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Kommunen Wangerooger Gemeinderat will Inselbürgermeister absetzen

Auf der Nordseeinsel Wangerooge ist das Vertrauensverhältnis zwischen Insulanern und Bürgermeister Fangohr zerrüttet - so sieht es zumindest der Gemeinderat und strebt eine Abwahl an. Schon bald soll eine Entscheidung über das weitere Verfahren getroffen werden.

Von dpa 11.08.2023, 15:16
Bürgermeister Marcel Fangohr (parteilos) sitzt in seinem Büro.
Bürgermeister Marcel Fangohr (parteilos) sitzt in seinem Büro. Patrik Stollarz/dpa/Archivbild

Wangerooge - Der Gemeinderat der ostfriesischen Insel Wangerooge will Bürgermeister Marcel Fangohr (parteilos) absetzen. Dazu hat der Rat ein Abwahlverfahren nach dem niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz beantragt, wie die beiden Ratsfraktionen in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten. „Das Vertrauensverhältnis zwischen den Fraktionen und dem Hauptverwaltungsbeamten ist nicht mehr gegeben“, heißt es zur Begründung in einem am Donnerstagabend veröffentlichten Schreiben. Fangohr ist seit 2018 Bürgermeister der rund 1200 Einwohner zählenden Nordseeinsel. Seine Amtszeit läuft noch bis 2026. Zunächst hatte die „Nordwest-Zeitung“ berichtet.

Zum Gemeinderat der Insel gehören zehn Mitglieder, darunter auch der Bürgermeister. Die Einleitung des Abwahlverfahrens wurde den Angaben des Gemeinderats zufolge von acht Mitgliedern beantragt, eine weitere Ratsfrau war verhindert. Sechs Stimmen waren dafür notwendig.

Der Abwahlantrag stelle „ausdrücklich keine Disziplinarmaßnahme“ gegen den Bürgermeister dar, teilten die Ratsfraktionen weiter mit. Der Antrag gebe aber die Einschätzung das Rates wieder, dass der Bürgermeister nicht mehr das nötige Vertrauen der Bevölkerung habe.

Die Nachricht sei „ein kleiner Schock“ gewesen, sagte Fangohr auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. „Ich war schon überrascht, habe es aber professionell aufgenommen und werde es auch weiter so behandeln.“ Fangohr sagte, er habe versucht, die richtigen Weichen für die Insel zu stellen. Er bestätigte aber auch, dass es durchaus verschiedene Auffassungen zwischen ihm, dem Rat und der Verwaltung gegeben habe.

Für Streit hatten auf der Insel zuletzt etwa Pläne für ein neues Hotel mit mehreren hundert Betten gesorgt. Eine Mehrheit der Insulaner sprach sich bei einem Bürgerentscheid im vergangenen Jahr gegen den Verkauf eines Gemeindegrundstücks dafür aus.

In zwei Wochen, am 25. August, soll der Rat in öffentlicher Sitzung über den Antrag für das Abwahlverfahren abstimmen. Eine Zustimmung gilt nach der mehrheitlichen Beantragung als wahrscheinlich. Angenommen ist der Antrag, wenn mindestens sechs der zehn Ratsmitglieder zustimmen. Dann könnte binnen vier Monaten ein Abwahlverfahren durch die Wählerinnen und Wähler folgen, es sei denn, der Bürgermeister tritt freiwillig von seinem Amt zurück. Über sein Vorgehen müsse er sich erstmal in Ruhe Gedanken machen, sagte Fangohr.