Ämter und Behörden Thüringer Bürgerbeauftragter: „Burnout“ der Verwaltung
Der Kontakt vieler Bürger mit den Behörden in Thüringen bleibt nach Einschätzung des Bürgerbeauftragten des Landes oft schwierig – auch, weil die Verwaltung ein ernstzunehmendes Problem hat.

Erfurt - Etwa 1.100 Menschen haben sich im vergangenen Jahr wegen Beschwerden über Behörden oder mit anderen Anliegen an den Thüringer Bürgerbeauftragten Kurt Herzberg gewandt. Zahlreiche Anfragen hätten die Bearbeitungsdauer von Bafög-Anträgen betroffen, sagte Herzberg bei der Vorstellung seines Tätigkeitsberichts in Erfurt. Dieses Themenfeld sei deshalb zu einem eigenen Brennpunkt in seinem Bericht zusammengefasst worden.
Im Jahr 2023 hatten sich rund 1.400 Menschen mit einem Anliegen an den Bürgerbeauftragten gewandt. Das waren deutlich mehr Neueingänge bei der Zahl der Anliegen als in den Vorjahren gewesen. Zwischen 2015 und 2022 hatten die Vergleichszahlen zwischen etwa 700 und 900 gependelt.
Oft Klagen wegen der Bearbeitungsdauer
Die zentrale Aufgabe des Bürgerbeauftragten ist es, Menschen zu helfen, wenn sie Probleme mit Ämtern oder Behörden haben. Sei es, weil sie sich durch Entscheidungen der Verwaltung ungerecht behandelt fühlen oder weil sie getroffene Entscheidungen nicht verstehen. Lange Bearbeitungszeiten, die Nicht-Erreichbarkeit vieler Behörden oder die Unverständlichkeit der Verwaltungssprache werden dabei immer wiederkehrend beklagt. Oftmals erlebten Bürger regelrechte Zumutungen, wenn sie mit Behörden Kontakt hätten, sagte Herzberg.
Eine Rolle spiele dabei die Überlastung der Verwaltungen. „Wir erleben in gewisser Weise einen Verwaltungsburnout“, sagte Herzberg. In vielen Verwaltungen fehle zunehmend Personal, weshalb immer weniger Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes mit einer steigenden Zahl von zu bearbeitenden Fällen konfrontiert würden. Auch technisch seien die Verwaltungen oft nicht auf dem neuesten Stand. Die dortigen Mitarbeiter müssten sich nicht selten mit entweder fehlerhafter oder sogar gänzlich fehlender, moderner Software auseinandersetzen.
„Den Mitarbeitenden in den Verwaltungen wird so manches zugemutet“, sagte Herzberg. Angesichts der vielen Probleme in den einzelnen Behörden wachse bei vielen der Beschäftigten „die Unsicherheit darüber, wie lange die eigene Behörde dem wachsenden Druck noch standhält“.
Herzberg wird nach 12 Jahren Amtszeit im November 2025 aus dem Amt scheiden.