Uschi Obermaier Uschi Obermaier: Das wilde Sex-Symbol der Sixties wird 65

Los Angeles/dpa. - Mit 50 Jahren posierte Uschi Obermaier für den«Playboy», mit 60 ließ sie noch einmal für den «Stern» die Hüllenfallen. Am 24. September feiert sie ihren 65. Geburtstag, diesmalzugeknöpfter. «Man kann sich nur nackt zeigen "as long as it is easyon the eyes" («solange es augenfreundlich ist») und langsam ist esnicht mehr so "easy"», erzählt Obermaier der Nachrichtenagentur dpa.Doch zum Jammern habe sie gar keinen Grund, fügt das Ex-Model raschhinzu. «Das Gewebe und die Muskeln lassen schon etwas nach, aber ichbin wirklich jemand mit guten Genen, der sich nicht beschweren kann.»
In den wilden sechziger Jahren hängte die bildschöne Bayerinihren Job als Fotoretuscheurin an den Nagel, tourte durch dieMünchner Musikclubs und wurde als Fotomodell entdeckt. Sie verliebtesich in den Kommunarden Rainer Langhans. Im Sommer 1967 gingenNacktbilder aus der Berliner Kommune 1 mit Obermaier um die Welt. Ihrblanker Busen zierte ein «Stern»-Titelblatt. Sie wird zur Sex-Ikone,lässt sich auf Drogen und auf Rockstars wie Mick Jagger, KeithRichards und Jimi Hendrix ein.
Das wilde Party-Leben hat sie längst aufgegeben, jetzt steht dieWahlkalifornierin mit deutschem und amerikanischem Pass auf wildeNatur. Sie lebt nordwestlich von Los Angeles in den Hügeln desTopanga Canyon. «Da gibt es Eulen, Kojoten und Schlangen. UndEidechsen, die mir aus der Hand fressen», meint die Hundebesitzerin.«Das ist mein Leben, mit dem ich happy bin.»
Einen festen Partner gibt es derzeit nicht. Ihr Traummann müssekreativ sein und Humor haben. «Männer sind geduldet», schmunzelt sie.«Ich habe Freunde und auch hin und wieder einen Lover, aber das isttotal unter meiner Kontrolle, wann der mich hier besuchen darf.» Überalte Liebschaften spricht sie nicht gerne, ausgenommen in derTherapie. «Ich gehe einmal pro Woche zum Therapeuten, weil ichwirklich Probleme mit Männern habe, was wohl von meinem Vater herkommt», meint Obermaier. Der hatte die Familie verlassen, als sie einkleines Mädchen war. Daher stammen ihre Verlassenheitsdepressionen,glaubt Obermaier.
Als «Überlebenskünstlerin» wurde sie vor wenigen Jahren in derWerbekampagne eines Dessous-Herstellers präsentiert. Tatsächlich gabes neben den Glamour-Zeiten harte Schicksalsschläge. 1973 hatteObermaier die Hamburger Kiez-Größe Dieter Bockhorn kennengelernt. AlsAussteiger reisten sie in einem umgebauten Wohnmobil jahrelang durchdie Welt. Die Liebe nahm ein jähes Ende, als Bockhorn Silvester 1983in Mexiko mit seinem Motorrad tödlich verunglückte. Obermaier war 37Jahre alt. «Ich hatte kein Geld, ich war als Fotomodell zu alt. MeineEltern hatten gehofft, jetzt kommt sie wie ein Hund mit einemeingekniffenen Schwanz zurück.»
Doch nach Deutschland wollte sie nicht zurück. Ein älteresEhepaar, das Obermaier zu ihren «amerikanischen Eltern» erkorenhatte, bot in Kalifornien Unterschlupf. Das Model wohnte weiter imBus, nun auf einem Grundstück in Los Angeles. Dort entdeckte dieMünchnerin ihre Liebe zum Schmuckdesign mit ethnischem Einschlag. Esist mehr als nur ein Job, meint Obermaier. Sie habe gerade einenweiteren Kurs besucht und eine neue Technik gelernt. «Immer, wenn manetwas dazulernen kann, ist das Leben interessant. Das ist jetzteigentlich der größte Thrill in meinem Leben», sagt sie.
Vor neun Monaten hat sie mit dem Rauchen aufgehört. Zwei, drei Malpro Woche geht sie zur Yoga-Stunde, aber damit hat sich ihrFitness-Pensum auch schon erschöpft. «Wie Madonna sechs Stunden amTag Übungen zu machen, dazu habe ich keine Lust und keine Zeit.» Auchwenn es um Schönheitsoperationen geht, kann und will Obermaier mitder Hollywood-Prominenz nicht mithalten. «Das ist wirklich grotesk,was hier abläuft», sagt sie über allzu straffende Facelifts. Sieselbst würde nur «ein bisserl» nachhelfen, mit Spritzen gegen dieRaucherfältchen an den Lippen, versichert sie. Gegen ihren bayrischenAkzent hat sie in all den Jahren jedenfalls nichts unternommen. Denfänden die Amerikaner «charmant».
Ihren 65. Geburtstag will sie im eigenen Haus groß feiern. «Wirmachen natürlich eine Party. 65 werde ich nur einmal und man muss dieFeste feiern, wie sie fallen.» Das Motto für die Einladung habe siebei dem Münchner Komiker Karl Valentin abgeschaut: «Heute ist diegute, alte Zeit von morgen.»
Das Sex-Symbol der wilden Sixties hat inzwischen ganz bescheideneWünsche. «Früher habe ich nur mit den Augen gerollt, wenn ältereLeute gesagt haben, Hauptsache wir sind gesund. Und jetzt ist estatsächlich so, dass man sagt, das ist wirklich die Hauptsache.» Aucheine Uschi Obermaier ist nicht ewig jung.