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Schifffahrt Schifffahrt: Deutsch-dänische «Butterfahrten» leben wieder auf

13.07.2006, 12:29

Flensburg/dpa. - Sechs größere und kleinere Fahrgastschiffe sind in der Saison 2006 auf der Förde unterwegs. Mit der «Feodora» bedient eines davon,erstmals nach dem Aus der ursprünglichen «Butterfahrt», wieder einedeutsch-dänische Route. Die Fahrt geht bis Gravenstein (dänisch:Gråsten) auf der nördlichen Fördeseite und von dort zurück indeutsche Gewässer rund um Holnis Spitze, dem nördlichstenFestlandpunkt Deutschlands, bis hinein in den idyllischen HafenLangballigau.

Wie früher gibt es an Bord das «hyggelige» (gemütliche) Restaurantund günstige Einkaufsmöglichkeiten unter derzeit geltendenzollrechtlichen Modalitäten, wenn auch nicht mehr im früheren Umfang.«Minibutterfahrt nach Kollund», «Flensburger Schnäppchentour»,«Dänische Anrettingstour» und «Erlebnisfahrt Egernsundbrücke», heißendie Fahrtangebote. Dabei kommen heute wieder die zumeist älterenDamen zu Ehren, die fast täglich zum Zeitvertreib «ihre» Fördedampferentern.

Das neue Angebot «Minibutterfahrt» ist jedoch rein nostalgischerNatur. Besondere steuerliche Vorteile wie einst gibt es kaum, nureine Schachtel steuerfreie Zigaretten pro Nase und preisgünstigenAlkohol im Ausschank. Außer den angebrochenen Zigaretten darf nichtsmitgenommen werden. Bis zum «Aus» der Butterschiffe 2001 gab es denkompletten zollfreien Einkauf mit Mitnahme der Ware von Bord.

Sie segeln im Fahrwasser jener «Petuhtanten», die sich vor demErsten Weltkrieg regelmäßig bei den Ausflugsfahrten zu Kaffee, Kuchenund Klatsch trafen. Der Begriff «Petuh» leitet sich vom französischen«partout» ab. Partoutkarten hießen seinerzeit die Dauerkarten, mitdenen die Petuhtanten unterwegs waren. Sie sprachen einen eigenenFlensburger Dialekt, das «Petuhtanten-Deutsch». Das ist eine Mischungaus dänischem Wortschatz und Satzbau mit deutschen Wörtern. DiePetuhtanten und ihre Mundart leben heute in zahlreichen Anekdotenweiter. Ein charmanter Dialekt: «Oh szee Liebe, da geht ja auchnFahrt Kollund über, szoll wir szehn und kriegn ein Billett!»

Einer der «Newcomer», die täglich mit Ziel Kollund oderGravenstein in See stechen, ist der Kapitän und Gründer seinerNordischen Ausflug-Schifffahrts GmbH (NAS), Alexander Klein. Er hattenicht wenige Hindernisse zu meistern, bevor sein Schiff «Feodora» denAuslandsverkehr ins gegenüber liegende Dänemark aufnehmen konnte. Wiegroße Schiffe, so haben auch die kleineren neue internationaleSicherheitsauflagen zur Terrorabwehr zu beachten. «Meine Feodora istso sicher wie die Queen Mary 2», sagt der 37-jährige Käptn. Fahrgästesollten sich also über umzäunte Kaiplätze und Ausweiskontrollen nichtwundern.

Mit neuem Programm ist auch die «M/S Nordertor» auf der Fördeaktiv, die sich auf dänische Tagesausflügler konzentriert hat. Ganzwie in alten «Butterfahrt»-Zeiten sammelt die Reederei mit Omnibussendie Fahrgäste auf dänischer Seite ein, um sie in Flensburg an Bord zunehmen. Anreize: Zollfreier Einkauf und die «Specialitetet», derleckere «Nordertor-Tallerken», natürlich mit einem «Snaps» dazu.

Treu und brav zeigt seit Jahren zuverlässig das Lieblingsschiffder Flensburger, «die Alex», Flagge auf der Förde. Kein anderesSchiff verkörpert die Tradition besser als diese alteSalondampferdame «Alexandra». Das schwimmende Wahrzeichen Flensburgssteuert hart auf den 100-jährigen Geburtstag im Jahr 2008 zu. Als«Kulturdenkmal» dampft das historische Passagierschiff - seit derAußerdienststellung 1975 und Grundsanierung 1980 bis 1988 -inzwischen bereits seit 17 Jahren wieder auf der Förde.