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Stiftung Warentest Stiftung Warentest: Schlechte Noten für Tiefkühl-Pommes frites

23.01.2003, 08:55
Eine Portion Pommes frites mit Ketchup. (Foto: dpa)
Eine Portion Pommes frites mit Ketchup. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Schlechte Noten für Tiefkühl-Pommes: Viele Produkte bilden zu viel Krebs erregendes Acrylamid, sind zu fettig und im Geschmack kaum überzeugend. Das berichtet die Stiftung Warentest in der neuen Ausgabe ihrer Zeitschrift «Test» vom Donnerstag. Demnach überschritten 13 von 27 überprüften Marken beim Backen oder Frittieren einer Portion (150 Gramm) den empfohlenen Höchstwert von 1000 Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm. Zudem erhielten nur zwei Anbieter für den Fettgehalt ihrer Pommes frites die Note «gut». In puncto Geschmack überzeugte die Tester «kein Produkt so richtig».

Beim Acrylamidgehalt gab es dem Test zufolge neben 13 Marken mit sehr hohem Anteil auch sieben Produkte mit sehr geringen Werten von weniger als 250 Mikrogramm pro Kilogramm. Besonders wurde die Marke «Original Austrian Potato Prinzess Frites» hervorgehoben, die sowohl frittiert als auch gebacken die beste Bewertung erhielt. Sechs weitere Produkte waren bei jeweils nur einer Zubereitungsart sehr gering mit Acrylamid belastet.

Die von vielen Herstellern angegebenen Zubereitungszeiten und Temperaturen entsprächen allerdings nicht den aktuellen Erkenntnissen und seien deshalb mit «mangelhaft» bewertet worden. Der Acrylamid- Anteil könne aber mit der richtigen Zubereitung gesenkt werden. Demnach sollten die Pommes in der Fritteuse bei maximal 170 Grad zubereitet werden, da die Belastung von 175 Grad an sprunghaft ansteige. Im Backofen seien 180 Grad bei Umluft und 200 Grad bei Ober- und Unterhitze vertretbar. Generell bilde sich im Ofen mehr Acrylamid als in der Fritteuse. Zugleich sinke im Ofen der Acrylamid- Anteil mit steigender Portionsgröße.

Für ihren niedrigen Fettgehalt wurden von der Stiftung Warentest lediglich die Bio-Produkte von «Grünes Land» und «Heirler» gelobt. Dagegen enthielten 10 der 27 getesteten Erzeugnisse so viel Fett, dass es nur ein «ausreichend» gab. Im Schnitt waren Kartoffelstäbchen aus der Fritteuse fast doppelt so fettig wie Backofen-Pommes. Bei der Geschmackskontrolle fielen fast alle Sorten durch. Die Palette reichte «von weichen Gummifritten bis zu verkohltem Schwarzgebackenem» - unabhängig vom Preis. Vor allem im preislichen Mittelfeld gebe es aber einige knusprig-leckere Produkte.

Acrylamid entsteht beim Erhitzen stärkehaltiger Lebensmittel wie etwa Kartoffeln. Vor allem die Höhe der Temperatur und die Dauer des Erhitzens beeinflussen nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) den Anteil des Acrylamids. Allerdings sei diese Menge auch von der Knollensorte und der Frische der Kartoffeln abhängig. So seien etwa bei zuvor sehr lange gelagerten Kartoffeln höhere Werte nachgewiesen worden.

Schwedische Forscher hatten erst im April 2002 mit einer neuen Nachweismethode entdeckt, dass Acrylamid auch in Lebensmitteln entstehen kann. Das Krebsrisiko von Acrylamid in Lebensmitteln ist bisher noch weitgehend unerforscht. Bei Tieren wurde eine eindeutig Krebs erregende Wirkung nachgewiesen. Außerdem wurden bei Langzeituntersuchungen mit Ratten und Mäusen vermehrt Defekte des Erbguts nachgewiesen. Nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums kann zurzeit aber nicht verlässlich abgeschätzt werden, wie hoch das Krebsrisiko für Menschen ist.