Geheimnisse aus dem Plänterwald Spreepark und seine Geheimnisse: Fakten zum Vergnügungspark im Plänterwald in Berlin

Berlin - Im Jahr 2001 schloss der Berliner Vergnügungspark im Plänterwald seine Pforten – siebzehn Jahre ist das her. Der Spreepark bietet noch immer Stoff für Bücher.
Ein Neues hat Christopher Flade (29) aus Tempelhof, Event-Manager, Spreepark-Fan seit seiner Kindheit und Betreiber der größten Park-Fanseite im Netz, jetzt veröffentlicht. „Rummel im Plänterwald“ zeichnet die Geschichte des heute verfallenen Geländes nach.
Gemeinsam mit dem Verwaltungsangestellten und Spreepark-Fan Ludwig Neumann und dem Soziologen Sacha Szabo recherchierte er seit 2003. „Wir sichteten Zeitungsartikel, Prospekte, Flyer und stiegen ins Bauaktenarchiv“, sagt Flade.
Im Buch werden Fakten mit Anekdoten vermischt, die Flade und seine Mitstreiter erlebten, als sie auf dem Areal Führungen gaben. Im Gespräch verrät er so manches Park-Geheimnis.
Standort-Wahl
Es sei nicht von Anfang an klar gewesen, dass der Rummel im Plänterwald errichtet wird, sagt Flade. „Bereits Mitte der 50er-Jahre kam man auf die Idee, in Ost-Berlin einen Freizeitpark zu schaffen.“ Infrage gekommen sei zunächst auch ein Grundstück in der Nähe des Zentralviehhofes in Friedrichshain, außerdem eines am Rummelsburger See.
Plänterwald
Warum hieß der Plänterwald Plänterwald? „Es wird von Plentern abgeleitet – das ist ein Fachwort aus der Forstwirtschaft“, sagt Flade. Ein „Plenterwald“ sei ein künstlich erzeugter Mischwald. Zu DDR-Zeiten wurde der Begriff von vielen abgewandelt. „Sie nutzten die Bezeichnung Plemperwald, weil sie hier ihr Geld verplemperten.“
Clown-Probleme
Zu Spreepark-Zeiten waren die Clowns Hops und Hopsi die Park-Stars – doch morgens hatten sie am Einlass Probleme. „Anfang der 90er-Jahre beschloss man, Betriebsausweise einzuführen“, sagt Flade. Jemand von der Geschäftsführung fotografierte alle Angestellten, auch Hops und Hopsi. Das Problem: „Weil sie in Schminke und Kostüm geknipst wurden, aber in Zivil kamen, wurden sie von neuen Pförtnern nicht reingelassen.
Geplatzte Träume
Vor der Schließung sollten große Bauvorhaben realisiert werden, die aber nie umgesetzt wurden. Flade: „Ab Mitte der 90er-Jahre wollte man Bereiche einrichten, die sich mit den Siegermächten befassten.“ Die Hut-Bahn „Chapeau Claque“ gehörte zum Frankreich-Teil; das englische Dorf, das 2014 niederbrannte, zu Großbritannien. Das Restaurant-Areal sollte zum Russland-Teil werden.
Finanzielle Probleme
Ende der 90er-Jahre wurde im Park das Geld knapp – die Spreepark-Betreiber wandten deshalb einen Trick an. „Als kein Geld für neue Anschaffungen mehr da war, positionierte man alte Fahrgeschäfte anders, damit es so aussah, als gäbe es neue Attraktionen.“ Dann wurden sie in den Parkplänen als „neu“ deklariert.
Mülleimer
Der Spreepark wurde nach der Schließung mehrfach zur Kulisse für Filmproduktionen. Bei einer davon – „Wer ist Hanna?“ – kam es zu einer Überraschung. „Eine Requisitenfirma wurde damit beauftragt, Mülleimer zu organisieren, die aussehen wie die aus einem Freizeitpark“, sagt Flade. Am Drehtag rückte ein Transporter an. „Als Herr Witte, der ehemalige Park-Betreiber, die Mülleimer sah, die abgeladen wurden, sagte er: ’Die können Sie gleich hierlassen, das sind unsere.’“ Es waren die Eimer, die nach der Schließung vom Areal gestohlen wurden. Wie sie zu der Firma kamen, ist unklar.
Dino-Fund
Auf vielen Fotos aus dem Park sind die Dinosaurier zu sehen, die sehr unter dem Vandalismus litten. „Viele haben keine Köpfe mehr, sind zerbrochen, weil darauf herumgetrampelt wurde.“ Kurz vor der Übergabe des Geländes an das Land Berlin gelang Flade und seinen Mitstreitern aber ein super Fund: „Im Kanal, auf dem vorher kleine Boote fuhren, fanden wir einen erhaltenen Dino. Er war nicht zerstört, weil ihn niemand gesehen hatte.“
Einbrecher
Als der Park schon geschlossen war, kamen immer wieder Einbrecher auf das Gelände. Erwischt vom Wachschutz, redeten sie sich heraus. „Die meistgenutzte Ausrede war: Wie, der Park ist zu?“, sagt Flade. Es gab auch skurrile Vorfälle. „Beispielsweise sahen wir einen Vater, der seinen Doppelkinderwagen über den Zaun hob, weil er einen Spaziergang machen wollte. Das fanden wir relativ unverantwortlich, weil es wirklich viele kaputte Brücken, Löcher im Boden und auch Wachhunde im Park gab.“
(Der Artikel erschien zuerst bei berliner-zeitung.de)
(red)