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Maul- und Klauenseuche Seuchengefahr nicht gebannt ‒ Agrarstimmung getrübt

Die Maul- und Klauenseuche drückt auf die Stimmung der Agrarbranche ‒ auch bei der Grünen Woche in Berlin. Was bringen weitere Tests? Die Lage bleibt angespannt.

Von Monika Wendel, dpa Aktualisiert: 20.01.2025, 17:11
Die Grüne Woche ist ein Schaufenster der Agrarbranche: Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (2. v.r) kostet an den Ständen der Aussteller in der Brandenburg-Halle.
Die Grüne Woche ist ein Schaufenster der Agrarbranche: Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (2. v.r) kostet an den Ständen der Aussteller in der Brandenburg-Halle. Hannes P. Albert/dpa

Berlin - Für die Landwirte steht die Grüne Woche im Zeichen der Krise. Zwar war die Brandenburg-Halle bei der Agrarmesse in Berlin schon gegen Mittag rappelvoll. Aber die Stimmung sei wegen der Maul- und Klauenseuche (MKS) ein Stück weit getrübt, sagte Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt. Sie muss sich kurz nach ihrer Amtsübernahme in der neuen Landesregierung als Krisenmanagerin bewähren. 

Agrarministerin: MKS-Gefahr nicht gebannt

Vor rund eineinhalb Wochen war der Ausbruch der MKS bei einer Wasserbüffel-Herde nachgewiesen worden. Obwohl es seitdem keinen weiteren Fall der für Klauentiere hoch ansteckenden Viruserkrankung gibt, ist die Anspannung groß. „Sicher kann zu jedem Zeitpunkt wieder ein neuer positiver Befund kommen. Also die Gefahr ist nicht gebannt“, sagte Mittelstädt. Für Menschen ist die MKS ungefährlich.

Beim Rundgang zu den Messe-Ständen heimischer Betriebe kostete die SPD-Politikerin an der Seite von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) Leberwurst-Brot und Safran-Eis, nippte auch mal an Bier und Likör. Die Unternehmen werben bei der Grünen Woche für ihre regionalen Produkte. Dabei gilt Brandenburg sozusagen als Garten Berlins. Die Hauptstadt ist für Landwirte ein wichtiger Absatzmarkt, vor allem im Bio-Bereich. 

„Klassentreffen“ mit Krisenstimmung

Für Mittelstädt ist die Messe längst bekanntes Terrain. Die 37 Jahre alte Ministerin kommt selbst aus der Landwirtschaft und war zuvor als Vorsitzende der Agrarmarketinggesellschaft bei der Grünen Woche dabei. Kritiker sehen in ihr eine Agrarlobbyistin, Naturschutzverbände stellten sich gegen sie. 

„Es ist ein großes Klassentreffen am Anfang des Jahres“, sagte sie zu ihrem Heimspiel bei der Agrarmesse. Immer wieder gab es Umarmungen, als sie beim Bandenburg-Tag auf der Grünen Woche von Stand zu Stand ging. 

Nach den Bauernprotesten rund um die Messe im vergangenen Jahr wegen Subventionskürzungen laufen nun vor allem Gespräche wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen der Maul- und Klauenseuche. „Von Aufatmen kann noch keine Rede sein“, sagte Landesbauernpräsident Henrik Wendorff. 

Beratungen mit Bund zu Hilfen für Landwirte geplant

Ministerpräsident Woidke kündigte Beratungen mit dem Bund über Hilfen für Landwirte an. Bei der Grünen Woche sagte der Regierungschef: „Wir sind längst nicht durch und müssen weiter sehen, dass wir alles tun, um die Seuche einzudämmen.“ Die Situation sei nach wie vor angespannt. Es würden alle Möglichkeiten geprüft, um betroffenen Landwirten zu helfen.

Die Agrarbranche bekommt die Folgen der Tierseuche, die zuletzt 1988 in Deutschland auftrat, vor allem beim Exportgeschäft zu spüren. Länder außerhalb der EU stoppten Einfuhren und nehmen tierische Produkte nicht mehr ab. Der Verband der Fleischwirtschaft rechnet mit Einbußen als Folge der Tierseuche im dreistelligen Millionenbetrag. Die Folgen des MKS-Ausbruchs gingen weit über Brandenburg hinaus und hielten auch noch einige Zeit an, meinte Bauernpräsident Wendorff.

Untersuchungen „unzähliger“ Proben dauern an

Agrarministerin Mittelstädt wartet nun vor allem auf weitere Untersuchungsergebnisse aus den Tierbeständen in den Restriktionsgebieten. Innerhalb dieser Schutz- und Überwachungszone um den Ausbruchsort herum gelten besondere Schutzmaßnahmen. Tiere, tierische Produkte und Futtermittel etwa dürfen in diesen Gebieten weiterhin nicht transportiert werden. 

Verstöße werden mit hohen Bußgeldern geahndet, wie der Landkreis Barnim mitteilte. „Die Gefahr einer weiteren Ausbreitung der MKS bleibt weiterhin hoch“. Denn die Fachleute rätseln nach wie vor, wie das Virus zu der Wasserbüffel-Herde ins brandenburgische Hönow am östlichen Stadtrand von Berlin kam.