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Tiger kam durch offene Tür Tiger kam durch offene Tür: Zoo-Belegschaft trauert um toten Kollegen

20.09.2013, 06:12
Tiger Rasputin blickt am Donnerstag im Allwetterzoo in Münster durch die Gitterstäbe seines Geheges.
Tiger Rasputin blickt am Donnerstag im Allwetterzoo in Münster durch die Gitterstäbe seines Geheges. dpa Lizenz

Münster/Leipzig/dpa - Tiefe Trauer im Zoo in Münster um den Tierpfleger, der von einem Tiger getötet worden war. Der Kollege habe über Jahrzehnte einen „starken Platz in der Belegschaft“ gehabt, sagte Zoodirektor Jörg Adler am Freitag. Im Zoo steht ein Zelt mit einem Kondolenzbuch, in das sich nicht nur die 90 Kollegen des Tierpflegers, der 56 Jahre alt wurde, sondern auch die Besucher eintragen können. Der Mann war vielen Stammgästen des Zoos bekannt. Das gilt auch für Tiger Rasputin, der den Pfleger am Donnerstag mit einem Biss ins Genick getötet hatte. Er war in Tier-Dokumentationen in der ARD zu sehen.

Luke des Käfigs vergessen

Die Staatsanwaltschaft geht weiterhin von „menschlichem Versagen“ aus. Erste Untersuchungen der Technik im Gehege direkt nach dem Unglück hätten keine Hinweise auf eine technische Panne ergeben, so Oberstaatsanwalt Heribert Beck am Freitag. Im Lauf des Tages waren dann Experten der Dekra in der Tigeranlage. Die Untersuchung hatte die Staatsanwaltschaft am Morgen angekündigt.

In einem Zoo im Norden Englands beißt ein Tiger eine Pflegerin zu Tode. Die 24-Jährige galt als erfahren. Sie habe aber gegen alle Regeln verstoßen, als sie in das Gehege und direkt auf den Tiger zuging, hieß es.

Ein Sibirischer Tiger fällt im Kölner Zoo eine Pflegerin an und tötet die 43-Jährige mit einem Biss in den Hals. Sie hatte vergessen, die Raubkatze vor der Reinigung des Geheges einzusperren.

Tiger im Kopenhagener Zoo töten einen jungen Mann. Vermutlich mit Selbstmordabsichten war er in ihr Gehege geklettert.

Während einer Vorstellung in Solingen (NRW) fällt ein Bengalischer Tiger den Dompteur an. Er überlebt schwer verletzt.

Im Ascherslebener Zoo wird eine Pflegerin bei Reinigungsarbeiten durch einen Tiger schwer verletzt. Das Tier war durch eine offene Schleuse in das Gehege gelangt. (dpa/mz)

Bei einer Zirkus-Dinnershow in Hagenbecks Tierpark in Hamburg stolpert der Dompteur und verliert die Kontrolle. Drei Tiger verletzen ihn schwer an Brust, Bauch und Kopf. Der Mann überlebt.

Ein weißer Tiger zerfleischt einen Zoowärter in Neuseeland vor den Augen von Touristen. Das Opfer wollte das Gehege säubern.

Bei einer Show in Las Vegas wird der Magier Roy Horn („Siegfried und Roy“) von einem weißen Tiger lebensgefährlich verletzt. Die Ärzte können das Leben des heute 68-Jährigen retten.

Der Pfleger hatte nach bisherigen Erkenntnissen beim Füttern vergessen, eine Luke des Käfigs zu schließen. Der Amur-Tiger Rasputin konnte durch die offene Luke zurück ins Gehege gelangen, das das Opfer reinigen wollte.

Die Staatsanwaltschaft hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Bisher gebe es aber, so Beck, keinen Anhaltspunkt für ein Fremdverschulden. Der erfahrene Pfleger war alleinstehend.

Diskussion um Raubtiere im Zoo

Die tödliche Tigerattacke entfachte erneut die Debatte über die Haltung von Raubtieren. Der Dompteur Christian Walliser, der vor Jahren einen Tigerangriff überlebte, verteidigte am Freitag die Arbeit der Tierparks. Einige Tigerarten lebten nur noch in Zoos und nicht mehr in freier Wildbahn, die Zoos trügen so auch zur Arterhaltung bei, sagte Walliser im Radiosender WDR 2. Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ hatte nach dem Unglück von Münster darauf hingewiesen, Tiger seien „höchst anspruchsvoll in der Haltung und potenziell extrem gefährlich“. Der deutsche Tierschutzbund und andere forderten, die Sicherheitsstandards zu erhöhen.

Zoochef Adler will sich der Diskussion stellen, aber ohne einzelne Tierarten hervorzuheben. „Für mich steht zuerst das Schicksal unseres Mitarbeiters im Fokus, dann erst eine Diskussion um Raubtiere im Zoo. Das ist für mich zweitrangig“, sagte Adler am Freitagmittag. „Wir können gerne diskutieren, dann aber bitte über das generelle Selbstverständnis von Zoos“, wehrt sich Adler gegen Kritik. Rasputin bleibt nach Adlers Aussage in Münster. Das Tigergehege ist für die Besucher auch in den nächsten Tagen wie gewohnt zu sehen.

Der Tiger Rasputin sitzt im Allwetterzoo in Münster in seinem Gehege. Die Raubkatze hatte zuvor einen Pfleger getötet.
Der Tiger Rasputin sitzt im Allwetterzoo in Münster in seinem Gehege. Die Raubkatze hatte zuvor einen Pfleger getötet.
dpa Lizenz
Tiger Rasputin blickt im Allwetterzoo in Münster durch die Gitterstäbe seines Geheges.
Tiger Rasputin blickt im Allwetterzoo in Münster durch die Gitterstäbe seines Geheges.
dpa Lizenz