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Mutmaßlicher Anschlag

Tarifstreit Verdi speckt Pläne für Warnstreik ab

Zwei Tage bestreikt Verdi Teile des öffentlichen Dienstes in Berlin. Beschäftigte von BSR, Wasserbetrieben oder Charité geben sich kämpferisch. Dann kommt eine schreckliche Nachricht aus München.

Von dpa Aktualisiert: 13.02.2025, 17:16
In leuchtenden Warnwesten waren viele Menschen im Warnstreik in der Berliner Innenstadt unterwegs.
In leuchtenden Warnwesten waren viele Menschen im Warnstreik in der Berliner Innenstadt unterwegs. Caroline Bock/dpa

Berlin - Nach dem mutmaßlichen Anschlag in München hat die Gewerkschaft Verdi in Berlin ihre Pläne für einen Streik im öffentlichen Dienst der Hauptstadt abgespeckt. Der Streik selbst gehe am Freitag zwar weiter, alle in dem Zusammenhang geplanten Veranstaltungen würden aber abgesagt, teilte Verdi-Sprecher Kalle Kunkel mit. Dies gelte insbesondere für eine Veranstaltung mit Kandidatinnen und Kandidaten zur Bundestagswahl in der Columbiahalle. 

Bereits am ersten Streiktag hatte die Gewerkschaft kurz nach der Fahrt eines Autos in einen Verdi-Demonstrationszug in München auf eine Kundgebung in Berlin verzichtet. Während einer Demonstration mit 2.500 Teilnehmern vom Bundesfinanzministerium zum Spittelmarkt sei die Nachricht aus München gekommen, sagte Kunkel. Daraufhin habe Verdi entschieden, die am Spittelmarkt geplante Abschlusskundgebung mit Rednern und Musik nicht abzuhalten - aus Mitgefühl mit den Opfern in Bayerns Landeshauptstadt. 

Viele Verletzte in München  

In München war am späten Vormittag ein nach Polizeiangaben 24 Jahre alter abgelehnter Asylbewerber aus Afghanistan mit einem Auto in einen Demonstrationszug der Gewerkschaft gefahren und hatte dabei mindestens 28 Menschen verletzt. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach kurz darauf von einem „mutmaßlichem Anschlag“.

Keine Müllabfuhr oder Schwimmkurse

In Berlin wurde am Morgen unter anderem bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) gestreikt. Hunderte streikberechtigte BSR-Mitarbeiter des Winterdienstes hätten aber „in voller Stärke“ Schnee geräumt, statt die Arbeit niederzulegen, wie der zuständige Gewerkschaftssekretär für Abfallwirtschaft, Stefan Bornost, sagte. 

Die Stadtreinigung leert allerdings auch am Freitag keine Rest- und Bioguttonnen sowie öffentlichen Abfalleimer. Recyclinghöfe sind geschlossen. Gestreikt wird auch bei den Berliner Bäderbetrieben, deren Hallenbäder vereinzelt später oder gar nicht öffnen, wie es hieß. Schwimmvereine sagten Kurse ab. 

Charité verschiebt OPs

An der Charité wurden planbare, nicht dringende Eingriffe verschoben. Zeitkritische Tumoroperationen, Transplantationen, Operationen von Kindern sowie die Versorgung von Patienten mit Schlaganfall, Herzinfarkten und anderen Notfällen werden aber durchgeführt. Die Auswirkungen bei den Vivantes-Kliniken waren zunächst nicht klar. Es sollten aber keine Stationen geschlossen werden. 

Auch bei den Berliner Wasserbetrieben wird gestreikt, durch Notfallpläne sei der Warnstreik aber für die Berlinerinnen und Berliner nicht unmittelbar spürbar, sagte eine Sprecherin. 

Verdi und Beamtenbund fordern acht Prozent mehr Geld

Verdi-Sprecher Kunkel zeigte sich mit der Beteiligung am ersten Streiktag zufrieden. Die Gewerkschaft will mit den Streiks Druck auf die laufenden bundesweiten Tarifverhandlungen machen. Verdi und der Beamtenbund fordern von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Geld, mindestens aber 350 Euro mehr pro Monat. Höhere Zuschläge soll es für besonders belastende Tätigkeiten geben. Die nächste Tarifverhandlungsrunde im öffentlichen Dienst ist für den 17. und 18. Februar angesetzt.