Altkanzler Schröder will sich nicht aus SPD-Geschichte löschen lassen
Seit 61 Jahren ist Gerhard Schröder Mitglied der SPD. Die Parteispitze grenzt ihn wegen seiner Freundschaft zu Putin aus. Er sieht sich aber weiterhin „in der Mitte der Sozialdemokratie“.
Hannover - Altkanzler Gerhard Schröder hat die SPD-Spitze davor gewarnt, ihn aus der Parteigeschichte streichen zu wollen. In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur beklagte er sich darüber, dass in der Parteizentrale auf der Etage, wo die Vorsitzenden ihre Büros haben, nicht einmal ein Bild von ihm zu finden sei. „Das ist interessant. Da muss die SPD auch vorsichtig sein. Sie wissen, wo das auch der Fall war?“, fragte er und gab die Antwort selbst. „In den kommunistischen Parteien der Vergangenheit wurden natürlich die jeweiligen Führer, wenn sie weg waren, mal aus der Geschichte der Partei gestrichen. Also ich glaube, so weit geht die SPD nicht.“
Eine SPD-Sprecherin erklärte dazu, dass es im Willy-Brandt-Haus auf der Etage, auf der die Vorsitzenden sitzen, keine Galerie der ehemaligen Parteichefs gebe. Es hingen dort aktuell „in unterschiedlichen Kontexten“ Bilder des Gründervaters der deutschen Sozialdemokratie, Ferdinand Lassalle, sowie der früheren Parteivorsitzenden August Bebel, Willy Brandt und Andrea Nahles, sagte sie. Über die gesamte Parteizentrale verteilt seien weitere Bilder und Kunstwerke aus der Geschichte der Sozialdemokratie zu finden, „darunter auch welche von Gerhard Schröder“.
Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin befreundet und weiterhin für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. Er hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als „fatale Fehlentscheidung“ bezeichnet, sich aber dennoch nicht von Putin losgesagt. Die SPD-Spitze grenzt ihn deshalb aus, ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte aber.
Zu Parteitagen wird Schröder - wie bei einem früheren Parteivorsitzenden eigentlich üblich - nicht mehr eingeladen. Die Parteivorsitzende Saskia Esken hatte das im vergangenen Jahr mit den Worten begründet: „Ich kann in Gerhard Schröder, den Altkanzler und ehemaligen Parteivorsitzenden, nicht mehr erkennen. Ich sehe ihn als einen Geschäftsmann, der seine Geschäftsinteressen verfolgt.“
Auf die Frage, ob ihn der Ausschluss durch die Parteiführung verletze, sagte Schröder: „Das verletzt mich nicht, weil ich die Akteure kenne, die das verursachen. Warum sollte mich das also verletzen? Würde meine Frau meinen Geburtstag vergessen, das würde mich verletzen.“ Er fügte hinzu: „Soll ich denn mein prinzipielles Verhältnis zur deutschen Sozialdemokratie, die die älteste demokratische Partei ist, die es in diesem Land je gegeben hat und bleiben wird, abhängig machen von Menschen, die ich nur begrenzt politisch ernst nehmen kann?“
Er werde so lange Sozialdemokrat bleiben, wie man ihn lasse, betonte Schröder. Über fehlende Zuneigung aus der Mitte der Partei könne er sich nicht beklagen. „Es gibt immer noch eine Menge Briefe, in denen Leute bestimmte Attacken gegen mich nicht verstehen. Also insofern glaube ich, dass ich immer noch in der Mitte der Sozialdemokratie lebe und will das auch weitermachen.“ Dass er zu der gegenwärtigen Parteiführung kein besonders enges Verhältnis habe, sei ja bekannt. „Muss man aber auch nicht haben, um Sozialdemokrat bleiben zu können.“