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Spanien Spanien: Schwere Zeiten für Stierkämpfer

Von Hubert Kahl 31.03.2005, 06:13
Stierkämpfer Santiago Ambel Posada in der Arena von Pamplona. (Foto: dpa)
Stierkämpfer Santiago Ambel Posada in der Arena von Pamplona. (Foto: dpa) EPA

Madrid/dpa. - Sogar die legendären Stiertreiben von Pamplona in Nordspanien, dieErnest Hemingway mit seinem Roman «Fiesta» (1926) weltberühmt gemachthatte und die alljährlich im Juli stattfinden, schienen in Gefahr.«Die Blauzungenkrankheit ist ein ernstes Problem», sagt José AntonioChopera, Manager der Madrider Arena «Las Ventas». «Es kann passieren,dass zahlreiche Stierkämpfe abgesagt werden müssen.» Das Magazin«Tiempo» fragte besorgt: «Ist dies der Todesstoß für den Stierkampf?»

Ganz so schlimm wird es wohl nicht kommen. Das spanischeAgrarministerium kündigte bereits an, die geltenden Bestimmungen zurBekämpfung der Blue Tongue für Kampfstiere zu lockern. Die Stierhatzvon Pamplona scheint damit gesichert zu sein. Offiziell ist dies abernoch nicht. Die Blauzungenkrankheit wird durch eine bestimmte Art vonStechmücken übertragen. Sie gilt für den Menschen als ungefährlich,ist aber bei Schafen, Ziegen und Rindern nicht behandelbar.

In den betroffenen Gegenden Spaniens dürfen Rinder - auchKampfstiere - nach den jetzigen Regelungen nur transportiert werden,wenn es zum Schlachthof geht. Das heißt: Die Stierkampfarenen müsstenquasi zu Schlachthöfen deklariert werden, damit die Stiereherangeschafft werden könnten. Dies geht der Branche natürlich gegenden Strich. Der Stierkampf ist in den Augen der Veranstalter undToreros kein Abschlachten, sondern eine Kunst.

Außerdem hätte die Regelung zur Folge, dass auch solche Tieregetötet werden müssten, die vor einer «Corrida» von den Tierärztenals ungeeignet zurückgewiesen werden. Zudem wäre es nicht möglich,dass einem Stier, der sich im Kampf mit dem Matador besondersbravourös behauptet, als Belohnung der Todesstoß erspart wird. «DieRegierung lässt die Stierkampfbranche im Stich», beklagte sich derVerband der Veranstalter. «Es ist eine Schande. Man lässt zu, dassein Spektakel, das die Massen begeistert, sich in einem freien Fallbefindet.»

Die Verantwortlichen des Stiertreibens von Pamplona gehen jedochdavon aus, dass die Hatz durch die Straßen der Altstadt auf Grund derangekündigten Sonderregelung stattfinden kann. Sie kündigten fürdieses Jahr sogar eine Neuerung an, die die Londoner «Times» als«revolutionär» empfindet: Das Straßenpflaster soll mitSpezialchemikalien abgestumpft werden, damit die Stiere in den engenKurven nicht mehr ausrutschen und stürzen.