Wizards spielte, war Darren Stackhouse dem NBA-Zirkus für kurze Zeit ganz nah. Zutritt zur Umkleidekabine, Grillen im Garten dieser majestätischen Villa, die sich Jerry zugelegt hatte. „Er hatte sogar einen Basketball-Platz im Haus, mitten im Haus!“, erinnert sich Darren Stackhouse. „Das war wirklich beeindruckend.“ Und so, wie man es sonst nur aus dem Fernsehen kennt. (mz)

Jerry Stackhouse
Jerry Stackhouse
Bösener/Imago Lizenz