1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Fernsehturm: VW Nutzfahrzeuge will „Telemoritz“ in Hannover abreißen

Fernsehturm VW Nutzfahrzeuge will „Telemoritz“ in Hannover abreißen

In Hannover kennt ihn jeder: den „Telemoritz“, den alten Fernsehturm mit der VW-Werbung. Der Turm ist in die Jahre gekommen, der Eigner VW Nutzfahrzeuge plant den Abriss. Gibt es Alternativen?

Von dpa Aktualisiert: 14.02.2024, 18:27
Eine rote Ampel leuchtet in Sichtweite des ehemaligen Fernsehturms „Telemoritz“ (auch „VW-Tower“).
Eine rote Ampel leuchtet in Sichtweite des ehemaligen Fernsehturms „Telemoritz“ (auch „VW-Tower“). Julian Stratenschulte/dpa

Hannover - Der als „Telemoritz“ bekannte markante alte Fernsehturm gehört zum Stadtbild von Hannover - aber möglicherweise nicht mehr lange: Der Autobauer Volkswagen Nutzfahrzeuge als Eigentümer hat mit den Planungen für den Abriss des Turmes begonnen. „Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen“, sagte Josef Baumert, Markenvorstand für Produktion und Logistik bei Volkswagen Nutzfahrzeuge, am Mittwoch in Hannover. Einem Gutachten von 2023 zufolge sei die Standsicherheit „grenzwertig“, in eine Sanierung müssten Millionen fließen. Der 1959 entstandene und etwa 141 Meter hohe „Telemoritz“ mit seiner VW-Werbung gehört dem Autobauer seit dem Jahr 2000.

Sollte der Turm erhalten bleiben, sei in den nächsten Monaten eine grundlegende Sanierung notwendig - dafür müssten Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe fließen, auch werde dies Jahre dauern. Für eine mögliche öffentliche Nutzung etwa als Restaurant sei der Turm nicht ausgelegt. Das sei daher „für uns keine Option“, sagte Baumert. Seit Mitte der 1990er-Jahre habe es entsprechende Versuche gegeben, die alle nicht tragfähig gewesen seien. Im Falle einer alternativen Nutzung rechnet Baumert inklusive Sanierung mit einer mittleren zweistelligen Millionensumme an Kosten.

Dennoch würde der Hersteller seinen Worten zufolge ein tragfähiges Konzept für eine alternative Nutzung unterstützen. Jedes Angebot in den vergangenen Monaten sei geprüft worden, ein positives Ergebnis habe es nicht gegeben. Der Abriss werde daher ernsthaft vorbereitet, noch im laufenden Jahr solle die Werbung abgebaut werden. Dies habe auch mit dem Kostendruck angesichts der Transformation in der Autobranche zu tun: „Der Turm ist nicht unser Kerngeschäft.“ Jährlich sei eine Summe von „unter einer Million“ Euro in den Erhalt des Turmes geflossen.

Einen Zeitplan für den Abriss gebe es bislang nicht, betonte Baumert. Allerdings sei eine sogenannte Abbruchanzeige gemäß der niedersächsischen Bauordnung am 8. Februar beim Fachbereich Bauen der Landeshauptstadt Hannover eingereicht worden. „Als Besitzer des Turms ist es unser oberstes Ziel, die dauerhafte Herstellung der Verkehrssicherheit zu gewährleisten“, sagte er. Die „Dauerhaftigkeit“ des kopflastigen Turmes sei aber laut Gutachten derzeit nicht gegeben.

2020 hatte sich ein Betonbrocken von der Größe eines Backsteins in etwa 70 Metern Höhe aus dem Turm gelöst. Verletzt wurde niemand. Hintergrund war ein alter Baumangel, wie Baumert sagte. Seitdem waren immer wieder Industriekletterer zu sehen, die die Fassade des alten Fernsehturms kontrollierten. Baumert sprach zudem von weiteren Abplatzungen und Mikrorissen, die Korrosion schreite fort.

Die Stadt Hannover teilte mit, der Fernsehturm sei städtebaulich und bauhistorisch wichtig. Die Bauverwaltung schreibe dem Turm Denkmalwert zu. Eine sogenannte Abbruchanzeige ist eingegangen, wie die Stadt bestätigte. Diese werde auf Vollständigkeit geprüft. Die Bauverwaltung habe Volkswagen Nutzfahrzeuge gebeten, zu einem späteren Zeitpunkt über den Abriss zu entscheiden. Es sollen Ideen zur Nutzung des Turmes entwickelt werden.