Rockermord-Prozess Rockermord-Prozess: Lebenslange Haft für zwei «Bandidos»

Münster/dpa. - Das Landgericht Münster hat am Dienstag zweiMitglieder der Motorradgang «Bandidos» wegen Mordes an einem Mitgliedder rivalisierenden «Hells Angels» zu lebenslanger Haft verurteilt.Nach dem Urteil der 2. Großen Strafkammer hatten die beiden 36 und 48Jahre alten Männer im Mai vergangenen Jahres den 47-jährigenMotorradhändler erschossen. Der Mann verblutete in seinem Laden imwestfälischen Ibbenbüren. Die Anklage stützte sich auf eine langeKette von Indizien, jedoch fehlten klare Beweise. Die Verteidigunghatte daher Freispruch gefordert. Ihr Versuch, mit Hilfe einesKronzeugen die Indizienkette zu erschüttern, war jedoch gescheitert.
Der Kronzeuge, ein Aussteiger aus der «Hells-Angels»-Szene, gabvor Gericht an, von den Vorfällen um den Tod des Motorradhändlers«keine Ahnung» zu haben. Verteidiger Jens Meggers sagte in seinemPlädoyer, er sei davon überzeugt, dass der Zeuge auch angesichtszahlreicher Rocker im Zuschauerraum «mauert».
Nach Aussagen dieses Kronzeugen waren Anfang der Woche insgesamt14 Mitglieder der Rockergruppe «Hells Angels» festgenommen worden.Die Staatsanwaltschaft Verden bestätigte am Dienstag einen Berichtdes «Weser Kurier», wonach der Mann gegen seine früherenClubmitglieder ausgesagt hat. Den 14 Rockern wird schwerer Raub undgefährliche Körperverletzung zur Last gelegt.
Der Vorsitzende der 2. Großen Strafkammer, Michael Skawran,stützte das Urteil des Gerichts nach fast sechs MonatenVerhandlungszeit vor allem auf Widersprüche in den Aussagen derAngeklagten sowie auf die Auswertung von Telefondaten. So habe es einkonspiratives Mobiltelefon gegeben, mit dessen Hilfe sich beideAngeklagten am Tag der Tat verständigt hätten. Einer der Angeklagtenhatte sich bei der Polizei in seiner Heimatstadt Bremen auffälligverhalten. Er gab an, zur Tatzeit in Recklinghausen gewesen zu sein.Dies war nach Auswertung aller Daten praktisch nicht möglich. «Erhätte nur einmal mit der Hand ans Ortsschild fassen können», sagteRichter Skawran, denn schon kurze Zeit später wurde er in einerTankstelle in Bremen von einer Überwachungskamera fotografiert.
Unmittelbar nach der Urteilsverkündung verließen nachPolizeiangaben zahlreiche Anhänger der «Hells Angels» das Gericht.Die Rocker machten sich mit Bussen, Autos und Motorrädern auf den Wegaus der Stadt. Nach Polizeiangaben hielten sich gut 400 Mitgliederder «Hells Angels» sowie 40 bis 50 Anhänger der «Bandidos» in Münsterauf. Zwischenfälle zwischen den verfeindeten Banden gab es lautPolizei zunächst nicht. Sie waren voneinander getrennt eingetroffen.Vier «Bandidos» waren bei Kontrollen in Gewahrsam genommen worden,weil sie Schlagwerkzeuge bei sich hatten. Unter anderem waren beiihnen ein Beil und ein Baseballschläger entdeckt worden.