Motorrad-WM Sachsenring: Lokalmatadoren bei Zuschauerrekord chancenlos
Mehr als 250.000 Motorrad-Fans kommen am Wochenende auf den Sachsenring. Beim größten Einzelsport-Event Deutschlands strömen die Besucher auch ohne deutsche Top-Piloten auf die Tribünen.
Hohenstein-Ernstthal - Ein klein wenig niedergeschlagen saß Marcel Schrötter in seiner Box, nachdem er sein persönliches Ziel denkbar knapp verfehlt hatte. Den anvisierten Punkt auf dem Sachsenring hätte der 31-jährige Moto2-Ersatzfahrer bei seinem zweiten und vorerst letzten Einsatz nur allzu gerne mitgenommen. Zwar lag er lange Zeit auf Kurs. Am Ende musste er sich bei seinem Heimrennen aber mit dem 17. Platz begnügen.
„Die anderen Jungs stehen voll im Saft, und ich steige auf das Motorrad und soll dann in die Top Ten fahren?“, fragte der Bayer, der am kommenden Wochenende wieder in der Supersport-Klasse im britischen Donington am Start stehen wird. „Es war voll im Rahmen, aber natürlich bin ich auch enttäuscht, weil ich das kleine Highlight, einen Punkt zu holen, nicht geschafft habe.“
Vom ausgebliebenen Erfolg der Lokalmatadoren - auch Stefan Bradl schaffte es nicht in die Punkte - ließen sich die Zuschauer die Stimmung nicht vermiesen. Erneut wurde auf dem Traditionskurs mit 252.826 Motorrad-Fans ein Besucherrekord an diesem Wochenende aufgestellt. Sogar US-Schauspieler Keanu Reeves ließ es sich nicht nehmen, eine Einladung anzunehmen und verlieh der Veranstaltung Hollywood-Glamour. Der begeisterte MotoGP-Fan - bekannt aus Filmen wie „John Wick“ und „Matrix“ - durfte das Rennen der Königsklasse mit der schwarz-weiß-karierten Zielflagge abwinken.
Bereits zuvor war Schrötter im Einsatz. Beim Sieg von Fermín Aldeguer fiel der Vertreter des verletzten Deniz Öncü nach einer Berührung in der Endphase des Rennens noch zurück. Nur 0,6 Sekunden fehlten zum WM-Zähler. „Am Anfang habe ich ein paar Positionen gutmachen können, deswegen bin ich auch happy im Großen und Ganzen“, sagte er.
Genuss im Vordergrund
Schrötters Zukunft ist noch unklar. Für ihn stand an diesem Wochenende der Genuss im Vordergrund. Insgeheim hatte der Pilot aber schon ein wenig darauf gehofft, sich für 2025 präsentieren zu können. „Wäre ich heute in die Top Ten gefahren, dann wäre die Aufmerksamkeit vielleicht noch ein bisschen größer gewesen“, sagte er. „So bin ich aber in einem Alter, in dem ich nicht mehr ganz so interessant bin für diese Meisterschaft. Keine Ahnung, ob da irgendeiner trotzdem Lust darauf hat, weil er denkt, ein deutscher Fahrer wäre wichtig.“
Glücklos blieb auch Bradl. Der Wildcard-Inhaber erlebte nach einem Missverständnis am Samstag mit dem achtfachen Weltmeister Marc Márquez ein schwieriges Wochenende in der Königsklasse. Zunächst wurde er wegen des Zwischenfalls mit dem Spanier auf den letzten Startplatz zurückversetzt und nach dem Rennen wurde gegen den Honda-Testfahrer wegen eines zu geringen Reifendrucks ermittelt. Die WM-Punkte waren aber ohnehin außer Reichweite. Den Sieg in der MotoGP-Klasse sicherte sich Weltmeister Francesco Bagnaia, der dadurch auch die WM-Gesamtführung übernahm. Der Italiener profitierte in einem spektakulären Rennen von einem späten Sturz seines Rivalen Jorge Martín.
Auch nach 2026 soll es weitergehen
Noch bis 2026 wird die Motorrad-WM auf dem Sachsenring zu Gast sein. Geht es nach dem Organisator ADAC, soll der Vertrag verlängert werden. „Die Bekundungen, die wir aus dem Büro der Dorna gehört haben: Es besteht der große Wunsch, dass es hier weitergeht“, sagte Klaus Klötzner, Vorsitzender des ADAC Sachsen, über die Verhandlungen mit der bisherigen Vermarktungsgesellschaft und dem neuen Promoter Liberty Media, der auch die Rechte an der Formel 1 hält. „Ich denke, dass wir uns irgendwo zusammenraufen werden - so wie in der Vergangenheit auch.“