US-Raumfahrt US-Raumfahrt: Vor 20 Jahren explodierte die «Challenger»

Washington/dpa. - Am 28. Januar 1986 verwandelt sich die US-Raumfähre «Challenger» am Himmel in einen riesigen Feuerball. Diesieben Astronauten an Bord werden zerrissen.
Mit ungläubigem Entsetzen sehen Millionen Menschen in den USA undrund um den Globus live im Fernsehen, wie Teile des Shuttle ins Meerregnen. Jäh wird die Welt daran erinnert, wie risikoreich dieRaumfahrt immer noch ist. Es dauert Jahre, bis Shuttle-Starts wiederohne Herzklopfen als schönes Schauspiel genossen werden - bis 17Jahre später der Absturz der «Columbia» beim Rückflug erneut Grenzenund Fehlbarkeit von Menschen und Material vor Augen führt.
Gerade vom 10. Start der Raumfähre «Challenger» (übersetztHerausforderung) hatte sich die US-Raumfahrtbehörde NASA etwasBesonderes versprochen. Denn erstmals war 1986 eine «ganz normale»Bürgerin mit an Bord: die 38-jährige Grundschullehrerin ChristaMcAuliffe aus New Hampshire. Sie wollte vom Weltraum ausunterrichten, die Raumfahrt «greifbarer» für die Menschen machen,Begeisterung und Pioniergeist neu anfachen, ein «Wir-Gefühl» in derForschung schaffen. Es wird ein «Wir-Gefühl» der Trauer daraus - umeine junge Heldin. Heute sind mehrere Bildungseinrichtungen nachChrista McAuliffe benannt, dazu ein Asteroid und ein Krater auf demMond.
Es war Shuttle-Kommandant Francis Scobee, der die letzte Nachrichtvor der Tragödie zur Erde schickte. «Challenger, volle Kraft» hattedie NASA-Bodenkontrolle ihn um 11.39 Uhr Ortszeit nach dem 25.Abheben eines Space Shuttle angewiesen. «Challenger, gehen auf volleKraft», sagte der Commander noch. Dann zeigt das Fernsehen plötzlichkleinere Flammen am unteren Ende des Außentanks, der mit zweiMillionen Litern flüssigem Wasser- und Sauerstoff gefüllt ist. Dannlodert es auf der rechten Seite des Tanks, immer stärker, Tonbänderder Bordcomputer zeichnen einen Explosionsknall auf.
Ein Sprecher in der Bodenzentrale, der die Fernsehbilderoffensichtlich nicht gesehen hat, fährt noch fort: «Eine Minute, 15Sekunden. Geschwindigkeiten 2900 Fuß per Sekunde, Höhe neun nautischeMeilen...» Um 11.40 Uhr wird das Unfassbare dann erstmals in Wortegekleidet: «Wir haben keine Verbindung zu Challenger mehr...» SechsTage und 34 Minuten sollte die Mission des Shuttle dauern - nachknapp 74 Sekunden ist es vorbei.
Präsident Ronald Reagan verschiebt seinen für den Abendvorgesehenen Bericht zur Lage der Nation im Kongress. Er wendet sichin einer Fernsehansprache an die Nation, würdigt die sieben Toten alsHelden. Millionen Menschen beteiligen sich in den kommenden Tagen annächtlichen Mahnwachen - seit der Ermordung von John F. Kennedy istdie Nation nicht mehr so aufgewühlt gewesen. Zugleich beginnen dieSchuldzuweisungen, Ausschüsse starten mit der Suche nach derUnglücksursache.
Schließlich steht es fest: Es waren defekte Dichtungsringe, diebei kalten nächtlichen Temperaturen porös wurden und heiße Gaseentweichen ließen. Erst 1988, nach vielen neuen Sicherheitsmaßnahmen,werden die Shuttle-Flüge wieder aufgenommen. Die NASA zeigt wiederOptimismus. Und es geht auch 17 Jahre lang gut - bis zum 1. Februar2003, als die «Columbia» mit sieben Astronauten an Bord beimWiedereintritt in die Erdatmosphäre verglüht.