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Verletzte bei Hansa - Dresden „Unentschuldbar“: Entsetzen nach Ausschreitungen in Rostock

Hansa Rostock gegen Dynamo Dresden ist eines der brisantesten Spiele im deutschen Fußball. Trotz Vorwarnungen und großer Polizeipräsenz eskaliert dieses Ostduell erneut.

Von Sebastian Stiekel und Gerald Fritsche, dpa Aktualisiert: 23.02.2025, 13:31
Aus dem Block der Hansa-Fans wird Feuerwerk abgeschossen.
Aus dem Block der Hansa-Fans wird Feuerwerk abgeschossen. Michael Schwartz/dpa

Rostock - Nach den Ausschreitungen beim Fußball-Ostduell zwischen Hansa Rostock und Dynamo Dresden (1:0) ist das Entsetzen groß. Die Polizei spricht von 13 verletzten Beamten und fünf verletzten Stadion-Mitarbeitern. Beide Vereine weisen sich gegenseitig eine Verantwortung für die Eskalation während der Halbzeitpause zu.

Der Bund der Steuerzahler in Mecklenburg-Vorpommern fordert spätestens jetzt, „diesen Vereinen solche Polizeieinsätze und ihre Folgekosten in Rechnung zu stellen“. Denn am Samstag zeigte sich im Ostseestadion: Selbst der Einsatz von insgesamt 1.300 Landes- und Bundespolizisten reichte nicht aus, um eine erneute Randale bei diesem Drittliga-Spiel zweier besonders rivalisierender Clubs zu verhindern.

Aufarbeitung schon ab Montag

Gerade weil Rostocker und Dresdener Fans nicht zum ersten Mal für solche Schlagzeilen sorgten und ihre Clubs dadurch regelmäßig unter Druck setzen, kündigte der Rostocker Vorstandsvorsitzende eine schnelle Aufarbeitung an. „Wir werden uns am Montagvormittag mit der Landespolizei treffen und dort eine Auswertung auch auf der Basis des Videomaterials vornehmen“, sagte Jürgen Wehlend der Deutschen Presse-Agentur.

Der 59-Jährige arbeitete von 2021 bis 2023 auch als Geschäftsführer für Dynamo Dresden. „Hier kann sich keiner freisprechen“, sagte er. „Es geht jetzt nicht um Schuldzuweisungen. Sondern es geht um Aufklärung, um Wahrheit, um Klarheit und um die Konsequenzen.“ Wehlend sprach von „unentschuldbaren“ Vorfällen: „Stellen Sie sich vor, so ein Feuerwerkskörper trifft jemanden oder es wird ein Kind verletzt. Dieser Pyrobeschuss ist völlig inakzeptabel.“

Hansa-Trainer berichtet von weinendem Sohn

Beide Clubs und die Polizei waren schon Tage vor dem Spiel vorgewarnt und entsprechend angespannt. In der Halbzeitpause passierte dann genau das, worauf die Sicherheitskonzepte ausgelegt waren: Dresdener Fans versuchten, eine Abtrennung aus Sicherheitsglas zu durchbrechen, um so von ihrem Block in eine Pufferzone neben dem Tribünenbereich mit Rostocker Anhängern zu gelangen.

Die Polizei marschierte daraufhin in dieser Pufferzone auf. Und dann eskalierte das Geschehen: Vor allem Hansa-Fans schossen Leuchtraketen und Pyrotechnik in Richtung Gästeblock. Auf dem Rasen und im Spielertunnel gerieten Spieler und Offizielle beider Clubs aneinander. Die zweite Halbzeit wurde erst mit einer Verspätung von 28 Minuten angepfiffen.

Hansa-Trainer Daniel Brinkmann sagte hinterher: „Über dem Spielertunnel saß mein Sohn. Der hat geweint, weil er Angst hatte. Hier sind viele Familien im Stadion.“

Dynamo sieht Versagen aller Sicherheitsorgane

Auch die Dresdener reagierten in aller Deutlichkeit. „Ein derartig aggressiver und gezielter Angriff auf unsere Fans ist in keiner Weise verständlich und für uns nicht hinnehmbar“, heißt es in einer Mitteilung. „Wenn Menschen gezielt andere Personen mit Feuerwerkskörpern attackieren und so schwere Verletzungen in Kauf nehmen, dann muss man von einem Versagen aller Sicherheitsorgane sprechen.“

Die Dresdener verwiesen auch darauf, dass bereits beim Aufwärmen vor der Partie einige ihrer Spieler „mit Leuchtfackeln beschossen und so in Gefahr gebracht wurden“. Dazu meinte Wehlend jedoch: „Diese Szene war völlig inakzeptabel und ist auch Gegenstand der Aufklärungsarbeit. Aber sie war nicht maßgeblich für das Geschehen, das in der Halbzeit losging.“

Fan-Einfluss in Rostock zu groß?

Der FC Hansa muss sich nun erneut mit der Gewaltbereitschaft eines Teils seiner Anhänger auseinandersetzen. Erst im Herbst standen Rostocker Fans wegen der Krawalle bei einem Zweitliga-Spiel in Paderborn vor Gericht. Zuvor hatten Hansa-Anhänger einen Zug mit Fans des Drittliga-Gegners Rot-Weiss Essen attackiert.

Als Reaktion darauf traten fünf Aufsichtsratsmitglieder zurück. Vorstands-Chef Wehlend widersprach am Sonntag dem Vorwurf, dass Teile der Fanszene einen zu großen Einfluss auf den Club hätten - auch weil der langjährige Ultra-Vorsänger Sebastian Eggert seit den Rücktritten Oktober 2024 an der Spitze des Kontrollgremiums steht.

„Zur Wahrheit gehört: Es gibt nicht die Fanszene. Es ist ein sehr heterogenes und sehr fragmentiertes Konglomerat von Fangruppen und Interessen“, sagte Wehlend. „Die Besetzung des Aufsichtsrates ist eher eine Chance. Wir erreichen nicht alle. Aber es gibt einen Zugang zur organisierten Fanszene, mit denen wir einen Kontakt haben und mit denen wir kommunizieren.“ Darauf komme es auch jetzt bei der Aufarbeitung des Dresden-Spiels an.