1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Totenfotografie: Totenfotografie: Die unheimliche Art, Verstorbene zu verewigen

Totenfotografie Totenfotografie: Die unheimliche Art, Verstorbene zu verewigen

Von Alexander Schultz 11.02.2015, 14:19
Ein totes Mädchen liegt in Ruhe auf einem Bett, als ob sie schläft.
Ein totes Mädchen liegt in Ruhe auf einem Bett, als ob sie schläft. Boatswain88 CC 3.0

Halle (Saale) - Es ist faszinierend, auf wie viele verschiedenen Arten die Menschen Trauerarbeit leisten. Eine der interessantesten Praktiken ist die Post-Mortem-Fotografie, die ihren Höhepunkt in der Viktorianischen Epoche fand.

Nach der Erfindung der Fotografie veränderten sich Mitte des 19. Jahrhunderts die Trauergewohnheiten der Menschen. Die gegenüber von Malereien eher kostengünstigen Fotografien besaßen eine für damalige Verhältnisse überlegene Qualität und erlaubten es, Verstorbene in Erinnerung zu halten, bevor deren Verwesung eintrat.

Besonders das Fotografieren von toten Kindern entwickelte sich während des späten Viktorianischen Zeitalters (1860–1910) zu einer weit verbreiteten Praxis.

Die postmortal gefertigten Lichtbilder waren oft die einzigen Bilder, die von Kindern gefertigt wurden, und nur auf ihnen war die gesamte Familie gemeinsam zu sehen.

Frühe postmortale Fotografien waren oft Nahaufnahmen, manchmal so lebensecht wie möglich inszeniert oder aber die Toten schlafend darstellend. Kinder wurden oft in eine Krippe oder auf einem Stuhl sitzend aufgestellt, posierten mit einem Lieblingsspielzeug oder aber wurden von einem Familienmitglied, meist der Mutter, gestützt.

Die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert weit verbreitete Post-Mortem-Fotografie ging von 1940 und 1960 in Nordeuropa und den Vereinigten Staaten zuerst zurück und verschwand dann beinahe völlig. (mz)