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Siamesische Zwillinge Siamesische Zwillinge: Operation von Lea und Tabea wurde fortgesetzt

15.09.2004, 15:13
So werden Lea und Tabea getrennt (Grafik: dpa)
So werden Lea und Tabea getrennt (Grafik: dpa) dpa

Baltimore/dpa. - Beide Mädchen haben eigene Gehirne,die aber von den gemeinsamen Blutgefäßen genährt wurden.

«Die Trennung dieser Blutgefäße ist die größte Herausforderung derOperation», erläuterte eine Sprecherin der Johns HopkinsUniversitätsklinik. Glücklicherweise verlaufe der Eingriff «ganz nachPlan». Wenn ein Blutgefäß oder Nerven verletzt werden, könnenSchlaganfälle, Blutungen und neurologische Schäden auf Lebenszeitauftreten.

Die Trennung war in der Nacht zum Sonntag wegen Komplikationengestoppt worden. Ein zweimaliger vorübergehender Herzstillstand beiTabea hatte das Team um den Neurochirurgen Benjamin Carson zumvorläufigen Abbruch des riskanten Eingriffs bewogen, berichtete der«Stern» auf seiner Internetseite. Die Zwillinge wurden in den 82Stunden bis zur Fortsetzung am Mittwoch unter Narkose gehalten.

Ihre Eltern sehen dem Fortgang des Eingriffs zuversichtlichentgegen. «Es scheint so, dass Hoffnung da ist», sagte NicolaiReimer, der Leiter der Mennoniten-Gemeinde, der die Eltern Nelly undPeter angehören. Reimer steht in Kontakt mit den Großeltern derZwillinge.

Kliniksprecherin Kim Hoppe zufolge rechnen die Chirurgen mit einerOperationsdauer von 10 bis 15 Stunden. Das heißt, dass Lea und Tabeanoch vor Mitternacht Ortszeit (6.00 Uhr MESZ am Donnerstag) auf dieIntensivstation verlegt werden könnten. Sie haben statistischgesehen nur eine 50-prozentige Chance, die Trennung zu überleben.

Die Zwillinge aus Lemgo hatten doppeltes Pech. Sie haben dieschwierigste aller Verwachsungen, mit der nur zwei Prozent allerSiamesischen Zwillinge zur Welt kommen. Ein Fall wie ihrer kommt nurein Mal bei zehn Millionen Geburten vor. Eine Abtreibung kam fürMutter Nelly aus religiösen Gründen nicht in Frage.

Folgeschäden werden oft erst später sichtbar. Von den weltweit 30Kindern, die Trennungen an der Schädeldecke überlebt haben, sind 17behindert. Nur 7 können ein ganz normales Leben führen. Hoppe hattesich anfangs recht optimistisch gegeben. «Wir wollen den beidenMädchen ein gesundes und unabhängiges Leben schenken», sagte sie derdpa.

Der federführende Neurochirurg Carson gilt als einer dererfahrensten Ärzte weltweit für die Trennung Siamesischer Zwillingeam Oberkopf. Er hat die Operation bereits vier Mal ausgeführt -nach Berichten in Fachzeitschriften allerdings nur einmal mitwirklich positivem Ausgang. Im vergangenen Sommer starben SiamesischeZwillinge, 29-jährige Frauen aus Iran, auf seinem Operationstisch.