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Spanien Spanien: Europas Hochzeit des Jahres

Von Hubert Kahl 19.05.2004, 18:36
Kronprinz Felipe von Spanien und seine Verlobte Letizia Ortiz (Foto: dpa)
Kronprinz Felipe von Spanien und seine Verlobte Letizia Ortiz (Foto: dpa) SCANPIX DENMARK/POOL

Madrid/dpa. - Märchen von Prinzen und Prinzessinnen endennormalerweise mit einer Hochzeit. Die Geschichte des spanischenKronprinzen Felipe und dessen Braut Letizia Ortiz beginnt dagegeneigentlich erst mit der Vermählung.

Die Trauung des 36-jährigen Felipe mit der 31 Jahre alten Ex-Journalistin an diesem Samstag (22. Mai) gilt als größtesgesellschaftliche Ereignis in Europa seit der Hochzeit des britischenKronprinzen Charles mit Diana Spencer 1981. Vor kurzem noch wäre eineVermählung dieser Art in Spanien undenkbar gewesen. Nach den altenGesetzen der Dynastie hätte der Kronprinz eine Frau aus königlichemHause heiraten oder aber auf seine Thronrechte verzichten müssen.

Nun betritt Spaniens Monarchie Neuland, denn Letizia hat keinenTropfen blaues Blut in ihren Adern. Sie entstammt einer bürgerlichenFamilie und ist obendrein geschieden. Das Erstaunliche ist, dassniemand in Spanien daran Anstoß nimmt. Auch die konservativenRoyalisten haben sich damit abgefunden, dass im Königshaus moderneZeiten Einzug halten.

Die große Mehrheit der Spanier ist von der Braut des Prinzenbegeistert. Sie ist davon überzeugt, dass die moderne Version des«Aschenputtel»-Märchens - wie sich das für ein Märchen gehört - einglückliches Ende nimmt. Zwei Drittel der Spanier meinen, dass diefrühere TV-Moderatorin eine gute Königin abgeben wird.

Die Hochzeit ist bis ins Detail geplant. Die ersten der 1400 Gästemüssen zwei Stunden vor Beginn der Trauung in der Almudena-KathedralePlatz nehmen. Um 11.00 Uhr schreitet das Brautpaar vom königlichenPalast über einen roten Teppich in das gegenüber gelegene Gotteshaus.Nach dem Jawort fahren Felipe und Letizia in einem offenen - mitPanzerglas gesicherten - Rolls Royce durch die Stadt.

Madrid will sich von seiner schönsten Seite zeigen.Gebäudefassaden wurden mit Motiven großer Meister wie Goya oderVelázquez geschmückt, die Stadt ließ über eine Million Blumenpflanzen. An die Madrilenen, die dem Paar zujubeln, werden 180 000Fächer verteilt. Regnen darf es nicht.

In der Basilika am Atocha-Bahnhof wird Letizia nach alterTradition ihren Brautstrauß vor einer Statue der Heiligen Jungfrauniederlegen. Dort wird dann die Erinnerung an die Attentate vom 11.März wach, bei denen 191 Menschen getötet wurden. Die Anschläge warenin der Nähe des Atocha-Bahnhofs verübt worden. Sie veranlassten dasBrautpaar, auf den Polterabend zu verzichten.

Der Terror hatte auch zur Folge, dass Spanien für dieTraumhochzeit das größte Sicherheitsaufgebot seiner Geschichte aufdie Beine stellte. Sogar die NATO wird in die Aktion eingespannt. DieAllianz wird zum ersten Mal dabei helfen, eine Hochzeit zu beschützen- mit einem AWACS-Überwachungsflugzeug.

Die Polizei bietet 18 000 Beamte auf. Diese werden auch aufauffällig große Blumensträuße achten: Bei der letzten königlichenVermählung in Madrid hatte ein Anarchist vor 98 Jahren eine unterBlumen versteckte Bombe auf den Hochzeitszug geschleudert. KönigAlfonso XIII. und seine Braut blieben unverletzt, aber mehr als 20Untertanen wurden getötet.

Letizia Ortiz erhält mit der Hochzeit den Titel der «Prinzessinvon Asturien». Bei der Bekanntgabe der Verlobung vor einem Jahr warin der Presse das Gerücht kolportiert worden, Felipe habe König JuanCarlos und Königin Sofía vor die Wahl gestellt: Entweder die Elternakzeptierten die Auserwählte, oder er verzichte auf die Thronrechte.Die Autorin Pilar Urbano, die über einen guten Draht zum Königshausverfügt, bezweifelt dies: «Wenn der Prinz zwischen seiner Liebe undden Aufgaben seines Amtes hätte wählen müssen, hätte er sich gegensein Herz entschieden. Allerdings hätte Felipe sich dabei gefühlt,als öffne sich der Boden unter seinen Füßen.»