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Unglück der "Costa Concordia" Unglück der "Costa Concordia": Aufrichtung des Kreuzfahrtschiffs schreitet voran

16.09.2013, 10:25
Zentimeter für Zentimeter hebt sich das riesige Kreuzfahrtschiff aus dem Meer.
Zentimeter für Zentimeter hebt sich das riesige Kreuzfahrtschiff aus dem Meer. dpa Lizenz

Giglio/AFP/dpa - Mehr als 20 Monate nach der Havarie der „Costa Concordia“ hat vor der italienischen Insel Giglio die mit Spannung erwartete Aufrichtung des Kreuzfahrtschiffs begonnen. Aufgrund eines Gewitters setzten die Ingenieure am Montagmorgen mit drei Stunden Verspätung die hochkomplexe Maschinerie in Bewegung, mit der das riesige Schiff in die Vertikale gebracht werden sollte. Etwa zwei Stunden später war eine Änderung der Neigung zu erkennen.

„Costa Concordia“ - Unglück, Prozess, Bergung
Anfang 2012 kenterte der Kreuzfahrtriese „Costa Concordia“ vor der toskanischen Küste. 32 Menschen starben - unter ihnen 12 Deutsche. Ein Rückblick:

22. Mai: Der Prozess gegen Schettino soll am 9. Juli beginnen, entscheidet das Gericht. Ihm werden unter anderem fahrlässige Tötung und Körperverletzung sowie das Verlassen des Schiffes während der Evakuierung vorgeworfen.

„Alle Überprüfungen wurden abgeschlossen, der Einsatz hat begonnen“, sagte der Projektleiter der italienischen Firma Micoperi, Sergio Girotto, gegen 09.00 Uhr vor den rund 400 Journalisten vor Ort. „Alles läuft normal.“ Girotto ging davon aus, dass der Einsatz gegen 21.00 Uhr beendet sein würde. Der Einsatz, an dem unter der Leitung des südafrikanischen Experten Nick Sloane 500 Menschen aus 30 Ländern beteiligt sind, hatte ursprünglich um 06.00 Uhr morgens starten sollen, ein Gewitter brachte den Zeitplan durcheinander.

Nie zuvor ist ein so großes Passagierschiff geborgen worden. Das 290 Meter lange und 57 hohe Schiff ist so groß wie ein elfstöckiges Hochhaus. Zwölf Mitarbeiter steuerten die Aufrichtung von einem Kontrollraum aus, jeder mit einer anderen Aufgabe.

Ein verrosteter Teil des Wracks wurde gegen 11.00 Uhr sichtbar, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP auf einem Bildschirm beobachtete. Laut Girotto war das Schiff der Vertikalen lediglich um drei Grad näher gekommen.

Keine Umweltkatastrophe erwartet

Der Umweltingenieur Marcello Luschi sagte dem Sender Sky TG24, die schwierigste Phase der Aufrichtung - die Loslösung des Schiffs von dem Felsen, auf dem es seitlich auflag - sei überstanden.
Die beteiligten Experten gingen davon aus, dass giftige Substanzen aus dem Wrack austreten würden. Eine Umweltkatastrophe in dem Meeresschutzgebiet sahen sie jedoch nicht kommen. „Die Konzentrationen werden begrenzt sein“, sagte der Meeresbiologe Giandomenico Ardizzone. Er ging von 29.000 Tonnen Müll aus, die ins Meer gelangen würden. Aber die darin enthaltene Menge giftigen Materials werde nicht so groß sein, dass eine dauerhafte Schädigung der Umwelt zu erwarten sei.

Ähnlich äußerte sich Marcello Mossa Verre von der regionalen Umweltbehörde Arpat. „Wir nehmen Proben in 50 Zentimetern und einem Meter Tiefe“, sagte er. „Wir rechnen nicht mit alarmierenden Zahlen, was die toxischen Konzentrationen angeht, eher mit einer vorübergehenden Störung der maritimen Umwelt.“

Die „Costa Concordia“ war am 13. Januar 2012 mit 4229 Menschen an Bord gekentert. Bei dem Unglück starben 32 Menschen, darunter zwölf Deutsche. Die Aufrichtung erfolgt mit Stahlseilen und Flaschenzügen. Stahlbehälter, die nach und nach mit Wasser gefüllt werden, sollen dabei helfen, das riesige Schiff in die Vertikale zu bringen. Dann soll die „Costa Concordia“ auf einer im Meeresgrund verankerten Plattform fixiert werden. Erst im Frühjahr, wenn die Winterstürme vorüber sind, kann das Schiff an einen anderen Ort abgeschleppt werden, um auseinandergenommen zu werden.

Verschiedene Arbeitsschritte während der Bergung der "Costa Concordia". Gelbe, rostige Ablagerungen sind an der Seite zu sehen, auf der das Schiff lag.
Verschiedene Arbeitsschritte während der Bergung der "Costa Concordia". Gelbe, rostige Ablagerungen sind an der Seite zu sehen, auf der das Schiff lag.
dpa Lizenz