Demonstrationen Tausende protestieren in Dresden gegen Rechtsextreme
Viele Menschen in Dresden wollen die Straßen beim Gedenken an die Zerstörung der Stadt vor 80 Jahren nicht den Rechtsextremen überlassen. Es gibt massive Proteste gegen Geschichtsfälschung.
![Mehrere Tausend Menschen haben in Dresden gegen einen Aufmarsch Rechtsextremer zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg protestiert.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/15/449b4e31-2ecf-4e43-82b8-a6d237e515c0.jpeg?w=1024&auto=format)
Dresden - Lautstarker und vielfacher Protest gegen Rechts: In Dresden haben mehrere Tausend Menschen gegen einen Marsch von Rechtsextremisten anlässlich der Gedenkfeiern zur Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg protestiert. Auch der Aufzug der rechtsextremen Szene hatte mit schätzungsweise 2.300 Teilnehmern mehr Zulauf als in den vergangenen Jahren. Die Polizei war zum 80. Jahrestag der Luftangriffe auf Dresden von einer erhöhten Mobilisierung ausgegangen.
Polizei zieht positives Fazit zu ihrem Einsatz
Kurz vor Ende der Demonstrationen zog die Polizei ein positives Fazit zu den Demonstrationen. Zu Zusammenstößen zwischen Rechten und Gegendemonstranten sei es nicht gekommen.
„Wir haben unsere gesteckten Ziele erreicht. Das Recht auf Versammlungsfreiheit wurde gewahrt, Protest in Hör- und Sichtweise ermöglicht - und das während des gesamten Versammlungsaufzuges der Rechtsextremen“, sagte Polizeisprecher Mario Laske. Das Geschehen sei „sehr ruhig und friedlich“ gewesen.
Keine Zusammenstöße zwischen Rechten und Gegendemonstranten
Laut Polizei gab es einige Straftaten, etwa die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Mit Blick auf die Gesamtzahl der Versammlungsteilnehmer seien es aber wenig Straftaten gewesen.
Man könne von einem weitgehend störungsfreien Ablauf sprechen, sagte der Polizeisprecher. In den vergangenen Jahren habe man schon andere Szenarien erlebt. Das sei auch ein Verdienst der Polizei. Laske zufolge waren etwa 1.500 Beamte aus mehreren Bundesländern im Einsatz.
Dresden war am 13. Februar 1945 und in den Tagen danach von britischen und amerikanischen Bomben zerstört worden. Nach Recherchen von Historikern verloren bis zu 25.000 Menschen ihr Leben. Rechtsextreme sehen darin ein Kriegsverbrechen der Alliierten und rechnen die Opferzahlen nach oben. Beim Marsch am Samstag wurden Zahlen von 350.000 und sogar 500.000 Toten genannt. Dafür gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege.
Polizisten lösen Sitzblockade auf
Bereits am Vormittag hatten sich im Zentrum Dresdens viele Gegendemonstranten versammelt, um sich den Rechten in den Weg zu stellen. Am Mittag räumte die Polizei auf der Ostra-Allee eine Sitzblockade, an der sich etwa 100 junge Frauen und Männer beteiligt hatten. Die Rechtsextremen konnten später ihren Aufzug so wie geplant durchführen. „Ziel unserer Einsatzkräfte ist es, einen störungsfreien Ablauf zu gewährleisten“, teilte die Polizei auf der Plattform X mit.
Polizei sichert mit Großaufgebot Demonstrationen ab
Die Polizei war mit einem Großaufgebot in der Innenstadt im Einsatz, auch Wasserwerfer und gepanzerte Fahrzeuge standen bereit. Ein Polizeihubschrauber kreiste in der Luft, auch die Reiterstaffel der sächsischen Polizei und Beamte mit Diensthunden waren präsent. Die Laufstrecke der Rechtsextremen war mit Gittern abgesperrt. An vielen Stellen empfingen Gegendemonstranten die Rechten mit Pfiffen und „Nazis-raus“-Rufen.
Die Polizei hatte im Vorfeld bis zu 2.000 Rechtsextreme aus Deutschland und dem Ausland erwartet, sie ging von einer „konfrontativen Versammlungslage“ aus. Unterstützt wurde sie von der sächsischen Bereitschaftspolizei und der Bundespolizei sowie Kollegen aus Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Hamburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Dresdner OB warnt vor Mythenbildung und Geschichtsfälschung
Die Stadt Dresden wehrt sich immer wieder gegen Versuche, das Gedenken zu instrumentalisieren und die Schuld Deutschlands am Ausbruch des Krieges zu relativieren. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) warnte vor Mythenbildung und Geschichtsfälschung. „Dresden steht für Versöhnung und Frieden. Wir stellen uns entschieden gegen alle, die unsere Gesellschaft spalten und gegen unsere demokratischen Grundwerte arbeiten“, erklärte Hilbert in einer Botschaft an die Demonstranten.
„Unsere Stadt lebt von Respekt, Toleranz und dem gemeinsamen Einsatz für unsere Demokratie. Ich rufe alle Bürgerinnen und Bürger auf, Haltung zu zeigen: für unsere Verfassung, für eine offene Gesellschaft und für ein friedliches Miteinander.“