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Seit 20 Jahren Seit 20 Jahren: Lufthansa-Ju-52 lässt Flugtradition wieder aufleben

17.03.2006, 09:42
Prüfer und Mechaniker Jörg Henning von der Lufthansa-Technik schraubt am Montag (13.03.2006) in Hamburg an der Junkers Ju 52 der Lufthansa.
Prüfer und Mechaniker Jörg Henning von der Lufthansa-Technik schraubt am Montag (13.03.2006) in Hamburg an der Junkers Ju 52 der Lufthansa. dpa

Hamburg/dpa. - Brummende Kolbenmotoren statt Düsenrauschen - dierestaurierte Ju 52 der Lufthansa erinnert an eine Zeit, als sichFlugreisen noch jenseits von Inflight-Entertainment und Bonusmeilenabspielten. In diesem Jahr feiert die Seniorin in der Lufthansa-Flotte gleich ein doppeltes Jubiläum: Vor 70 Jahren wurde dasFlugzeug in Dessau gefertigt, vor 20 Jahren nahm die «Tante Ju»liebevoll modernisiert wieder den Flugbetrieb in Lufthansa-Farbenauf.

Auf der Lufthansa-Basis in Hamburg machen Techniker die Ju 52 inden Wintermonaten wieder fit für die Flugsaison. «DasWartungsprogramm ist vom Luftfahrt-Bundesamt geprüft», sagt WolfgangHübel, technischer Betriebsleiter bei Deutsche Lufthansa BerlinStiftung. Sie organisiert den Flugbetrieb mit der Ju 52. Bei derZuverlässigkeit gab es keine Kompromisse. Passagiere sollen in demOldtimer genauso sicher reisen wie an Bord eines modernenGroßraumflugzeuges.

Ansonsten erleben die Gäste an Bord, wie sich Flugreisende in den30er Jahren fühlten. Mit ihren drei wuchtigen Sternmotorenbeschleunigt die Ju 52 bis auf Tempo 120 und hebt ab - moderne Jetsrasen mehr als doppelt so schnell über die Startbahn. «Das gesamteTeam besteht aus rund 60 Leuten, davon etwa 20 Piloten», sagt Hübel.Die Standards der internen Schulung sind streng: Selbst einerfahrener Jumbo-Pilot darf sich nicht einfach an den Steuerknüppelder Ju 52 setzen und losfliegen. Erst nach einer intensivenZusatzausbildung und mehreren Trainingslandungen dürfen die Pilotenmit der Ju 52 fliegen.

Eher gemächlich für heutige Maßstäbe geht es auch beim Reiseflugzu. Mit 190 Kilometer pro Stunde bleibt die Ju 52 auf Kurs. Bei denRund- und Streckenflügen ist die Flughöhe heute fotofreundlichgewählt. Die Passagiere haben aus wenigen hundert Metern Höhe einenweitaus besseren Blick als von Bord eines modernen Flugzeuges, das in12 000 Metern Höhe mit Tempo 900 dahinrast.

«Meistens sind wir in Deutschland und Europa unterwegs»,beschreibt Hübel den Flugplan. «Aber das Flugzeug war auch schon aufeiner Tour in den USA». Dorthin reiste die restaurierte Ju nachAngaben des Fördervereins «Freunde der Lufthansa Ju 52» allerdings imFrachtraum einer gigantischen Antonow - und nicht durch Stürme undWolken über den Atlantik.

Stürmisch war allerdings die Geschichte des historischenVerkehrsflugzeuges. Nach dem Einsatz in Deutschland flog die Ju inNorwegen, Süd- und Nordamerika, bevor sie 1984 zur Totalrestaurierungnach Hamburg kam. Nach Angaben von Hübel fliegen derzeit noch eineHand voll Ju 52 weltweit. So betreibt zum Beispiel im schweizerischenDübendorf eine Traditionsfluggruppe eine Ju-52-Flotte.