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USA USA: Siamesischer Zwilling Tabea stirbt bei Trennungs-OP

16.09.2004, 05:48
Pastor Nikolai Reimer von der Mennoniten-Gemeinde in Lemgo legt am Donnerstag (16. September 2004) als Geste der Trauer über das verstorbene siamesische Zwillingskind Tabea vor der Kanzel des Gotteshauses Rosen nieder. (Foto: dpa)
Pastor Nikolai Reimer von der Mennoniten-Gemeinde in Lemgo legt am Donnerstag (16. September 2004) als Geste der Trauer über das verstorbene siamesische Zwillingskind Tabea vor der Kanzel des Gotteshauses Rosen nieder. (Foto: dpa) dpa

Baltimore/dpa. - Trauer und Hoffnung: Nach der dramatischenTrennung der Siamesischen Zwillinge aus Lemgo haben die Ärzte denKampf um das Leben der kleinen Tabea verloren und hoffen jetzt aufdas Überleben ihrer Schwester Lea. Tabea war kurz nach der mehr als18-stündigen Marathonoperation am Donnerstagmorgen im Kinderhospitalder Johns Hopkins Universität im amerikanischen Baltimore gestorben.Lea habe jedoch gute Chancen, die schwierige Trennung am Kopf gut zuüberstehen. Ihr Zustand sei kritisch, aber stabil.

Lemgos Bürgermeister Reiner Auermann reagierte bestürzt auf dieNachricht vom Tod Tabeas. «Natürlich wussten wir um die Risikendieser Operation. Gleichwohl ist jeder in der Stadt betroffen überden Tod von Tabea. Mein Mitgefühl gilt den Eltern. Und natürlichhoffen wir für Lea», sagte er der dpa.

Die Trennung der siamesischen Zwillinge hatte am vergangenenSamstag um 11.30 Uhr deutscher Zeit begonnen. Am frühen Sonntagmorgenhatte das Operationsteam den Eingriff wegen Tabea unterbrochen. Sieerlitt nach Informationen des «Stern» auf dem OP-Tisch zwei Mal einenHerzstillstand. Die Chirurgen gewährten ihr und Lea daraufhin eine82-stündige Erholungspause, in der beide Mädchen unter Narkosegehalten wurden. So sollte vermieden werden, dass eventuelleBewegungen dem bereits geöffneten Hirn der Mädchen schaden.

In der Fortsetzung des Eingriffs gelang es den Chirurgen dann zwarin der Nacht zu Donnerstag, die Mädchen zu trennen. Tabea habe jedochtrotz intensiver Wiederbelebungsversuche nicht gerettet werdenkönnen, teilte das Hospital «mit großer Traurigkeit» mit. Lea wurdeauf die Intensivstation verlegt.

«Wir haben große Hoffnung, dass Lea kräftig bleibt, sich guterholt und zu einem gesunden jungen Mädchen heranwächst», ließ daserschöpfte Team um den Neurochirurgen Benjamin Carson in einerknappen Verlautbarung ausrichten.

Nicolai Reimer, der Leiter der mennonitischen Gemeinde, der dieEltern der Zwillinge angehören, reagierte schockiert auf den Tod vonTabea: «Damit haben wir nicht gerechnet.» Auch in der KinderklinikBethel löste Tabeas Tod Trauer aus. «Wir fühlen mit den Eltern undsind traurig über den Tod der kleinen Tabea», sagte BethelsVorstandschef Pastor Friedrich Schophaus. «In Bethel denken jetztviele Menschen an die Familie und wünschen ihr und Lea viel Kraft.»Der Betheler Kinderarzt Tilman Polster hatte die Eltern in Baltimoreseit Beginn der Operation von Lea und Tabea begleitet.

Der Ausgang des riskanten Eingriffs kommt, so schwer er für dieEltern Nelly und Peter zu verkraften ist, nicht überraschend. LautStatistik haben Siamesische Zwillinge, die wie Lea und Tabea an derSchädeldecke verwachsen sind, nur eine 50-prozentigeÜberlebenschance.

So werden Lea und Tabea getrennt (Grafik: dpa)
So werden Lea und Tabea getrennt (Grafik: dpa)
dpa